Elfer rausgeholt, Elfer verschossen Gießelmann ist Fortunas Pechvogel des Abends

Düsseldorf · In der 73. Spielminute hätte sich das Blatt für Fortuna Düsseldorf am Dienstagabend nochmal zum Guten wenden können: Im DFB-Pokalderby führt Borussia Mönchengladbach 1:0, die Fortuna bekommt einen Elfmeter. Doch Niko Gießelmann verschießt – und erlebt ein Déjà-vu.

Niko Gießelmann verschießt Elfmeter im Pokalderby
8 Bilder

Niko Gießelmann verschießt Elfmeter im Pokalderby

8 Bilder
Foto: rtr, sasw

In der 73. Spielminute hätte sich das Blatt für Fortuna Düsseldorf am Dienstagabend nochmal zum Guten wenden können: Im DFB-Pokalderby führt Borussia Mönchengladbach 1:0, die Fortuna bekommt einen Elfmeter. Doch Niko Gießelmann verschießt — und erlebt ein Déjà-vu.

Seit der Erfindung des Strafstoßes im Fußball 1891 in Irland schwingt ein Versprechen mit, bei dieser ganz besonderen Situation auf dem Feld. Plötzlich heißt es nicht mehr Team A gegen Team B, sondern Mann gegen Mann — oder Frau gegen Frau. Adrenalin kocht auf dem Rasen und auf den Rängen hoch. Hier der Elfmeterschütze, der alle Trümpfe auf seiner Seite hat. Da der Torhüter, der jede Sekunde bis zum Showdown nutzt, um jede Regung seines Gegenübers zu studieren. Diese Dramaturgie zeigte sich auch in der 73. Minute des DFB-Pokalderbys zwischen der Fortuna und Borussia Mönchengladbach, doch am Ende gab es keinen echten Gewinner, denn der Pfosten war entscheidend.

Gießelmann überzeugt im Spiel

Thorgan Hazard hatte die Gäste aus Mönchengladbach in der Esprit-Arena mit 1:0 in Führung geschossen (53.). Die Düsseldorfer erhöhten daraufhin vor ausverkauftem Haus den Druck, pressten höher und erspielten sich Chancen. In der 73. Minute initiierte Niko Gießelmann einen Angriff über die linke Seite. Er ließ Gladbach-Verteidiger Tony Jantschke stehen. Dann zog er in den Strafraum ein und setzte zum Schuss an. Doch Jantschke verfolgte ihn und brachte Gießelmann zu Fall. Schiedsrichter Manuel Gräfe zeigte auf den Elfmeterpunkt — und 52.500 Zuschauern schoss das Adrenalin durch den Körper: Dann trat der Gefoulte selbst an. Ein Spieler, bei dem die Leistung bis dato stimmte, der eine Passquote von nahezu 100 Prozent hatte und der viele Kilometer machte.

Gießelmann kennt die Situation. Elf Mal hat er sie in seiner Profi-Karriere bereits erlebt. Bei seiner Premiere hatte es geklappt. Für Hannover 96 schoss er in der Regionalliga Nord das 2:0 gegen Hertha BSC II vom Elfmeterpunkt. Damals aber waren nur 120 Zuschauer da. Und es ging nur um drei Punkte, nicht um den Einzug in die dritte Pokalrunde gegen einen Bundesligisten. In dieser Saison hat es auch schon geklappt. Nur zweimal hatte er in seiner Karriere vor dem Derby vom Punkt versagt.

Der zwölfte Elfmeter seiner Karriere

An diesem Pokalabend atmet der 26-Jährige tief durch. Er schaut noch einmal kurz in die rechte untere Torecke. Ein Bluff, auf den Torwart Yann Sommer aber nicht reinfällt. Sommer hat in seiner Karriere bereits 14 von 62 Strafstößen gehalten. Auch wenn die Quote leidet, seitdem er bei der Borussia ist. Nun zieht Gießelmann ab, und er nagelt den Ball halbhoch an den linken Pfosten. Fortunas Flügelspieler schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Er wird zum Pechvogel des Abends. "Ich selbst werde wohl ein, zwei Stunden weniger Schlaf haben in dieser Nacht, aber ich denke, die Mannschaft wird mir nicht böse sein wegen des Elfmeters — das haben sie auch schon gesagt", sagte Gießelmann nach dem Spiel. "Jetzt sind wir natürlich traurig, aber in ein, zwei Tagen werden wir stolz auf uns sein."

Gießelmanns Elfmeterquote liegt nun bei 75 Prozent. Eine Randnotiz. Dass er Fortunas Standardschütze bleiben wird, ist wahrscheinlich. Vorwürfe machte ihm zumindest öffentlich niemand. Trainer Friedhelm Funkel lobte sein Team nach dem Spiel. Er sprach von einem Spiel auf Augenhöhe. Auch wenn die Niederlage unglücklich sei, werde sie das Team gut wegstecken, "weil die Leistung gestimmt hat".

(ball)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort