Fortuna Düsseldorf Ist der Leipzig-Boykott ein legitimes Mittel?

Düsseldorf · Fortunas Ultras werden am Montag ( 20.15 Uhr/Live-Ticker) nicht zum Zweitliga-Spiel nach Sachsen fahren, aus Protest gegen das von ihnen abgelehnte Projekt des Brause-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Ein Pro und Contra.

Fortuna Düsseldorf: Fans protestieren gegen RB Leipzig
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Fortuna-Fans protestieren gegen RB Leipzig

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Foto: RPO/Falk Janning

Fortunas Ultras werden am Montag (20.15 Uhr/Live-Ticker) nicht zum Zweitliga-Spiel nach Sachsen fahren, aus Protest gegen das von ihnen abgelehnte Projekt des Brause-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Ein Pro und Contra.

Bernd Jolitz:

Ja. Eins vorweg: Gewalt hat im Fußball nichts zu suchen. Somit ist jede Form der Gewalt, die den Leipziger Profis und ihren Fans entgegengebracht wird, verwerflich und strafrechtlich zu verfolgen. Niemand hat das Recht, Fußballer in ihrem Hotel zu belästigen oder Zuschauer anzugreifen. Wohl aber gibt es das Recht auf Kritik. Und deshalb ist es eine nachvollziehbare Entscheidung der Fortuna-Ultras, das von ihnen abgelehnte Projekt RB Leipzig nicht auch noch durch ihr gutes Geld, das durch verkaufte Eintrittskarten hereinkäme, unterstützen zu wollen.

Was der österreichische Brause-Milliardär Dietrich Mateschitz dort in Sachsen installiert hat, ist schlichtweg nicht dasselbe wie die VW-Unterstützung für den VfL Wolfsburg, das Bayer-Engagement in Leverkusen oder gar der finanzielle Einsatz der Partner von Bayern München. Diese drei Projekte haben historisch gewachsene Strukturen, es sind Klubs, die an ihren Standorten verwurzelt sind. In Leipzig dagegen geht es nur noch um Geld, der Standort ist allein aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus gewählt und hat nichts mehr mit Emotionen zu tun. Deshalb ist sogar die TSG Hoffenheim mit der persönlichen Bindung seines Geldgebers Dietmar Hopp, dessen Heimatverein die TSG ist, authentischer als der Brauseklub.

Der Boykott der Düsseldorfer Ultras ist daher in Ordnung, eine akzeptable Form des Protestes gegen die Auswüchse der Kommerzialisierung. Zudem kanalisieren sie ihre Ablehnung richtig, indem sie "Förderkarten" verkaufen, mit denen Fortunas Jugend unterstützt wird.

Nur eine Form des Protestes wäre noch besser gewesen: Wenn 8000 Fortunen oder mehr nach Leipzig gefahren wären und damit gezeigt hätten, dass ein Traditionsklub mehr bewegen kann als ein Verein aus der Retorte. Das jedoch wäre an einem Montag wohl unmöglich.

Thomas Schulze:

Nein. Diese Suppe ess' ich nicht, sagt der Suppenkasper. Da schwingt jede Menge Trotz mit, ebenso wie bei jenen Fortuna-Fans, die nicht nach Leipzig fahren. Sie versuchen, den aufstrebenden Klub in die Ecke zu stellen und halten es mit Franz Josef Degenhardt getreu dem Motto: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Welch ein Schmarrn!

Natürlich muss niemand das Projekt RB Leipzig gut finden, schon gar nicht die Anhänger eines Traditionsvereins. Doch die spielen sich als die Gutmenschen des Fußballs auf. Dabei ist es dem wahren Fußballfreund doch ganz gleich, wer die Musik bezahlt, Hauptsache, sie klingt gut.

Hand aufs Herz: Ob Sponsoren die Bayern mit Geld überschütten, so dass sie sich eine Mannschaft zusammenkaufen können, oder ob Dietrich Mateschitz den Sachsen ein paar Scheine rüber reicht - entscheidend ist, was mit den Millionen angestellt wird; ob sie sinnvoll und fachlich gekonnt eingesetzt oder wie früher von so manchem Vereinsmeier mit fehlendem Fußballverstand versenkt werden.

Wahre Fußballfreunde sind Mateschitz dankbar: Er sorgt dafür, dass - abgesehen von der schwächelnden Dame Hertha BSC in der Hauptstadt - demnächst auch im Osten des Landes wieder erstklassiger Fußball gespielt wird; dass ein alter Traditionsstandort - wo 1903, 1906 und 1913 der Meister spielte - wieder belebt wird; dass es in einigen Jahren endlich wieder spannend an der Bundesligaspitze wird, wenn RB Leipzig den Bayern und dem VfL Wolfsburg einheizt.

Der angekündigte Boykott einiger Fortuna-Fans ist nicht nur kindisch und albern, sondern zeigt auch, dass bei einigen die Uhren stehengeblieben sind. Diese verschrobene Haltung passt nun ganz und gar nicht mehr nicht in die globalisierte Welt des Fußballs.

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