Fortuna Düsseldorf Fortunas Vorstandschef Schäfer ist gefordert

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf ist seit sechs Spielen ohne Sieg. Weitaus schwieriger ist die Situation im wirtschaftlichen Bereich. Zuschauerzahlen und Sponsoreneinnahmen sinken kontinuierlich.

 Robert Schäfers wirtschaftliche Bilanz ist bislang durchwachsen.

Robert Schäfers wirtschaftliche Bilanz ist bislang durchwachsen.

Foto: End

Das Spiel beim VfB Stuttgart sollte die Meldung, die wenige Stunden vor dem Anpfiff veröffentlicht wurde, zur Randnotiz werden lassen. Denn sie war brisant und bitter zugleich: Trikotsponsor Otelo beendet im Sommer sein Engagement bei der Fortuna. Fünf Jahre lang hatte der Schriftzug des Telekommunikationsunternehmens auf der Brust der Düsseldorfer geprangt. Jetzt ist Schluss. Es ist der Höhepunkt einer negativen Entwicklung im wirtschaftlichen Bereich, die durch die dreieinhalb Jahre anhaltende sportliche Talfahrt genährt wurde.

Die sportliche Krise, die zum Jahreswechsel 2013 begann, sich nach dem Bundesliga-Abstieg beschleunigte und erst im vergangenen Sommer mit dem Erhalt der Zweitklassigkeit gestoppt wurde, führt zu erheblichen Einnahmeverlusten. Sie haben zwar mit Verzögerung eingesetzt, wurden aber kontinuierlich fortgeschrieben. Die Hoffnung, dass die sportliche und wirtschaftliche Talfahrt beendet und die Wende eingeleitet sein könnten, ist vage; möglich wäre auch, dass es sich in den vergangenen Monaten lediglich um eine Erholung gehandelt hat.

Eindeutig ist jedoch, dass Fortuna seit dem Abstieg in die zweite Liga rund 4000 Zuschauer pro Saison verloren hat. Dieser Trend hält an. Der anvisierte Schnitt von 25.000 Besuchern wird auch in dieser Spielzeit kaum erreicht werden.

Die Einnahmen im Marketingbereich sind ebenfalls seit fünf Jahren rückläufig. Der Verlust des Trikotsponsors: ein Tiefschlag. Der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer versuchte wie ein PR-Mann, die schlechte Nachricht als große Chance zu verkaufen: "Wir werden einen neuen Haupt- und Trikotsponsor finden, der von der großen Markenpräsenz und vor allem von der positiven Wahrnehmung der Fortuna profitieren wird", sagte er. "Wichtig ist uns aber auch, dass der neue Partner unseren Weg mitgeht, eine Fortuna aufzustellen, mit der sich unsere Fans, Mitglieder und die Menschen in Düsseldorf identifizieren können."

Das klingt schön, doch Schäfers Zwischenbilanz seit seinem Amtsantritt vor zehn Monaten fällt bescheiden aus. Er darf für sich reklamieren, am Klassenerhalt beteiligt gewesen zu sein, indem er gerade noch rechtzeitig Trainer Friedhelm Funkel holte. Zudem ist es sein Verdienst, dass er nach außen hin für Ruhe gesorgt hat, indem er Finanzvorstand Paul Jäger einen Maulkorb verpasst hat. Immerhin ist es Schäfer gelungen, in Sachen Ausrüster einen ähnlichen Gau wie im Bereich Trikotsponsor zu verhindern. Die Lücke, die der jahrzehntelange Sportausrüster Puma riss, der im Sommer dem Klub den Rücken kehrt, wird durch Uhlsport geschlossen. Das neue Unternehmen zahlt 100.000 Euro mehr, genießt aber (noch) nicht den Ruf einer internationalen Marke.

Doch Schäfers Zwischenbilanz in seinen Kernbereichen fällt mau aus. Vom Aufsichtsrat hat er vor seinem Amtsantritt den Auftrag erhalten, den Verein in den Bereichen Marketing, Organisation und Finanzen neu zu strukturieren. Das versucht er, indem alle Fäden bei ihm zusammenlaufen, was nicht per se schlecht ist.

Doch Schäfer glänzt vor allem durch nicht immer unumstrittene Personalentscheidungen. Dem langjährigen Marketingchef Carsten Franck wurde seine Entlassung mit einer sechsstelligen Abfindung versüßt. Dafür leistet sich Schäfer einen Assistenten namens Alexander Steinforth, der im erweiterten Management von Manchester United tätig war und 120.000 Euro pro Jahr erhalten soll. Ob auch in den von Paul Jäger und Sven Mühlenbeck verantworteten Bereichen Finanzen und Organisation in absehbarer Zeit personelle Veränderungen folgen, darüber wird spekuliert.

Schäfer ist nach nur zehn Monaten an einem Punkt angelangt, wo er nicht nur durch kostspielige personelle Veränderungen, sondern durch Erfolgsmeldungen in seinen Kernbereichen Marketing und Sponsoring punkten muss. Da reicht ein neues Konzept für die Arena nicht aus.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat der Verein einen Verlust von 1,88 Millionen Euro gemacht, auch in dieser Saison wird er ein Minus ausweisen.

(ths)
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