Fortuna-Trainer Kurz Früherer Euro-Fighter legt viel Wert auf Disziplin

Düsseldorf · Nicht zum ersten Mal übernimmt Marco Kurz in der Weihnachtszeit die Nachfolge von Frank Kramer. Beim letzten Mal präsentierte sich der Trainer als extrem harter Hund – und scheiterte. Fortuna Düsseldorf hofft nun auf einen anderen Ausgang.

Twitter-Reaktionen zur Verpflichtung von Marco Kurz
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Nicht zum ersten Mal übernimmt Marco Kurz in der Weihnachtszeit die Nachfolge von Frank Kramer. Beim letzten Mal präsentierte sich der Trainer als extrem harter Hund — und scheiterte. Fortuna Düsseldorf hofft nun auf einen anderen Ausgang.

Am 18. Dezember 2012 gab Bundesligist 1899 Hoffenheim bekannt, dass Kurz ab Januar das Amt des Cheftrainers übernehmen werde. Der gebürtige Stuttgarter löste Kramer ab, der nach dem Abgang von Markus Babbel als Interimstrainer für die Breisgauer verantwortlich gewesen war, dabei aber beide Spiele verloren hatte. Eben jenen Frank Kramer, der in diesem Sommer als großer Hoffnungsträger bei Fortuna Düsseldorf präsentiert wurde, nach einer größtenteils gruseligen Hinrunde in der 2. Bundesliga aber nach dem 15. Spieltag entlassen wurde.

Bei seinem Amstantritt in Hoffenheim machte Kurz damals deutlich, auf welche Tugenden er setzt. Der ehemalige Abwehrspieler quartierte sich in einem spartanisch eingerichteten Zimmer auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen ein, stellte strenge Richtlinien und einen Verhaltenskatalog auf und kündigte auf seiner ersten Pressekonferenz als Hoffenheim-Trainer an: "Die Spieler werden froh sein, sich mittags ausruhen zu können. Einen freien Tag wird es bis zum Rückrundenstart nicht geben. Und wenn, dann nur, weil die Jungs richtig gut arbeiten." Mit einem einfachen Credo wollte er die abstiegsbedrohte TSG zum Klassenerhalt führen: "Wir müssen härter, besser und konstruktiver arbeiten als andere Klubs." Disziplin und Pünktlichkeit seien für ihn selbstverständlich.

Das war am 2. Januar 2013. Genau drei Monate später wurde Kurz gemeinsam mit Manager Andreas Müller entlassen. Den "Euro-Fightern" Kurz und Müller, die beide in Stuttgart geboren wurden und 1997 mit Schalke den Uefa-Cup gewannen, wurde ausgerechnet eine Niederlage bei ihrem Ex-Klub zum Verhängnis. Die Bilanz war indes auch schon vor dem 0:3 auf Schalke erschreckend gewesen. Unter Kurz rutschte Hoffenheim vom Relegationsplatz auf den direkten Abstiegsrang ab. Statt wie im Januar drei Punkte Vorsprung auf Rang 17 hatte die TSG nun vier Zähler Rückstand auf Platz 16. Der Punkteschnitt unter Kurz: 0,8 pro Spiel. Zu wenig für den Klassenerhalt, den der Verein dann aber unter dem neuen Trainer Markus Gisdol über die Relegation doch noch schaffte — sehr zum Leidwesen der Fortuna, die direkt abstieg.

Marco Kurz - der ehemalige Trainer von Fortuna Düsseldorf
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Im öffentlichen Umgang mit Torwart Tim Wiese, der in Hoffenheim von Beginn an keinen leichten Stand hatte, agierte Kurz ähnlich unsouverän wie zuvor Babbel. Er setzte ihn als Kapitän ab, ließ ihn aber spielen, ließ ihn dann "zu seinem eigenen Schutz" nicht mehr spielen und verbannte ihn schließlich aus disziplinarischen Gründen aus der ersten Mannschaft.

Nach seinem gescheiterten Engagement in Hoffenheim heuerte Kurz im Sommer 2013 beim damaligen Zweitligisten FC Ingolstadt an. Doch auch dort musste er nach wenigen Monaten gehen. Der FCI hatte einen katastrophalen Saisonstart hingelegt und stand mit nur vier Punkten aus neun Spielen auf dem letzten Tabellenplatz. Seitdem hat Kurz nicht mehr als Trainer gearbeitet. Nun bekommt er in Düsseldorf eine neue Chance.

Die ersten Reaktionen der Fortuna-Fans in den Sozialen Netzwerken auf die Nachricht von Kurz' Verpflichtung waren skeptisch. Schließlich war der 46-Jährige seit über zwei Jahren weg vom Fenster. Dabei hatte Kurz, der als Spieler 1995 mit Borussia Dortmund deutscher Meister wurde, zu Beginn seiner Trainerlaufbahn beim 1. FC Kaiserslautern für ordentlich Furore gesorgt. Die Pfälzer führte er in seiner Premierensaison zum Aufstieg in die Bundesliga, wurde dort auf Anhieb sensationell Siebter. Doch dann verließ Kurz das Glück. Im März 2012 wurde er nach 16 Spielen ohne Sieg in Folge beim FCK entlassen. Die anschließende Entwicklung der Pfälzer zeigt allerdings auch, dass die Misere damals nicht auschließlich Kurz anzukreiden war. Bis heute hat sich der Verein von dem Abstieg 2012 nicht erholt.

Fortunas Trainer seit 1950
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Foto: dpa/Ina Fassbender

Zum Trainingsauftakt am 7. Januar 2016 wird Kurz bei Fortuna offiziell vorgestellt. Zeitpunkt, Vorgänger und Tabellen-Situation ähneln denen des Amtsantritt von Kurz vor drei Jahren in Hoffenheim. Nur die Liga ist eine andere. Zudem folgt Kurz diesmal nicht direkt auf Kramer, denn zwischenzeitlich betreute Peter Hermann die Fortunen als Interimstrainer. Der wird Kurz in Zukunft als Co-Trainer zur Seite stehen.

"Als die Verantwortlichen von Fortuna auf mich zugekommen sind, habe ich keine Sekunde gezögert. Fortuna Düsseldorf ist ein großartiger Traditionsverein mit einem emotionalen Umfeld und großartigen Fans in einer tollen Stadt", teilte Kurz in einer Stellungnahme des Vereins am Mittwoch mit und fügte hinzu: "Wir werden die nächsten Wochen und Monate mit Freude und Engagement daran arbeiten, den Zuschauern leidenschaftlichen und ehrlichen Fußball zu bieten."

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