Fortuna Düsseldorf Pinto wünscht sich mehr Cleverness

ESTEPONA · Fortunas Mittelfeldroutinier hat sein Schweigen beendet - und gleich eine Menge zu sagen. "Wir sind das liebste Team der Liga, aber deshalb steigt keiner auf", betont der Mann, der den Unterschied ausmachen kann.

Fortuna Düsseldorf: Pinto wünscht sich mehr Cleverness
Foto: Falk Janning

Um seine wichtige Rolle in schwierigen Minuten macht Sergio da Silva Pinto kein großes Aufhebens. Als die spanische Polizei nach dem 2:0-Testspielsieg über Albaniens Meister KF Skenderbeu Fortunas Stadionsprecher André Scheidt abführt und eine Eskalation droht, springt der Mittelfeldspieler als Übersetzer ein, bereinigt die kritische Situation schnell. Darauf angesprochen, wiegelt der 34-Jährige ab: "Darüber ist genug gesprochen und geschrieben worden. Es war ein Missverständnis, ich habe übersetzt, und dann war die Sache schon erledigt."

Eine typische Reaktion für den Deutsch-Portugiesen. Im Mittelpunkt, voll im Fokus der Betrachter stehen — das ist Pinto zwar gewohnt, aber er drängt sich nicht danach. Auch auf dem Platz nicht, wo ihm oft die Aufgabe zukommt, sein Team mitzureißen, Diskussionen mit dem Schiedsrichter zu führen, dem Gegner die Stirn zu bieten. "Ich würde mir wünschen, dass auch mal ein anderer aus unserer Mannschaft diese Rolle übernähme", sagt der frühere Hannoveraner. "Dadurch, dass ich meist mit Schiedsrichtern und Gegnern diskutiere, konzentriert sich vieles auf mich, da gibt es schnell Gelbe Karten."

Pinto hat in Fortunas Mannschaft, in der er sich ansonsten sehr wohl fühlt und der er "große Qualität" attestiert, ohnehin ein Defizit ausgemacht. "Es fehlt uns manchmal ein Schuss Cleverness und Abgezocktheit", betont er. "Nehmen wir doch unser Spiel gegen Tabellenführer Ingolstadt. Die lagen dauernd auf dem Boden. Anfangs hat der Schiri das nicht gepfiffen, aber nach dem dritten Mal fällt er dann doch darauf rein. Wenn ich dagegen sehe, was unsere Stürmer Charlie Benschop und Joel Pohjanpalo ständig auf die Socken kriegen, und die beiden machen einfach weiter — da sage ich ihnen schon: Mensch, ihr dürft auch mal liegenbleiben und einen Freistoß rausholen."

Die Schlussfolgerung des Routiniers, der im Sommer vom spanischen Erstligisten UD Levante kam: "Wir sind die liebste Mannschaft der Liga, aber deshalb steigt keiner auf."

Pinto hat etwas zu sagen, und er scheut sich auch nicht davor. Es sei denn, er hat keine Lust — wie über weite Strecken der vergangenen Saison, als er sich weigerte, sich öffentlich zu äußern. "Ich hatte eben den Eindruck, dass unsere Mannschaft teilweise ungerecht behandelt wurde", erklärt er, "und deshalb habe ich mich rausgezogen. Jetzt heißt es; neues Jahr, neues Glück - und ich rede wieder."

Vor allem jedoch spielt er wieder, hat die Folgen seines Kieferbruchs aus dem Ingolstadt-Spiel überwunden. Und weil auch einige andere verletzte Leistungsträger sich zurückgemeldet haben, ist Pinto zuversichtlich. "Wir haben Qualitäten, die in der Zweiten Liga nicht oft vorkommen", meint er. "Wir haben Charlie, der zehn Tore geschossen hat, und Joel mit acht, dahinter noch Jimmy Hoffer. Wenn wir kompakt stehen und unsere Konter konsequent durchziehen, sind wir kaum zu schlagen." So klingt eine Kampfansage.

(jol)
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