Fortuna Düsseldorf Fortunas Liendl auf der Suche nach sich selbst

Düsseldorf · Nach sechs großartigen Monaten macht der österreichische Regisseur das erste Formtief seiner Düsseldorfer Zeit durch. Erst wenn er es überwunden hat, wird auch das Team wieder glänzen.

Michael Liendl: Feingeist und Elfmeterexperte
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Das ist Michael Liendl

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Foto: rpo, Falk Janning

Michael Liendl ist keiner, der sich versteckt. Auf dem Platz nicht, aber auch nicht hinterher, in der Interviewzone, wo es nach Niederlagen sehr unangenehm werden kann. Viele Fußballprofis drücken sich dann, verschwinden wort- und grußlos in der Kabine. Nicht so Liendl. So schlecht es für die Mannschaft oder auch für ihn selbst gelaufen sein mag, der Österreicher stellt sich, sucht keine Ausflüchte.

"Wir wollten unbedingt gewinnen", sagt er nach der bitteren 0:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC. "Wir wollten gute Offensiv-Aktionen zeigen. Leider ist es uns nicht gelungen." Man spürt bei jedem seiner Worte, wie sehr das an dem 28-Jährigen nagt. Liendl ist ein so hervorragender Fußballer, ein so talentierter Techniker, dass er jeden Fehlpass, der ihm unterläuft, wie eine persönliche Beleidigung ansieht. Die Ansprüche, die er an sich stellt, sind mindestens so hoch wie die seines Trainers Oliver Reck oder die der Fortuna-Fans.

"Jeder hat einhundert Prozent gegeben"

Das ist Helmut Schulte
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Foto: Falk Janning

Deshalb will er es auch nicht stehen lassen, als ihn ein Reporter darauf anspricht, ob es gegen den KSC am fehlenden Willen gelegen habe. "Den Willen kann man uns nun wirklich nicht absprechen", versichert Liendl. "Jeder hat einhundert Prozent gegeben. Aber es gibt nun mal Spiele, in denen es einfach nicht läuft."

Auch der gebürtige Grazer hatte am Samstag ein solches erwischt. Egal, was er auch probierte — es ging schief. Ungewohnte Fehlpässe, fehlender Mut zum Risiko, mit Ausnahme eines gefährlich abgefälschten Schusses bereits in der vierten Minute keine Torabschlüsse. Das war nicht der Michael Liendl, den die Düsseldorfer Anhänger in den Monaten seit seinem Transfer vom Wolfsberger AC im Januar liebengelernt hatten, und niemanden ärgert das mehr als den Regisseur.

Fortuna - Karlsruhe: Einzelkritik
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Nun wäre es natürlich in fataler Weise ungerecht, wenn man Liendl die Schuld am Fehlstart der Düsseldorfer in die Schuhe schieben wollte. "Ein Einzelner kann es in einer solchen Situation nicht richten", betont Sportvorstand Helmut Schulte. "Individuellen Glanz kann ein Spieler nur innerhalb einer stabilen Mannschaft verbreiten, und das gilt auch für einen so hervorragenden Fußballer wie Michael Liendl." Gegen den KSC war dieses Manko überdeutlich, denn seine Nebenleute Adam Bodzek und Sergio Pinto — die wie er von Trainer Reck vor der Saison als gesetzt erklärt worden waren — konnten ihm keine Unterstützung geben.

Der Österreicher wird sich vom ersten Tief seiner Düsseldorfer Zeit nicht umwerfen lassen. "Da hilft jetzt kein großes Rumjammern", sagt der Familienvater kämpferisch. "Wir wissen genau, was wir jetzt zu tun haben. In der Woche gut und hart arbeiten, dann uns in Aue besser präsentieren." So einfach klingt das, und so einfach ist es letztlich auch — Fortunas Spieler müssen es nur umsetzen.

Michael Liendl jedenfalls ist bereit dazu. Noch wirkt es, als habe er nicht die richtige Abstimmung mit Pinto gefunden, doch die beiden Haudegen werden weiter daran arbeiten. Denn so viel ist klar: Erst wenn es bei Liendl wieder läuft, wird Fortuna wieder glänzen.

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