Fortuna Düsseldorf Reisinger und das große Saarbrücker Missverständnis

Düsseldorf · Ziemlich genau ein Jahr ist es nun her, dass Stefan Reisinger überraschend von Fortuna Düsseldorf zum Drittligisten 1.FC Saarbrücken wechselte. Der Transfer damals ergab zwar bei genauerer Betrachtung Sinn. Mittlerweile kann man aber sagen: es war ein großes Missverständnis.

Das ist Stefan Reisinger
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Überraschend kam es schon, trotz der anhaltenden Querelen: Anfang Januar des vergangenen Jahres stand fest, dass der zweitbeste Torschütze der Bundesliga-Saison von Fortuna Düsseldorf zum 1. FC Saarbrücken wechselt. Ein Traditionsverein, der sich in den Niederungen der 3. Liga umhertrieb, hoffend auf den Klassenerhalt. Auf den ersten Blick ein überhasteter Transfer des Angreifers. Beim zweiten und dritten Hinschauen wurde aber deutlich, warum sich Reisiger zu diesem Schritt entschlossen hatte.

Zwar war der damalige Fortuna-Trainer Mike Büskens, der Reisinger suspendiert hatte, bereits gefeuert worden. Der ehemalige Profi vom SC Freiburg bekam eine zweite Chance unter Interimstrainer Oliver Reck, beim neuen Coach Lorenz-Günther Köstner standen seine Chancen ebenfalls gut. Aber wie man so schön sagt: Saarbrücken machte Reisinger, ein Spieler, der auch an seine Zukunft denkt, ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. "Ich kann nicht ewig Fußball spielen. Saarbrücken hat sich sehr um mich bemüht, damit wir etwas Langfristiges aufbauen. Und so werde ich nicht zum Wandervogel der 2. Bundesliga", erklärte der Profi nach seinem Transfer in einem Interview mit "11Freunde". Zudem sollte er nach seiner aktiven Zeit in den Verein eingeführt werden, die Karriere fern des Spielfeldes war also schon in Planung.

Das "Klo-Foto"

In seiner Anfangszeit zeigte sich Reisinger noch optimistisch, lobte den kriselnden Verein. Im April 2014 sorgte jedoch ein Foto für die Eskalation. Reisinger hatte im Teamhotel während einer Pause bei der Taktik-Besprechung auf der Toilette unter der Trennwand hindurch ein Bild vom Klo-Nachbarn gemacht — angeblich ohne zu wissen, dass dort ausgerechnet Trainer Fuat Kilic saß.

Eine Erklärung, die wenig Hoffnung auf einen erfolgreichen Gang vors Gericht machte. Aber die Richterin ernannte Reisinger mit einer gleichermaßen überraschenden Aussage als Sieger des Rechtsstreits. "Die Richterin meinte, das Beobachten und Fotografieren von Arbeitskollegen und Vorgesetzten reiche nicht für eine fristlose Kündigung. Unter Fußballern und Bauarbeitern mache man so etwas halt manchmal", sagte der Schatzmeister des 1.FC Saarbrücken, Dieter Weller, der "Saarbrücker Zeitung" — und kündigte an, der Verein werde in Berufung gehen.

Lukrativer Anschlussvertrag ist in weite Ferne gerückt

Für Reisinger bedeutet das: Er besitzt zwar einen Vertrag beim 1.FC Saarbrücken, weil die Kündigung durch das Urteil wieder aufgehoben wurde, spielen kann er dort aber nicht. In der aktuellen Regionalliga-Saison — Saarbrücken verfehlt das Ziel Klassenerhalt — hat er noch keine Partie bestritten, insgesamt kommt er auf acht Partien in rund zwölf Monaten. Zuletzt hielt sich Reisinger bei Arminia Bielefeld, SpVgg Unterhaching und Preußen Münster fit.

Bis 2016 läuft der aktuelle Spielervertrag, nach der aktiven Zeit soll der lukrative Anschlussvertrag beim Verein beginnen. "Es geht um meine Zukunft. Das Ganze läuft mindestens bis 2021. Ich hätte demnach auch später eine Funktion im Fußball gehabt - das war immer mein Traum", erklärte Reisinger jüngst bei "Sport1".

Diese Möglichkeit wirkt mittlerweile unrealistischer denn je, Gerüchten zufolge soll der 33-Jährige nach den Rechtsstreitigkeiten 200.000 Euro Abfindung von seinem Arbeitgeber fordern.

"11Freunde" fragte Reisinger Anfang 2014 im Interview, ob er sich erinnern könne, wie seine sportliche Situation vor exakt einem Jahr war. Damals war er Doppeltorschütze gegen den FC Augsburg in der Bundesliga. "Keine Frage, ich wäre auch lieber noch in der Bundesliga", entgegnete der Stürmer damals. "Ich habe mich jetzt aber für einen längerfristigen Weg in Saarbrücken entschieden."

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