Fortuna Düsseldorf Kein Maulkorb, aber eine Anweisung

Düsseldorf · Fortunas Finanzchef Paul Jäger darf sich nur noch nach vorheriger Abstimmung äußern. Das bestätigt der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer. Der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst kennt die Anweisung nicht.

Paul Jäger – Fortuna Düsseldorfs Finanzexperte
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Das ist Paul Jäger

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Foto: Frederic Scheidemann

Hat Fortunas Vorstandsvorsitzender Schäfer dem langjährigen Vorstand Finanzen Jäger nun einen Maulkorb verpasst oder nicht? "Nein, es gibt keinen Maulkorb für Paul Jäger", sagt Schäfer, der dann die neuen Gepflogenheiten in der Vereinsführung erklärt. "Fakt ist, dass wir die Kommunikation einheitlich haben wollen und uns vorher miteinander abstimmen. Wir wollen nicht mehr unkoordiniert kommunizieren."

Das sei in der Vergangenheit jedoch der Fall gewesen, weshalb Schäfer jetzt reagiert hat: "Es gab ein Gespräch, nachdem Paul Jäger im Abstiegskampf unabgestimmte Äußerungen gemacht hatte." Mit diesen war der Vorstandsvorsitzende scheinbar nicht hundertprozentig einverstanden, was ihn zu der Neuregelung veranlasst hat.

Wie sich Schäfer das Miteinander vorstellt, erläutert er: "Um ein Beispiel zu nennen: Wenn es eine Anfrage zu den Finanzen gibt, kommt Paul Jäger zu mir, wir stimmen das ab, und dann kann er sich natürlich dazu äußern." Die Vorgehensweise ist in großen Wirtschaftsunternehmen sicherlich nicht unüblich, in einem Fußballverein jedoch nicht selbstverständlich. Für einen Mann wie Paul Jäger, der seit 1989 für den Verein arbeitet, sicherlich gewöhnungsbedürftig. Und für all jene, die eigenverantwortliches Sprechen und Handeln bevorzugen oder gar gewohnt sind, kommt eine derartige Kontrolle einem Maulkorb zumindest nahe.

Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst, von Beruf Jurist und in der Welt großer Unternehmen zu Hause, ist der Begriff Maulkorb "völlig aus der Luft gegriffen". Er sei konsterniert über die Thematik, doch halte er sich da raus. "Wie der Vorstand die Aufgaben aufteilt, ist seine Sache. Da mischen wir uns nicht ein", sagt der Vorsitzende des Aufsichtsrates, der von möglichen Spannungen nichts weiß. "Ich bin bei Paul Jäger gewesen und habe ihn gefragt, ob das alles passt." Mit Blick auf die neuen Kommunikationsregeln sagt er: "Eine solche Anweisung kenne ich nicht." Das wiederum ist schwer vorstellbar, weil Ernst ein enges, vertrauensvolles Verhältnis zu Schäfer pflegt, den er geholt hat. "Natürlich haben wir einen gengen Austausch, aber den Vorgang kenne ich nicht. Und das müssen die Vorstandsmitglieder auch untereinander ausmachen."

Dies wiederum ist Ernst besonders wichtig. In dem Zusammenhang weist er den Vorwurf, der Aufsichtsrat mische sich ins operative Geschäft ein, energisch zurück. "Es gehört zu meinem Tagesgeschäft, Aufsichtsräte zu beraten, so dass ich die Aufgaben des Gremiums kenne. Ich gehe davon aus, dass wir unsere Aufgabe absolut korrekt wahrnehmen. Wir lassen uns informieren, mischen uns aber nicht ein."

Ernst macht das an einem Beispiel der vergangenen Wochen und Monate deutlich. "Hätte der Aufsichtsrat ins operative Geschäft eingegriffen, wäre in dieser Saison einiges anders gelaufen. Aber wir haben eben die Grenzen eingehalten."

Fortuna befindet sich im Umbruch. Dass dies nicht reibungslos und ohne Spannungen abgeht, ist selbstverständlich. Aber Veränderungen sind nach 40 Monaten Talfahrt dringend geboten.

(ths)
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