Fortuna Düsseldorf Fortuna ist bereit für die Zukunft

Düsseldorf · Zu seinem ersten Jahrestag im Amt gibt Fortunas Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer die Vertragsverlängerung mit Vermarktungspartner Infront bekannt. Fortunas Status als Traditionsverein will er noch stärker betonen als bisher.

Fortuna Düsseldorf: Das ist Robert Schäfer
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Das ist Robert Schäfer

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Foto: Christof Wolff

Schäfer liest sehr genau, was in den Foren und sozialen Medien passiert. Deshalb ist Fortunas Vorstandsvorsitzender auch bestens vertraut mit der Kritik, die ihm dort immer wieder entgegenschlägt. "Das Vorurteil, dass ich Fortuna nur als Sprungbrett für einen vermeintlich besseren Klub benutze, kann ich erst mit den Jahren widerlegen", sagt er. "Dem Vorwurf, ich wolle den Verein abschaffen, trete ich aber schon jetzt massiv entgegen. Die Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft heißt bei uns keinesfalls, fremden Einfluss zuzulassen."

Eine erneute klare Absage an einen Investor also, doch anlässlich seines ersten Jahrestages im Amt geht Schäfer noch weiter. "Fortuna ist ein Traditionsverein, und ich bin der Überzeugung, dass ein Traditionsverein auch in der heutigen Fußballwelt erfolgreich sein kann", betont er. "Fortuna hat alles, was man dazu braucht. Sie kann in der Gegenwart bestehen und ist bereit für die Zukunft."

Wichtig sei für ihn, den Charakter des Klubs noch stärker zu unterstreichen als bisher. "Der nächste Schritt ist, die Tradition zu schützen", erklärt der Vorsitzende. "Name, Farben und Logo Fortunas werden nie verändert. Das werden wir in einer Charta festschreiben." Schäfer weiß, dass ihm etliche Fans die Entlassung des Marketingdirektors Carsten Franck und die kurz nach seinem Amtsantritt erfolgte Entmachtung des Urgesteins Paul Jäger übelnehmen. Bei ihnen muss er Vorurteile entkräften - und dazu eignet sich in Düsseldorf nichts besser als die Betonung der Tradition.

Der Vorsitzende muss freilich nicht nur emotional punkten, sondern auch liefern, in erster Linie auf dem wirtschaftlichen Sektor. Deshalb freut es ihn, dass er passend zum Jahrestag die Vertragsverlängerung mit Vermarktungspartner Infront verkünden kann. "Wir arbeiten weitere drei Jahre zusammen", berichtet er. "Damit haben wir uns einen starken Partner gesichert und zugleich im neuen Kontrakt unsere eigenen Rechte gestärkt." Fortuna kann mehr eigene Ideen einbringen, den Profit dadurch erhöhen.

Was aber bedeutet die Verlängerung mit Infront für die Suche nach einem neuen Hauptsponsor? "Sie minimiert das wirtschaftliche Risiko", erklärt Schäfer. Summen nennt er wie seine Vorgänger keine - man darf jedoch davon ausgehen, dass das Schweizer Unternehmen wie bisher in der Zweiten Liga für eine jährliche Garantie-Einnahme von vier Millionen Euro steht. Holt Infront mehr herein, verdienen beide Partner am Zugewinn. "Die Suche nach einem Hauptsponsor bleibt dennoch wichtig", versichert der gebürtige Darmstädter, der heute seinen 41. Geburtstag feiert. Dass er ihn im früheren Trikotpartner Bauhaus bereits gefunden hat, ist zwar möglich, wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Baumarktkette in anderer Form - zum Beispiel auf dem Ärmel - in die Sponsorenriege zurückkehrt. Gespräche gibt es, allerdings auch mit anderen Unternehmen, und Schäfer geht dazu nicht ins Detail: "Ich sage zum ganzen Thema besser gar nichts mehr." Verständlich: Wie unsere Redaktion erfuhr, war Bauhaus überhaupt nicht begeistert, dass die zarten Kontakte zu früh an die Öffentlichkeit kamen.

Da gibt der Fortuna-Boss weit lieber Auskunft über den sportlichen Sektor, der sich im Vergleich zu seinem Amtsantritt spürbar erholt hat. "Es ging damals darum, eine identifikationsstarke und erfolgreiche Mannschaft zu bauen und zugleich Werte zu schaffen", sagt er. "Das ist zuvor nicht geschehen." Jetzt müsse man zwar damit leben, dass andere Klubs Interesse an Spielern wie Ihlas Bebou, Marcel Sobottka oder Kaan Ayhan haben, "aber wir haben mit ihnen Werte geschaffen. Wir wollen sie halten, aber wenn das beim einen oder anderen nicht gelingt, dann verdienen wir Geld."

Ob im Sport oder in der Verwaltung: Die Personalkosten seien nicht gestiegen, beteuert Schäfer. "Im Gegenteil. Nach dem Abstieg aus der Ersten Liga waren die Kosten in allen Bereichen explodiert. Jetzt haben wir überall gute Leute geholt und dennoch weniger ausgegeben." Ein Sonderlob erhält dabei der Trainer: "Friedhelm Funkel identifiziert sich zu hundert Prozent mit Fortuna. Er ist einer, der hier hingehört." Deshalb, so Schäfer, sei es völlig richtig gewesen, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern. Das belegt sogar die Tabelle. Die Belege für den Rest muss der Vorsitzende nach und nach erbringen.

(jol)
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