Fortuna Düsseldorf Fortuna muss sich Stabilität erarbeiten
Düsseldorf · Die vielen Veränderungen auf allen Ebenen haben den Verein durchgerüttelt. Auf dem Platz stand nur selten ein eingespieltes Team. Die so genannten Leistungsträger des Fußball-Zweitligisten bieten zu wenig Orientierungshilfe.
Am Dienstag hatte Fortuna Düsseldorf endlich einmal Grund zum Feiern. Die "Diva vom Rhein" wurde 120 Jahre alt. Doch es herrscht allgemeine Tristesse rund um den Zweitligisten. Die Mannschaft, die im oberen Tabellendrittel mitmischen sollte, hat das Saisonziel verfehlt. Das ist ärgerlich, aber nicht verwunderlich, denn der gesamte Verein muss tiefgreifende Veränderungen verkraften. So wurde fast das gesamte Führungspersonal in kürzester Zeit gewechselt: Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzender, Manager, Trainer, Co-Trainer, Kapitän.
In so geballter Form hat das Seltenheitswert und kann nicht geräuschlos vonstatten gehen. Dass dies auch noch auf dem sportlichen Höhepunkt einer jahrelangen Entwicklung geschah, macht das Unterfangen noch schwieriger. Die beiden Vorsitzenden der Führungsgremien befinden sich noch auf Identitätssuche, die Positionen des Trainers und Co-Trainers sind quasi vakant.
All das darf aber nicht davon ablenken, dass die Mannschaft derart hinter den Erwartungen zurück bleibt und die Spieler ihr Leistungsvermögen nicht annähernd ausschöpfen. Der von Manager Helmut Schulte übernommene und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Trainern ergänzte Kader verfügt über mehr Potenzial. Für die derzeitige Talfahrt sind daher die Spieler verantwortlich. Einige Gründe, warum es abwärts geht.
Trainer Fünf Trainer in nicht einmal zwei Jahren sind Ausdruck eines fragilen Gebildes: Norbert Meier, Mike Büskens, Lorenz-Günther Köstner, Oliver Reck und Taskin Aksoy. Es sind die Auswirkungen einer Achterbahnfahrt mit Auf- und Abstieg. Dabei sind Kontinuität und Linie auf der Strecke geblieben. Entsprechend groß ist die Verwirrung auf dem Platz und im Umfeld. Der nochmalige Trainerwechsel Ende Februar war richtig, auch wenn der erhoffte Erfolg ausgeblieben ist. Das liegt auch daran, dass Taskin Aksoy sofort als Interimstrainer präsentiert wurde. Damit wurde seine Autorität untergraben, ihm ein perspektivisches Handeln und Mitspracherecht genommen.
Anders als in Dortmund, wo sich die Spieler für Jürgen Klopp noch mal ins Zeug legen, um ihm nach jahrelanger Zusammenarbeit einen schönen Abschied zu bereiten, fehlt im Fall Aksoy ein solches Ziel. So kann es letztlich nicht verwundern, dass Aksoy die Spieler nicht erreicht, dass er die Mannschaft ordentlich vorbereitet und einstellt, aber nichts davon umgesetzt wird.
Verletzungspech Die Liste der nicht einsatzfähigen Spieler war in den vergangenen Monaten ziemlich lang. Ob dies nur dem Pech geschuldet war, sei dahingestellt. Auf jeden Fall stand keine eingespielte Mannschaft auf dem Platz.
Hierarchie Eine intakte Mannschaft verfügt über Führungsspieler. Meist sind das die leistungsstarken, oft erfahrenen Akteure. Oliver Reck hatte sie namentlich benannt: Adam Bodzek, Sergio Pinto, Michael Liendl. Alle drei sind abgetaucht - verletzungsbedingt oder qualitativ.
Motivation Die Luft ist raus. Das Saisonziel hat die Mannschaft verfehlt. Einige werden den Verein verlassen, andere bleiben - es gibt zumindest vordergründig nichts, für das es sich zu kämpfen lohnt. Ein guter Vorsatz reicht wie in Fürth beim blamablen 0:3 allenfalls bis zum ersten Gegentor. Danach erlahmte jegliche Gegenwehr. Dass dies von den Fans kritisiert wird, ist nicht nur verständlich, sondern richtig - auch wenn Axel Bellinghausen dafür kein Verständnis hat.
Charakter Ein derartiges Nachlassen ist jedoch ein eindeutiges Zeichen von Charakterschwäche. Dabei hat sich ein gewissermaßen leichtfertiger Umgang mit der Verantwortung bereits zum Saisonbeginn gezeigt, als beim Viertligisten Würzburg eine unnötige Niederlage kassiert wurde und die Mannschaft trotz aller Warnungen zum wiederholten Mal in der ersten Pokalrunde gegen ein unterklassiges Team ausschied.