Fortuna Düsseldorf Mathis Bolly beendet seine Leidenszeit spektakulär

Düsseldorf · Viele Fortuna-Fans hatten ihn schon abgeschrieben. Kaum war bei Mathis Bolly ein Muskelfaserriss ausgeheilt, da zog er sich auch schon den nächsten zu. Der Körper des Norwegers, der bei der Weltmeisterschaft für die Elfenbeinküste spielte, das Heimatland seines Vaters, schien für den professionellen Fußball einfach nicht geeignet.

Bolly trifft kurz vor dem Schlusspfiff zum Sieg
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Bolly trifft kurz vor dem Schlusspfiff zum Sieg

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Nur 30 von 60 möglichen Ligaspielen konnte Bolly deshalb seit seinem Wechsel im Januar 2013 für die Düsseldorfer bestreiten, ganze zwei davon über die volle Distanz.

Auch am Freitag kam der 24-jährige Offensivspieler erst spät in die Partie. 65 Minuten lang hatte sich Fortuna gegen Union Berlin bereits abgemüht, als Trainer Oliver Reck Bolly für Michael Liendl einwechselte. Was dann folgte, darf man getrost in die Kategorie Fußball-Märchen einordnen. "Ich bin mit Schwung auf meinen Gegenspieler zugelaufen und habe ihn auf den falschen Fuß gestellt" - so schilderte der ivorische Nationalspieler die Szene, die Fortuna den Siegtreffer zum 1:0 in der 89. Minute brachte.

Mit seinem gewöhnlich schwächeren Fuß zimmerte Bolly den Ball durch die Beine von Innenverteidiger Roberto Puncec ins Netz und brachte die Esprit-Arena zum Kochen. "Tja, dann kann ich wohl auch mit links Tore schießen", sagte Bolly und bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Manche seiner Kollegen wirkten eher gerührt. Bei Charlie Benschop zum Beispiel schimmerte es verdächtig in den Augenwinkeln, als er berichtete: "Wir sind alle happy für Mathis. Er hatte eine schwere Zeit, niemand hatte dieses Tor mehr verdient als er."

In der Saisonvorbereitung sah alles noch gut aus. Bolly kam in blendender Verfassung von der WM zurück, schien eine wichtige Trumpfkarte für Fortuna werden zu können. Doch schon vor dem ersten Spieltag meldeten sich die altbekannten Muskelprobleme wieder. Es reichte nur zu Kurzeinsätzen, und irgendwann beschloss Reck: "Wir werden auf Mathis jetzt ein individuelles Trainingsprogramm zuschneidern. Es macht erst Sinn, ihn einzusetzen, wenn er richtig gesund und fit ist."

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Seit Mitte November zählt er wenigstens wieder zum Kader, und jetzt hat er sich für die Zeit nach der Winterpause nachhaltig in Erinnerung gebracht. "Ich war richtig hungrig darauf zu zeigen, was ich leisten kann", sagte er nach seinem Glanzlicht gegen Union. "Es war ein guter Abschluss eines fürchterlichen Jahres für mich."

Bis es im Februar weitergeht, müssen Fortunas Anhänger jetzt nicht mehr nur darüber diskutieren, dass Bolly in einschlägigen Computerspielen stets zu den drei schnellsten Spielern der Welt gehört. Am Freitag hat auch der "echte" Bolly von sich reden gemacht, Fortuna im Aufstiegsrennen gehalten, dem ganzen Klub schöne Weihnachten beschert. Und der Heimaturlaub in Oslo macht jetzt erst so richtig Spaß.

(RP)
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