Fortuna Düsseldorf Fortuna-Fans drehen Eroberung von Köln

Düsseldorf · Sie haben alle nur Vornamen und wollen persönlich nicht in Erscheinung treten oder gar einen Vorteil aus ihrer "Fortuna-Filmkarriere" ziehen.

Sie sind halt "Else und die anderen", ergänzt um die "Strischää", womit der Ernst der Angelegenheit klar ist. Der Film "Halbangst 3" erscheint passend zum Derby am kommenden Sonntag und ist ab sofort im Internet zu sehen.

Es geht ihnen um Gerechtigkeit, Kampf oder einfach nur Jubel für Fortuna. Und was sich da Düsseldorfer Kreative, Filmschaffende, Theaterleute etc. seit mehr als einem Jahr ausdenken, hat im Netz längst Kultstatus und rund 250 000 Klicks. Die neueste Errungenschaft, von seriösen Kritikern vermutlich als höhere Form von Blödsinn gebrandmarkt, hatte jetzt bei einem bunten Abend in der Oberkasseler Eckkneipe "Pauls" Premiere: das dramatische Werk "Halbangst 3", in dem passend zum Auswärtsspiel am kommenden Sonntag nichts Geringeres geschieht als die Eroberung von Köln.

Zur Vorgeschichte ist zu sagen, dass sich der Begriff Halbangst einer Aussage des Trainer-Titanen Otto Rehhagel verdankt. Der hatte nach dem Relegationsspiel der Hertha in Düsseldorf 2012 gesagt, er habe beim Sturm der Fans aufs Spielfeld diesen Gefühlszustand erlebt. Das Wort Halbangst empfanden die Fortuna-Fans abstrus und attraktiv zugleich, so dass sie ihm zu einer Karriere verhelfen wollten. Im ersten filmischen Versuch wurde der Begriff selbst inszeniert und aufs Lied "Halbstark" der Toten Hosen gereimt.

"Halbangst 2" bedeutete einen Niveausprung: Unter dem Titel "Haus vom Veh" wurde zur Melodie von "Haus am See" Text und Video des Hits auf Fortuna-Verhältnisse übertragen und der ungeliebte Frankfurt-Trainer Armin Veh ins Visier genommen. Spielergrößen wie Peter Biesenkamp und Sascha Rösler bewiesen ihr schauspielerisches Talent. Nur zeitweise war im Netz am Ende Superstar Angus Young von AC/DC zu sehen. Er sprach die Worte "Fortuna is Rock 'n' Roll".

Jetzt geht der Spaß weiter. Leider sind wir in der zweiten Liga, dafür geht's gegen Köln: Dieses Empfinden spornte Else und alle anderen erneut an, nach mehreren Kreativrunden im "Pauls" stand das Drehbuch für "Halbangst 3" fest. Zu Wasser, zu Lande und zur Luft wird Köln erobert! Wieder waren große Fortunen auf dem Set: Mannschaftsbetreuer Aleks Spengler mimt den Hafenmeister, Georg Koch auf der Kölner Domplatte einen grünen Torwart-Hulk, der knüppelharte Verteidiger Heiner Baltes ist der Aufzugwärter im Rheinturm — und Peter Biesenkamp glänzt diesmal nicht als stilvoller Chauffeur, sondern als smarter Flugkapitän. Sogar die Toten Hosen tragen ihren Teil zum Gelingen bei: Sie überließen beim Konzert im Kölner Stadion Ende Juni vor dem Soundcheck ihre Bühne der Film-Crew.

Höhepunkt des Streifens ist ein Flashmob auf der Domplatte. Wenn Else und alle anderen per Gummiboot, Flugzeug, Taxi oder gebeamt in Köln angekommen sind, ist großes Bohei vor der gotischen Kathedrale. Rund 120 Fans stehen, nachdem ein akustisches Signal ertönt, plötzlich in rot-weiß vor der Kirche und singen lautstark den Refrain des Film-Songs: "Jetzt simmer hier" auf die Melodie des Bap-Klassikers "Verdamp lang her". Nach einigen Sekunden ist der Spuk vorbei, als wäre nichts gewesen, und die Fans verschwinden. Zum Abschluss fliegt Hund Nero, den aufgesetzte Hörner und ein rotes Leibchen zum Geißbock machen, auf den Befehl "Platz" in die Luft.

Das Ende vom Lied ist dies sicher nicht. "Wir waren alle traurig, als die Dreharbeiten vorbei waren", sagt einer der Organisatoren. Die Zeit wird in der Truppe als eine Mischung aus Klassenausflug, Jugendherberge und erster Urlaub empfunden. Überraschungen inklusive: "Die Leute in Köln waren sehr nett. Als wir mit der Gondel fuhren und man unsere Fortuna-Trikots sah, wurden wir gefragt, ob wir eine Wette verloren haben." Die Gondel hatte — nicht geplant — die Nummer 33. Nur damit es jeder weiß: Das ist das Jahr von Fortunas Meisterschaft.

(RP)
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