Fortuna Düsseldorf Fortuna sorgt sich um Einheit der Fan-Szene

Krefeld · Die Anhänger des Fußball-Zweitligisten ist zerstritten. Der Euphorie-Blase geht offenbar die Luft aus.

Fast schon flehentlich wirbt Fortuna Düsseldorf bei den Fans für den Kauf neuer Saisonkarten. Die Angst ist offenbar sehr groß, dass es nach der enttäuschend verlaufenen Spielzeit einen deutlichen Einbruch geben wird. Anders als in den jüngsten Spielen der zweiten Fußball-Bundesliga ist der Verein daher forsch in die Offensive gegangen: "Ohne Umschweife: Ja, die Fortuna hat eine schlechte Saison hinter sich! Und ja: Der Verein hat sich mit Sicherheit oft genug nicht optimal präsentiert." Verbunden wird das überraschend offene Eingeständnis im heutigen Fußball-Produkt-Geschäft mit dem Appell, auch in eher mageren Jahren zur Fortuna zu stehen.

Ob dieser Aufruf wirksam gewesen ist, wird sich bald zeigen: Seit gestern dürfen bisherige Dauerkarteninhaber ihr Vorkaufsrecht nutzen. Bald haben alle Fans die Möglichkeit, sich eine Karte für alle (mindestens) 17 Heimspiele zu kaufen. Experten rechnen damit, dass mindestens ein Drittel weniger Karten verkauft werden als für die vergangene Spielzeit. Das waren am Ende 21 150 Tickets, im Vergleich zur Saison vor zwei Jahren waren das indes auch schon 2350 weniger. Wegen der durchwachsenen Spielzeit 2013/14, die erst der Oliver-Reck-Endspurt rettete, war das indes als Erfolg zu werten. Von Vereinsseite ist zu hören, dass jetzt schon das Überschreiten der 17 000-Marke für eine gewisse Zufriedenheit sorgen könnte.

Immer deutlicher wird nicht nur durch diese Zahlen, dass aus der großen Euphorie-Blase der vergangenen Jahre langsam die Luft entweicht. Denn die Fortuna sorgt sich auch um die Einheit der Fan-Szene. "Das Verhältnis verschiedener Gruppierungen untereinander ist angespannt, das macht sich bemerkbar", sagt der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Kronenberg. Was ihm besonders nahe geht, denn zur Zeit seines Einsteigens in Fortunas höchstes Gremium kam er selbst aus der Fan-Szene, war unter anderem Mitglied der Kommission, die 2002 für eine neue Satzung zur Abwendung der Vereinspleite gesorgt hatte.

Das Wachsen des Vereins seither in wenigen Jahren von 2000 auf mehr als zehn Mal so viele Mitglieder tat das Übrige, um die Euphorie-Blase zu vergrößern. Viele Fans und Mitglieder sind mit der jüngeren Vergangenheit nicht mehr verbunden, und das wird durch die zahlreich entstandenen Meinungs- und Stimmungsgräben bei der Fortuna deutlich. Auf der einen Seite ruft der harte Fan-Kern aus der jüngsten unterklassigen Zeit zur Fan-Treue auf, man habe "schon viel Schlimmeres erlebt". Auf der anderen Seite schlägt der Anspruch der im Laufe der Aufstiegseuphorie gekommenen Anhängerschaft in schnelle(re) Unzufriedenheit um.

Ebenso wie der Verein stecken die Fans in einem "Findungsprozess", den auch Fan-Idol Andreas Lambertz bei seinem Abschied thematisierte: "Die Fortuna muss wieder die Einheit sein, die sie stark gemacht hat." Dass dies in zuletzt über zehn Jahren des kontinuierlichen Erfolges auch der Sport befeuert hat, ist wohl unbestritten.

Das vorrangige Ziel sei jetzt, dass der neue Trainer Frank Kramer eine Mannschaft bekomme, die wieder für eben jene Euphorie sorgen kann, sagt Aufsichtsratschef Marcel Kronenberg. Und dann sollte die Sorge um einen massiven Einbruch bei den Dauerkarten auch schnell vergessen werden können: "Am Ende zählt der Besucherschnitt in der Saison - nicht die Zahl verkaufter Saisonkarten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort