Fortuna Düsseldorf Kramer ruft Fortuna zur Besonnenheit auf

Düsseldorf · Der Zweitligist steht vor einem "pickelharten Programm". Auf den ersten Saisonsieg folgen drei Spiele in nur acht Tagen.

Wer sich nach Fortunas 3:0-Erfolg über den TSV 1860 München in der Interviewzone der Arena aufhielt, der hätte sich schon ernste Sorgen um den Fortbestand der heimischen Ziegen-Population machen können. Egal, welchen Fortuna-Spieler man vor sich hatte - von "umgestoßenen Böcken" war fast immer die Rede. Beispiel? "Wenn man gesehen hat, wie wir den Bällen nachgegangen sind, hat man gemerkt, dass wir den Bock unbedingt umstoßen wollten", sagte Innenverteidiger Christian Strohdiek.

Der Bock, der da in etlichen Gesprächen thematisiert wurde, bestand in der zuvor fast schon chronischen Ertragslosigkeit des Zweitligisten. In nahezu jeder Partie hatte die Mannschaft von Trainer Frank Kramer eine Reihe hochkarätiger Chancen gehabt, phasenweise sehenswert agiert und dann nichts Zählbares verbucht. Gegen 1860 ging der Knopf auf - beziehungsweise fiel der Bock um. "Jetzt kann die Saison losgehen", sagte der starke Torhüter Michael Rensing mit einem breiten Grinsen.

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Die wichtigste Aufgabe besteht nun darin, diesen Sieg zu bestätigen. Oder, um bei der Fauna zu bleiben: zu beweisen, dass es sich bei dem 3:0 nicht um eine Eintagsfliege handelte. "Wir haben ein pickelhartes Programm in den nächsten Wochen", sagte Kramer. "Am Freitag in Bochum, Dienstag dann in Karlsruhe, den Freitag darauf gegen Sandhausen - das ist heftig." Überhaupt war es dem Trainer ganz wichtig, die in solchen Fällen übliche rheinische Euphorie in Grenzen zu halten: "Wir sind sehr froh über den ersten Sieg. Ab morgen müssen wir aber wieder wissen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Das darf jetzt nur der Anfang gewesen sein."

Ein Anfang freilich, an dem der 43-Jährige großen Anteil hatte. Zwar wies Kramer das Lob für seine taktische Vorgaben zurück ("Ich möchte mich da nicht in den Vordergrund schieben, die Mannschaft hat das gut gemacht"), aber das 3:0 trug an vielen Stellen seine Handschrift. Durch die "Begnadigung" Ihlas Bebous zum Beispiel. Die Stimmungsmache von dessen Berater Stefan Brasas ließ der Trainer ebenso an sich abtropfen wie die schwache Vorstellung des Eigengewächses in Nürnberg. Statt dessen redete Kramer den 21-Jährigen stark und fuhr mit dessen Treffer zum 1:0 die Ernte ein.

Kurz bevor sich Kramer in den Ultra-Kurzurlaub - wegen der kommenden "englischen Woche" war gestern der einzige freie Tag binnen 18 Tagen - verabschiedete, entschloss er sich noch zu einer letzten Mahnung. "Wenn jetzt in der Kabine irgendeiner meiner Spieler von einer Serie rumspinnt, darf er direkt seine Sachen packen und braucht nicht mehr wiederzukommen."

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Dem Vernehmen nach werden jedoch heute beim Training alle gesunden Profis erwartet - vielleicht sogar Axel Bellinghausen, der sich gegen München eine Sprungelenkprellung zugezogen hatte. Fortuna wird auch alle brauchen: Denn noch sind einige Böcke umzustoßen.

(jol)
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