Fortuna Düsseldorf Jonathan Tah ist eine Klasse für sich
Düsseldorf/München · Der 18-jährige Innenverteidiger war beim Düsseldorfer 1:0 bei 1860 München der überragende Spieler. Trainer Oliver Reck meinte zur Galavorstellung der HSV-Leihgabe: "Jona ist in der Zweiten Liga verschenkt."
Das ist Jonathan Tah
Das dickste Lob an diesem kühlen Abend in der Münchner Allianz-Arena kam vom Gegner. "Fortuna hat komplett anders gespielt, als wir das in den vergangenen Wochen beobachtet hatten", sagte Markus von Ahlen, Trainer des TSV 1860 München, nach der 0:1-Niederlage gegen die Düsseldorfer. "Wir haben alles versucht, sind aber an einer sehr starken Fortuna gescheitert."
Das galt insbesondere in den ersten 20 Minuten, die Gästetrainer Oliver Reck als "die vielleicht stärksten in dieser Saison" bezeichnete. Fortuna drückte die "Löwen" mit enormer Wucht in den eigenen Strafraum zurück, kombinierte flüssig und vergaß lediglich, mit ihren klaren Torchancen den Sack zuzumachen.
"Mir hat der Deckel auf diesem Spiel gefehlt", merkte Reck deshalb kritisch an. "Wir haben etwas den Faden verloren und mit leichten Fehlern den Gegner stark gemacht." Das blieb allerdings eine temporäre Erscheinung: Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte stellte Reck sein System nochmals um, brachte Tugrul Erat für den diesmal blassen Charlie Benschop und schloss damit die letzte Schwachstelle im stabilen Düsseldorfer System. "Wir haben die Mitte zugemacht, ganz so, wie wir uns das vorgenommen hatten", erklärte der starke "Sechser" Christopher Avevor strahlend. "Die ganze Mannschaft hat defensiv bärenstark gearbeitet."
"Zentrum komplett dicht machen"
Genau darauf hatten Reck und sein Assistent Joti Stamatopoulos abgezielt. "Wir haben es etwas anders gemacht als sonst", berichtete der Chefcoach. "Wir wollten das Zentrum komplett dicht machen." Das Rezept ging auf - auch, weil hinter dem Fünfer-Mittelfeldblock die Innenverteidiger Jonathan Tah und Bruno Soares überragten.
Soares belohnte sich selbst mit dem Kopfball zum Siegtor, und danach platzten alle Emotionen aus dem Brasilianer heraus, die sich während der schweren Zeit seiner Ehekrise — die aufgrund beiderseitiger Handgreiflichkeiten sogar in den Schlagzeilen gelandet war - aufgestaut hatten. "Ich freue mich riesig für Bruno, das hat er so verdient", sagte Avevor, und Reck ergänzte: "Bruno funktioniert bei mir immer, das war schon in Duisburg so. Man kann sich auf ihn verlassen."
1860 München - Fortuna
Tah schaltet Okotie aus
In mindestens ebenso großem Maße galt das für Tah. Der 18-Jährige schaltete Münchens Torjäger Rubin Okotie aus, gewann jedes Kopfballduell und inszenierte auch noch etliche Angriffe. "Jona ist in der Zweiten Liga verschenkt", kommentierte Reck die Galavorstellung der HSV-Leihgabe. "Er war einfach herausragend." Tah nahm das Extralob mit einem Lächeln entgegen. "Ich fühle mich hier ja auch von Spiel zu Spiel immer wohler", sagte der U19-Nationalspieler artig. "Zwar verfolge ich weiter, was der HSV macht und wünsche ihm Erfolg, aber jetzt fokussiere ich mich ganz auf Fortuna. Es macht mir einen Riesenspaß mit diesen Jungs."
Den Spaß merkte man in München aber auch einem alten Haudegen wie Axel Bellinghausen an. "Mein Nachbar hat mir vorher gesagt, dat wird nix mit euch in München", erzählte der Linksverteidiger grinsend. "Ich hab ihm gesagt: Bleib ruhig, wir gewinnen, und ich feiere Karneval." Na dann helau.
