Ex-Fortune in München Liendl — ungeliebt, unverzichtbar

Düsseldorf · Der ehemalige Düsseldorfer ist bei Trainer Vito Pereira meist nur zweite Wahl – obwohl er der Top-Torjäger von 1860 München ist und den Klub möglicherweise vor dem Abstieg rettet. Am Freitag sind die Löwen bei der Fortuna zu Gast.

 Michael Liendl freut sich über sein Tor zum 2:0 gegen Würzburg, Kai Bülow springt ihn begeistert von hinten an.

Michael Liendl freut sich über sein Tor zum 2:0 gegen Würzburg, Kai Bülow springt ihn begeistert von hinten an.

Foto: imago

Der ehemalige Düsseldorfer ist bei Trainer Vito Pereira meist nur zweite Wahl — obwohl er der Top-Torjäger von 1860 München ist und den Klub möglicherweise vor dem Abstieg rettet. Am Freitag sind die Löwen bei der Fortuna zu Gast.

Michael Liendl lässt das Herz von Fußball-Ästheten höher schlagen. Seine Ballbehandlung ist eine Augenweide. Er ist in der Lage, den tödlichen Pass zu spielen. Deshalb hatte Fortunas früherer Manager Helmut Schulte, als er aus Wien kam, Liendl quasi im Gepäck. Tatsächlich gelang es dem österreichischen Mittelfeldakteur oft, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Doch Liendl ist ein fußballerisches Auslaufmodell — eben ein Regisseur vergangener Tage: technisch stark, aber läuferisch weniger auffällig. Seine Qualitäten weiß nicht jeder Trainer zu schätzen. Fortunas Ex-Coach Frank Kramer legte keinen großen Wert auf Liendl, so dass ihn der damalige Manager Rachid Azzouzi zum TSV 1860 München transferierte.

Doch auch in der bayerischen Metropole, die seiner Heimatstadt Graz wesentlich näher liegt, wird Liendl nicht glücklich. Der dort zum Jahreswechsel engagierte Star-Trainer Vito Pereira hält nicht viel von Liendl. Daraus macht der 48 Jahre alte Portugiese keinen Hehl. So liebäugelte Liendl bereits Ende Januar mit einem Wechsel in die Heimat, der jedoch nicht zustande kam. Möglicherweise zum Glück für 1860 München, denn Liendl ist für den Klub so etwas wie eine Lebensversicherung. Mit acht Treffern ist er der Top-Torjäger des TSV vor Ivica Olic (5). Die Löwen, die nur fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze haben, sind auf Liendl angewiesen. Im letzten Spiel daheim gegen Würzburg bereitete Liendl beim 2:1-Sieg ein Tor vor, das zweite schoss er selbst.

Trainer Pereira überzeugt all das nicht. Er hat den torgefährlichen Mittelfeldspieler nicht ein einziges Mal von Beginn an gebracht. Die Frage, ob er es sich leisten könne, seinen torgefährlichsten Spieler auf der Bank schmoren zu lassen, antwortete er: "Ja. Liendl ist ein guter Fußballer, aber läuferisch leider nicht so gut."

Nun könnte ein Trainer ja auf die Idee kommen, Spieler gemäß ihren Möglichkeiten einzubauen und ihre Stärken zu nutzen. Der benachbarte Fußballverein Bayern hat das mit Gerd Müller einst auf eindrucksvolle Weise vorexerziert. Aber dieser Gedanke liegt Pereira offenbar fern.

So deutet nichts darauf hin, dass Michael Liendl am Freitag in der Startformation der Sechziger steht, wenn sie bei der Fortuna antreten. Den Düsseldorfern soll es nur recht sein, denn das verbessert ihre Aussichten vor dem Duell der drittschlechtesten Heimmannschaft gegen die zweitschlechteste Auswärtsmannschaft.

Für Michael Liendl wird es am Freitag wahrscheinlich ein Abschied für längere Zeit von der Düsseldorfer Arena. Im Sommer läuft sein Vertrag in München aus, dann geht es höchstwahrscheinlich wieder nach Hause — wo man seine Qualitäten zu schätzen weiß.

(ths)
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