Fortuna Düsseldorf "Standing Ovations" für die Mannschaft bei Mitgliederversammlung

Düsseldorf · 1383 stimmberechtigte Mitglieder kamen zur Vereinsversammlung ins Kongresszentrum der Messe. Das Zweitliga-Team nahm zur Überraschung vieler an der Sitzung teil. Und wurde trotz sportlicher Krise von den Mitglieder mit viel Applaus bedacht.

Paul Jäger – Fortuna Düsseldorfs Finanzexperte
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Foto: Frederic Scheidemann

Fußball-Zweitligist Fortuna steuerte auf Rekordkurs. "Ich bin begeistert, dass Sie so zahlreich erschienen sind", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Kronenberg zur Begrüßung. 1385 stimmberechtigte Mitglieder waren zur Jahresversammlung im Kongresszentrum der Messe (CCD) gekommen. "Ich kann mich nicht erinnern, dass schon einmal so viele da waren", sagte Kronenberg. Und das, obwohl keine Aufsichtsratswahlen auf der Tagesordnung standen. Was aber noch viel wichtiger war: Trotz der schwierigen Lage mit dem drittletzten Platz in der Liga und der Demission des Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall und der Diskussionen darüber blieb alles im Rahmen. Der Verein wird allerdings in Kürze einen neuen Aufsichtsratschef erhalten: Kronenberg kündigte an, dem Gremium zwar erhalten zu bleiben, sich aber nicht mehr zur Wahl zu dessen Vorsitzenden zu stellen: "Ich kann den zeitlichen Anforderungen dieses Amtes nicht mehr gerecht werden."

Nicht wenige der Mitglieder schauten recht überrascht, dass die Zweitliga-Profis des Vereins in voller Mannschaftsstärke im CCD erschienen waren. Das war in der Vergangenheit beileibe nicht üblich, schon gar nicht, wenn - wie in diesem Fall in Leipzig - schon zwei Tage später ein Punktspieleinsatz auf dem Programm stand. "Wir wollten allen zeigen, dass wir in einem Boot sitzen", erklärte Trainer Frank Kramer. "Wir haben in den vergangenen Wochen, die wirklich nicht einfach waren, viel Unterstützung und Solidarität erfahren. Daher wollten wir zeigen, dass das keine Einbahnstraße ist." Sportdirektor Rachid Azzouzi ergänzte: "Es geht um den Verein, es geht darum, alle Befindlichkeiten zur Seite zu schieben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren - den Verein." Zudem sei es eine gute Gelegenheit für die Profis, die Atmosphäre im Verein aufzusaugen.

Gerade über diese Atmosphäre hatte es im Vorfeld überreichlich Spekulationen gegeben. Hitzige Diskussionen schienen sicher, manch einer fürchtete gar Krawall. Dem wirkte der Interimsvorsitzende Paul Jäger mit seiner Rede entgegen: "Wir können heute über alles reden, aber lassen Sie uns nicht mit unserer Versammlung für bundesweite Schlagzeilen sorgen - das überlassen wir Schalke und Hamburg." Kassierte der Finanzchef dafür reichlich Beifall, so gab es später Pfiffe gegen ihn, als er dem morgigen Gegner Leipzig das Recht auf die erste Liga zusprach: "Ich bin kein Freund vom Projekt Leipzig, kein Freund der Brause, aber ich sage ganz klar: Jeder hat das Recht aufzusteigen." Letzteres im Grunde eine Selbstverständlichkeit - am Mittwoch jedoch ein Grund für Missfallenskundgebungen. Ganz im Gegensatz zur Mannschaft übrigens. Die Mitglieder applaudierten vehement, als der Interimspräsident den sportlichen Bereich lobte: "In der Mannschaft stimmt es, im Umfeld stimmt es, im Trainerteam stimmt es. Deshalb bin ich zu hundert Prozent überzeugt, dass wir von Monat zu Monat besser werden. Kontinuität ist der Schlüssel zum Erfolg."

Marcel Kronenberg mahnte in seinem Bericht zur Geschlossenheit. In den schwierigen Zeiten zur Jahrtausendwende habe Fortuna überlebenswichtigen Zusammenhalt gezeigt. "Doch danach ging alles schnell, zu schnell", sagte der Noch-Aufsichtsratschef. "In der rasanten Zeit ist einiges kaputtgegangen, es wurde versäumt, alle auf dieser Reise mitzunehmen." Es habe Fans gegeben, die eigene Spieler beschimpft hätten, Streitigkeiten verschiedener Fangruppen und mehr. "Der Übergang von Peter Frymuth zur neuen Führung ist nicht geglückt", ergänzte Kronenberg. "Wir können alle so weitermachen, dann sind wir bald wieder am Beginn der Reise angekommen. Oder wir reden wieder mit- statt übereinander."

Dafür erntete er Applaus und kurz darauf den ersten Beweis für den Willen zur Geschlossenheit: Als die Mannschaft den Saal verließ, gab es "Standing Ovations" der Mitglieder.

(jol)
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