Fortuna Düsseldorf Fortunas bedrohlicher Abwärtstrend

Düsseldorf · Beim 0:2 gegen den Karlsruher SC war von den guten Ansätzen der ersten beiden Saisonspiele nichts mehr zu sehen. Der Fehlstart ist komplett - und deshalb hielt Sportvorstand Schulte dem Team eine lange Ansprache.

Fortuna - Karlsruher SC 0:2
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In der Landeshauptstadt fühlen sich die Fußballfans derzeit schmerzhaft an Frank Goosens Geschichtensammlung "Weil Samstag ist" erinnert. Dort berichtet der Ruhrpott-Philosoph über einen Zuschauer, der nach fünf Minuten der ersten Partie einer neuen Saison aufspringt und durchs Stadion brüllt: "Dat is doch dieselbe Scheiße wie in der letzten Säsong!"

Nun erzählt Goosen zwar vom VfL Bochum - die Anhänger der Fortuna werden sich dennoch in dem Zitat wiedererkennen. Die Pokalblamage bei Viertligist Würzburg und die folgende 0:2-Heimniederlage in der Liga gegen den Karlsruher SC erinnern fatal an die Vorsaison, als die Düsseldorfer erst beim Regionalligisten Wiedenbrück scheiterten und anschließend 1860 München daheim unterlagen.

Fortuna - Karlsruhe: Einzelkritik
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Fortuna - Karlsruhe: Einzelkritik

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Noch schlimmer als die statistischen Parallelen ist jedoch der bedrohliche Abwärtstrend, der sich bei Fortunas Leistung zeigt. Vor allem deshalb tauchte Sportvorstand Helmut Schulte gestern Vormittag auch beim Training auf und versammelte die Mannschaft vor der Auslauf-Einheit 45 Minuten lang zu seiner Ansprache in der Kabine.

Schultes Eingreifen war nicht mehr als angemessen. Tags zuvor waren die Düsseldorfer nach passablem Auftakt förmlich in sich zusammengefallen, weil der KSC durch einen Kopfball des völlig ungedeckten Manuel Gulde in Führung gegangen war. Gerade 18 Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gespielt - was sehr bedenkliche Rückschlüsse über Fortunas mentale Stabilität zulässt. Immerhin zeigt Schultes Ansprache, dass Fortunas Führung die Situation nicht verharmlost, wofür auch die Aussage des Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall spricht: "Der Saisonstart ist, gelinde gesagt, nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Das müssen wir auch gar nicht versuchen, schön zu reden, das tut weh."

Schmerzlich war in erster Linie, dass von den guten Ansätzen der ersten beiden Saisonpartien nichts mehr zu sehen war. Sowohl beim 2:2 gegen Braunschweig als auch beim 1:1 in Berlin hatte Fortuna die erste Spielhälfte dominiert, dann aber das hohe spielerische Level nicht halten können. Beim 0:2 gegen Karlsruhe zeigten die Gastgeber nun Konstanz - leider in negativer Hinsicht.

Mit Ausnahme von Torhüter Michael Rensing, der gegen Manuel Torres sogar eine noch frühere Entscheidung verhinderte, zog sich durch alle Mannschaftsteile eine rekordverdächtige Fehlerquote. Diese paarte sich auf verhängnisvolle Weise mit sinkendem Selbstvertrauen: Nach dem 0:1 traute sich niemand mehr, schnelle Ballpassagen anzuzetteln und den im modernen Fußball unumgänglichen Schuss Risiko einzubringen. Fortuna beschränkte sich auf langweiligen und fruchtlosen Sicherheitsfußball, und wie es oft so ist, ging genau dieser bescheidene Versuch erst recht schief.

Fortunas Bolly verletzt sich direkt nach der Einwechslung
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Fortunas Bolly verletzt sich direkt nach der Einwechslung

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"Bei zwei, drei Spielern war erkennbar, dass das Selbstvertrauen verloren ging", erklärte Trainer Oliver Reck. Korrekt - nur war das nicht allein bei zwei, drei Spielern erkennbar, sondern beim gesamten Team. Entscheidend war daher nicht nur, dass Ben Halloran beim 0:1 schlief und Christian Weber vor dem 0:2 den Ball verlor, sondern mehr noch, dass Fortunas Korsettstangen ihren Mitspielern keine Schultern zum Anlehnen boten. Kapitän Adam Bodzek, diesmal wieder im defensiven Mittelfeld aufgeboten, spielte so viele Fehlpässe wie seit Monaten nicht mehr, Sergio Pinto rieb sich in fruchtlosen Zweikämpfen auf, Regisseur Michael Liendl gelang nahezu nichts. Doch wenn diese drei, die Reck zu den Säulen seines Systems erklärte, nicht funktionieren, dann läuft bei den Düsseldorfern überhaupt nichts. Schnelle Abhilfe tut not.

(RP)
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