Fortuna Düsseldorf Fortuna und Köstner — es verlieren beide

Düsseldorf · Die Trennung vom erkrankten Cheftrainer wird zur unendlichen Geschichte. Für beide Seiten geht es darum, mit möglichst wenig Gesichtsverlust herauszukommen – und es geht um eine Menge Geld.

Das ist Lorenz-Günther Köstner
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Foto: dpa, Peter Steffen

Die Trennung vom erkrankten Cheftrainer wird zur unendlichen Geschichte. Für beide Seiten geht es darum, mit möglichst wenig Gesichtsverlust herauszukommen — und es geht um eine Menge Geld.

Der Zeitpunkt, an dem eine der beiden Seiten sich als Gewinner hätte feiern lassen können, ist längst überschritten. Fußball-Zweitligist Fortuna und Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner werden sich trennen — das ist seit Wochen klar. Doch die offizielle Verkündung eines Beschlusses, für den es nach der Erfolgsserie von Köstners Vertreter Oliver Reck keine Alternative mehr gibt, hat zu lange auf sich warten lassen.

Jetzt, nach neun Wochen attestierter Arbeitsunfähigkeit des 62-Jährigen und deren Verlängerung bis 29. Juni, ist ein Imageschaden für den Trainer wie für den Verein gar nicht mehr zu vermeiden.

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Auf Fortuna fällt dabei ein moralischer Schatten. Nicht, dass der Klub eine Wahl gehabt hätte: Dadurch, dass die zuvor fast gelähmt wirkende Mannschaft unter Reck plötzlich wieder attraktiven Fußball spielte und im Saison-Schlussspurt 16 von 18 möglichen Punkten holte, ging an einer dauerhaften Inthronisierung des nominellen Torwarttrainers als Chefcoach kein Weg mehr vorbei. Es sieht jedoch in der Öffentlichkeit nie gut aus, wenn ein Arbeitgeber sich von einem erkrankten Arbeitnehmer trennt.

Lediglich eine schnelle Einigung mit Köstner hätte diesen Beigeschmack lindern können, doch eine solche ist ausgeblieben. Daran freilich ist auch Köstner nicht unschuldig, denn statt eine geräuschlose, gesichtswahrende Lösung zu suchen, wählte er den Weg eines Boulevard-Interviews, kündigte darin eine baldige Rückkehr an, obwohl er damals schon wusste, dass Fortuna mit Reck plante.

Letztlich ist es Köstners gutes Recht, das Beste aus seiner Situation herauszuholen. Fortuna hat es, wie zuvor schon bei seinem Vorgänger Mike Büskens, versäumt, in den bis Juni 2015 laufenden Verträgen eine Klausel zu installieren, die dem Verein im Falle einer Beurlaubung die Zahlung von Punktprämien erspart. Somit geht es bei beiden Trainern um deutlich mehr als das Grundgehalt von geschätzten 350.000 Euro jährlich, wobei es einen maßgeblichen Unterschied gibt: Büskens mit seinen 46 Jahren könnte schon sehr bald wieder interessiert sein, für einen anderen Klub frei zu sein. Der 16 Jahre ältere Köstner weiß, dass es für ihn schwierig wird, noch einmal einen vergleichbaren Job zu finden.

Wer ihn deshalb als geldgierig abstempeln will, sollte vorsichtig sein: Köstner besitzt einen Vertrag, hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Es ist nicht seine Aufgabe, seinem Arbeitgeber Geld zu sparen. Auf der anderen Seite ist aber auch Fortuna kein Wohlfahrtsverband, hat eine Verantwortung gegenüber 24 000 Mitgliedern. Nun ist Verhandlungsgeschick nötig - damit die unvermeidbare Niederlage für beide nicht zu schmerzhaft ausfällt.

(RP)
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