Fortuna Düsseldorf Kluft zwischen Spielern und Anhängern wird größer

Düsseldorf · Die 700 Fortuna-Fans sind nach der 1:5-Pokalpleite in Nürnberg über die desaströse Vorstellung ihrer Mannschaft so verärgert, dass es nicht bei Schmähgesängen bleibt. Selbst Bierduschen gibt. "Ich kann den Zorn der Fans sehr gut verstehen", sagt Julian Schauerte.

Fortuna Düsseldorf: Profis entschuldigen sich bei mitgereisten Fans
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Fortuna-Profis entschuldigen sich bei mitgereisten Fans

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Foto: Christof Wolff

Im Grunde hätte Fortunas Pokal-Aus niemanden überraschen dürfen. Es reiht sich schließlich in eine lange Reihe von Pokalpleiten ein: Zweimal in Folge war Fortuna zuletzt in der ersten Runde an Viertligisten gescheitert, im Sommer hatte es einen mühsamen Erfolg im Elfmeterschießen bei Rot-Weiss Essen gegeben - einem weiteren Viertligisten. "Wir dürfen nicht alles ausklammern", sagte Sportdirektor Rachid Azzouzi. "Weitere Pokaleinnahmen wären für den Verein sehr wichtig gewesen."

Dennoch ist der Imageschaden für Fortuna schlimmer als der finanzielle. Wer die wütenden und tief enttäuschten Fans nach dem 1:5 beim 1. FC Nürnberg erlebt hat, der weiß: Hier ist etwas ganz Wichtiges kaputtgegangen. Selbst nach dem frühen 0:2-Rückstand und teilweise slapstickartigen Fehlern von Alexander Madlung und Lars Unnerstall, die es bis dahin schon gegeben hatte, hatten die 700 mitgereisten Anhänger unverdrossen Fortuna-Lieder gesungen. Doch je schlimmer es auf dem Platz wurde, desto mehr veränderten sich die Texte. "Absteiger, Absteiger", riefen die Fans, und fast schlimmer noch: Mit Liedern wie "Oh, wie ist das schön" und "Wir fahren nach Berlin" überschütteten sie die Profis ebenso mit Häme wie später mit Bierduschen.

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Kramer lässt Co-Trainer Hermann Training leiten

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"Ich kann den Zorn der Fans sehr gut verstehen", sagte Julian Schauerte, der wie ein Häuflein Elend in der Interviewzone des Nürnberger Stadions stand. Doch immerhin: Der Abwehrspieler stand dort, als einziger Profi neben Oliver Fink. Zwei selbstkritische Profis, die oft die einzigen im Kader sind, die sich auch nach derben Niederlagen nicht verstecken. "Unsere Anhänger nehmen so viel auf sich, so viele Kilometer, müssen Urlaub nehmen und geben viel Geld aus — und dann machen wir eine Halbzeit lang einfach nichts. Das ist bodenlos, da gibt es keine Ausreden."

Fink sah es genauso. "Wir können kein gutes Haar an irgendjemandem lassen", meinte der Routinier. "Wir haben die erste Hälfte komplett weggeworfen. Auf so etwas war keiner von uns gefasst." Die Reaktion der Fans fand er ebenfalls angemessen: "Wir wissen auch, dass der Gegenwind beim Heimspiel am Freitag gegen Fürth groß sein wird. Aber da müssen wir durch, das haben wir uns selbst eingebrockt."

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Foto: dpa, dka hak

Trainer Frank Kramer griff zu Formulierungen, die man von dem besonnenen 43-Jährigen nicht gewohnt ist. "Es gibt keine Entschuldigung, nichts, was man da überhaupt anführen könnte", sagte der Coach fassungslos. Im Training und kurz vor dem Spiel habe es keinerlei Anzeichen für das kommende Desaster gegeben. "Und jetzt verbietet es sich, über Einzelne zu sprechen - etwa jene, die neu in die Mannschaft gekommen waren. Es war von vorn bis hinten eine katastrophale Leistung." Und somit eine, die Kramers Position — trotz der vorangegangenen Niederlagen zum ersten Mal — deutlich schwächt. Jetzt ist er gefordert, bis zum Anpfiff morgen gegen Fürth eine ganz andere Fortuna herauszukitzeln.

(jol)
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