Platzsturm 2012, Zitter-Aufstieg 2009 Ganz normal steigt Fortuna nie auf

Düsseldorf · Mal gibt es einen verfrühten Platzsturm mit Elfmeterpunkt-Klau, mal lassen die Düsseldorfer einen Klub an sich vorbeiziehen, der keine Lizenz beantragt hat - die Aufstiegsgeschichte des Vereins ist reich an Kuriositäten.

Relegation 2012: Fortuna-Fan reißt Rasen vor Abpfiff raus
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Fortuna-Fan reißt Rasen vor Abpfiff raus

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Drei Niederlagen in Folge haben die Aufstiegs-Euphorie in Düsseldorf nur vordergründig gedämpft. Zwar wird in Internet-Foren und sozialen Netzwerken eifrig gemeckert, doch noch häufiger versichern die Fortuna-Anhänger, dass sie fest an die Mannschaft glauben und der Sprung in die Bundesliga zum sechsten Mal gelingen werde. Das drücken sie auch beim Kartenkauf aus: Für das letzte Heimspiel am 6. Mai gegen den direkten Konkurrenten Holstein Kiel sind die 45.000 Karten für Heimfans vergriffen, das Saisonfinale beim 1. FC Nürnberg ist komplett ausverkauft, und für das wichtige Sonntag-Heimspiel gegen den FC Ingolstadt (13.30 Uhr) wurden bereits mehr als 30.000 Tickets abgesetzt.

Es passt ja auch wunderbar zur Geschichte des Vereins, dass sich Fortuna den Aufstieg auch diesmal wieder nicht leicht macht, auch wenn der Vorsprung auf Platz drei schon einmal neun Punkte betrug. Das Spannungsmoment hat sich bei jetzt nur noch vier Zählern auf Kiel erhöht - doch das braucht dieser alles andere als gewöhnliche Verein offenbar. Ein Rückblick.

18. Juni 1995

Fortuna gewinnt das letzte Spiel der Zweitligasaison durch zwei Treffer von Vlatko Glavas 2:0 und steigt in die Bundesliga auf. Auf den ersten Blick eine glatte Sache - doch das war es keineswegs. Vier Spieltage vor Schluss lagen die Düsseldorfer noch auf Platz sechs, und nur ein Schlussspurt mit vier Siegen brachte sie nach oben. Entsprechend ist die Freude der Gästefans in Chemnitz, die mit den Spielern und Trainer Aleks Ristic auf dem Rasen feiern. Gestürmt haben sie diesen schon vorher, und den Freudensprüngen der Anhänger sind auch die Plaste- und Elaste-Sitzbänke aus DDR-Zeiten nicht gewachsen. Aber 1995 gab es deswegen noch keine Prozess-Serie.

Genki Haraguchi grätscht Takashi Usami im Fortuna-Training um
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Haraguchi grätscht Usami im Fortuna-Training um

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28. April 2004

Durch ein 0:0 gegen Bayer Leverkusen II gelingt Fortuna nach zwei Jahren Oberliga die Rückkehr in die Drittklassigkeit. Wieder wird kräftig gefeiert, doch der Kater folgt in den Wochen danach. Die Düsseldorfer stolpern durch die letzten Saisonspiele, so dass die SSVg Velbert in der Oberliga-Tabelle noch am Team von Trainer Massimo Morales vorbeizieht. Velbert hatte keine Regionalliga-Lizenz beantragt, was Fortunas Aufstieg früh gesichert hatte. Diesen nur als Zweiter zu schaffen, zerstört viel von der euphorischen Stimmung.

23. Mai 2009

Die Stockumer Arena ist mit 50.095 Zuschauern ausverkauft, als Fortuna Werder Bremens Reserve 1:0 schlägt und in Liga zwei aufsteigt. Doch glatt läuft es auch diesmal nicht: Vier Spieltage vor Schluss sind die Schützlinge von Trainer Norbert Meier nach dem 5:5 in Braunschweig nur Vierter. Deniz Kadahs Siegtreffer zum 2:1 in Aalen bringt sie zurück auf einen direkten Aufstiegsplatz, doch am Druck, gegen Bremen unbedingt gewinnen zu müssen, zerbricht Fortuna beinahe. Nach Marco Christs verunglückter Flanke zum 1:0 zittern alle im Stadion 78 Minuten lang, ehe Bibiana Steinhaus endlich abpfeift.

Fortuna gegen Hertha: Die unendliche Relegation in der Chronologie
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15. Mai 2012

Ein wenig zu früh stürmen die feiernden Düsseldorfer Fans nach dem 2:2 im Relegations-Rückspiel gegen Hertha BSC das Feld, einer klaut sogar den Elfmeterpunkt, der bei der Spielfortsetzung fehlt. Mit all dem lösen sie eine Prozesslawine aus, mit der der Bundesliga-Drittletzte seinen Startplatz im Oberhaus erstreiten will. Hertha-Trainer Otto Rehhagel faselt vor Gericht von "Halbangst", und bei manchem gerät in Vergessenheit, dass es die Berliner Anhänger waren, die mit einem Feuerwerk Referee Wolfgang Stark zur Unterbrechung des Spiels genötigt hatten. Erst nach Wochen ist Fortunas Erfolg gesichert. Ganz normal aufsteigen kann dieser Verein eben nicht.

(jol)
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