Fortuna-Vorstand Seit Wochen auf der Abschussliste
Düsseldorf · Von 2005 bis 2014 gehört Dirk Kall dem Aufsichtsrat an, dessen Vorsitzender er seit 2009 war. Vor eineinhalb Jahren wird er hauptamtlicher Vorstandschef. Die Trennung erfolgt einvernehmlich, weil der 48-Jährige zwischen allen Stühlen sitzt.
Dirk Kall wollte den Verein führen und es allen recht machen. Das funktioniert natürlich nicht. Wenn es Meinungsverschiedenheiten gab, zog er meist den Kürzeren. Ihm fehlten Machtinstinkt und Durchsetzungsvermögen. Am Ende saß er bei Fortuna zwischen allen Stühlen. Der gewiefte Vorstandskollege Paul Jäger war längst von ihm abgerückt, als der Aufsichtsrat Dirk Kall fallen ließ. Finanzvorstand Jäger wurde "kommissarisch mit der Führung der Geschäfte betraut".
Diese Mitteilung hätte sich der Aufsichtsrat getrost sparen können. Jäger hatte im Sommer darauf gedrängt, dass der Manager künftig nicht mehr dem Vorstand angehört, sondern diesem unterstellt ist und das Gremium verkleinert wird. Nach der Trennung von Dirk Kall gehören nur noch Jäger und der lediglich im Hintergrund arbeitende, nichts sagende Sven Mühlenbeck, der für Organisation und Spielbetrieb zuständig ist, dem Vorstand an. Der Job als Vorstandsvorsitzender war nichts für Dirk Kall. Mitleid ist jedoch fehl am Platze. Er hatte sich die Aufgabe zugetraut, aber sein Profil nicht geschärft. Er versäumte es, in den Bereichen Kommunikation und Marketing Akzente zu setzen. Vereinsmeierei und Ränkespiele waren zudem nicht das Terrain, das er beherrscht. Das wurde abschließend deutlich, als es zur offenen Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vorstand und den Aufsichtsräten Marcel Kronenberg und Björn Borgerding kam, als diese sich ins operative Geschäft einmischten: Der Vorstand unterstützte die "Welcome"-Aktion von "Bild", das Aufsichtsrats-Duo nicht. Angekreidet wurde dies jedoch nicht dem Vorstand, sondern lediglich Kall.
Seit längerer Zeit habe man im Aufsichtsrat darüber gesprochen, so Marcel Kronenberg. "Wir hatten nicht das Gefühl, dass Kall noch die notwendigen Impulse geben kann. Die Trennung erfolgt nicht wegen ein paar schlechter Spiele. Das war ein längerer Prozess von ein, zwei Monaten." Dirk Kall dürfte dies nicht verborgen geblieben sein. Doch aufgrund der sportlichen Talfahrt schien der Druck so groß, dass er einer Abfindung nebst einvernehmlicher Trennung zustimmte.
Wer Kalls Position bekleiden soll, ist völlig offen. "Es besteht keine Notwendigkeit für eine überhastete Suche", sagt Marcel Kronenberg. Das sieht Paul Jäger ganz ähnlich: "Wir sind doch nicht handlungsunfähig, sondern verfügen über ein tolles, mittleres Management." Er ist lang genug im Geschäft und weiß um die Instabilität: "Mein erstes Ziel lautet, in Windeseile Risse im Verein zu kitten." Jäger, der Fuchs.