Fortuna Kamera erkennt Problem-Fans

Beim Fortuna-Spiel gegen Osnabrück kamen sie zum Einsatz: Kameras, die mehr können als nur Bilder zu liefern. Die Software der Geräte erkennt ungewöhnliches Verhalten und schlägt Alarm. Die Testphase in der Arena läuft aus.

Fortuna - VfL Osnabrück 2:1
78 Bilder

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Nach dem letzten Spiel in der Esprit-Arena am 2. April endet die Testphase, und dann wird man über die Ergebnisse sprechen. Aber eins steht jetzt schon fest: Die neue Generation der optischen Überwachung in der Arena liefert verblüffende Einsichten.

Smart Eyes heißt die Software, die in der Kombination mit normalen Überwachungskameras arbeitet. Aber sie kann mehr als lediglich feste oder bewegte Bilder liefern. Denn sie arbeitet ähnlich dem menschlichen Auge in Kombination mit unserem Gehirn. Das heißt: Ihr fallen Dinge auf, die vom normalen Ablauf des Verhaltens einer Menschenmenge oder auch einzelner Personen abweichen. Beispiel Stadion: Tausende von Menschen sitzen bereits oder bewegen sich in Richtung Sitzplatz. Aber ein Dutzend Personen geht in die Gegenrichtung — Smart Eyes würde die Anomalität bemerken und dem Überwachungspersonal an den Monitoren (siehe Foto) einen Hinweis mit entsprechender Markierung auf dem Bild liefern.

In der Arena testete man die Kameras jetzt in einer einjährigen Versuchsphase. Zwei dieser Optiken wurden installiert, das Ganze ist Teil eines EU-Forschungsprojektes, mit dem man die Sicherheit in Stadien, aber auch bei anderen Großveranstaltungen erhöhen will. Die Arena-Betreiber, die Fortuna und die Polizei betreuen den Versuch und werden nach dem letzten Spiel über die Ergebnisse informiert werden. Die Software wurde vom Fraunhofer Institut entwickelt.

Dort heißt es zu dem System: "Smart Eyes funktioniert ähnlich wie das menschliche Auge. Das System analysiert die Videodaten in Echtzeit und weist sofort auf Besonderheiten und ungewöhnliche Szenen hin." Wie das System funktioniert, erklären die Wissenschaftler des Instituts in St. Augustin so: "Kern der Smart Eyes ist eine neuartige Software, die Bildsequenzen automatisch auswertet. Sie bildet wesentliche Strategien des menschlichen Seh- und Verarbeitungsapparats nach.

Ähnlich den Sehströmen des Gehirns ist die Software hierarchisch und modular aufgebaut. Sie ermittelt zuerst für jeden Bildpunkt den Bewegungsgrad und identifiziert so die besonders aktiven Areale in der Szene. Daraus werden Bewegungsmuster erlernt und als typische Modelle abgespeichert. Anhand der Modelle erkennt das System dann Ereignisse und ordnet sie ein: Beispielsweise unterscheidet die Software passive Zuschauer von aufspringenden Fans. Auch Bildmuster wie unbesetzte Stühle oder Treppen werden identifiziert."

Parallel dazu läuft das Projekt "Hermes" weiter, mit dem versucht wird, Evakuierungs-Szenarien zu planen. Wissenschaftler von vier Universitäten (Wuppertal, Bonn, Köln und Jülich) und aus vier Unternehmen versuchen, einen Evakuierungs-Assistenten für die Düsseldorfer Arena zu entwickeln. Dieses weltweit erste System würde Polizei und Sicherheitskräften helfen, die Bewegungsströme zu lenken. Im Evakuierungs-Assistenten laufen zweierlei Informationen zusammen. Er registriert, welche Rettungswege (zum Beispiel wegen eines Feuers) blockiert sind. Und 100 Kameras, die überall in der Arena installiert sind, zählen, wie viele Personen sich wo aufhalten. Daraus kann man vorhersagen, wo in den nächsten Minuten ein Personen-Stau zu erwarten ist. Die Ordner des Stadions können dann eingreifen.

(RP)
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