Fortuna Düsseldorf "Oliver Reck ist der richtige Mann"

ESTEPONA · Seit fast genau einem Jahr ist Helmut Schulte bei Fortuna Düsseldorf als Manager und Sportvorstand im Amt. Im Trainingslager im andalusischen Estepona zieht der 57-Jährige eine Zwischenbilanz und gibt Einblicke in die Zukunft.

 Helmut Schulte im Gespräch mit RP-Redakteur Bernd Jolitz.

Helmut Schulte im Gespräch mit RP-Redakteur Bernd Jolitz.

Foto: Christof Wolff

Herr Schulte, als nach dem Testspiel gegen Skenderbeu eine Eskalation drohte, haben Fortunas Profis Charlie Benschop und Sergio Pinto sowie der Sicherheitsbeauftragte Jörg Emgenbroich beruhigend auf die Fans eingewirkt. Zufrieden mit dem Krisenmanagement?

HELMUT SCHULTE Am liebsten stelle ich mir vor, dass so etwas gar nicht erst passiert. Aber wenn es schon sein musste, dann haben unsere Leute offenbar das Richtige getan.

Wie fällt Ihre Bilanz nach einem Jahr Fortuna generell aus?

SCHULTE Ich hatte mir die Aufgabe interessant vorgestellt, und genau so ist es gekommen. Es war sogar sehr interessant, wir mussten gemeinsam viele Entscheidungen treffen.

Zum Beispiel?

SCHULTE Zum Beispiel in Sachen Cheftrainer. Das ist die wichtigste Personalie in einem Fußballverein, und ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich diese Personalie nach der Erkrankung Lorenz-Günther Köstners nach nur drei Monaten schon wieder auf dem Tisch haben würde. Mit Oliver Reck haben wir das gut geklärt. Wir vom Vorstand haben der Mannschaft gesagt: Wir sorgen für Ruhe im Verein, und ihr versucht, Spaß zu haben. Dann werden wir gemeinsam erfolgreich sein.

Was würden Sie als Höhepunkt dieser Zeit, was als Tiefpunkt bezeichnen?

SCHULTE Es war schon ein überraschender Höhepunkt, wie wir die Situation um den Trainerwechsel gemeistert haben. Vor dem Spiel damals in Paderborn war mir schon etwas flau im Magen. Es war eine heikle Aufgabe, doch wir haben gewonnen. Negativ überrascht hat mich eine öffentliche Reaktion. Wir kassierten nach einer Serie von elf erfolgreichen Spielen unsere erste Niederlage, und gleich kam ein Gefühl auf, als stünde der Untergang des Abendlandes kurz bevor.

Es folgte eine Leistungsdelle - wie war diese zu erklären?

SCHULTE Wir haben in einem einzigen Spiel zwei Leistungsträger durch Verletzungen verloren, Lukas Schmitz und Sergio Pinto gegen Ingolstadt. Da wir durch den Langzeitausfall Heinrich Schmidtgals keine Linksverteidiger mehr hatten und Axel Bellinghausen dort einspringen musste, mussten wir unsere Stammformation auf drei Positionen ändern. Dann zeigte auch Michael Liendl, der zuvor Unglaubliches geleistet hatte, eine Reaktion - und da sind wir etwas eingeknickt.

Jetzt sind fast alle Profis wieder fit. Anlass für eine Kampfansage?

SCHULTE Die Mannschaft ist gut ins neue Jahr gekommen, zeigt in der Vorbereitung große Spielfreude. Das ist schön, hat aber keine Relevanz für die Liga. Wir haben ein paar Schritte nach vorn gemacht, aber es sind noch einige Dinge anzupacken.

Ist Oliver Reck der richtige Trainer dafür? Ist er mehr als nur ein guter Motivator?

SCHULTE Das glaube ich in jedem Fall. Er ist der richtige Mann, Fortunas Mannschaft zu formen. Ich sehe seine Arbeit jeden Tag. Er strahlt viel Ruhe aus, hat das Ruder bereits zweimal herumgerissen. Das schafft man nicht nur über Motivation.

Elf Verträge laufen aus, nachdem Kapitän Adam Bodzek bis 2017 verlängert hat. Wann folgen die nächsten Entscheidungen?

SCHULTE So schnell wie nötig und möglich. Die Spieler wissen, dass wir sie rechtzeitig informieren, damit sie planen können. Man muss aber dazusagen, dass von den 18 Spielern, die die meisten Einsatzminuten dieser Saison aufweisen, nur noch vier oder fünf ohne Vertrag für die kommende Spielzeit sind.

Heißt das, dass sich die übrigen jetzt auf ihren Abschied einrichten können?

SCHULTE Das ist eine unzulässige Schlussfolgerung. Auch Spieler wie Oliver Fink, Heinrich Schmidtgal und Andreas Lambertz, die nach Verletzungspausen zurückkommen, haben realistische Chancen, sich neue Verträge zu erarbeiten.

Was fehlt Fortuna Düsseldorf noch zu einer absoluten Spitzenmannschaft in der 2. Bundesliga?

SCHULTE Uns fehlt noch die große Durchschlagskraft zu Hause, wenn ein Gegner sich tief hinten reinstellt. Das ist unsere Herausforderung, darauf müssen wir die richtigen Antworten finden.

Bernd Jolitz führte das Gespräch

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