Nachdem er 2009 Rapid Wien zur Meisterschaft geschossen hatte, begann seine Odyssee. Für fünf Millionen Euro wechselte er zum SSC Neapel, wo er einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten hatte, aber überhaupt nicht zurecht kam. Je zweimal wurde er nach Frankfurt und Kaiserslautern ausgeliehen. Im vergangenen Sommer kaufte Fortuna Hoffer ein Jahr vor Ablauf des Vertrags in Neapel den Angreifer für 500 000 Euro.

Doch damit war seine Leidenszeit noch nicht endgültig beendet, denn unter Trainer Mike Büskens kam er nur sporadisch aufs Feld und blieb bei sieben Einsätzen torlos. Der damalige Interimstrainer Oliver Reck sorgte für die Wende im Leben des frustrierten Fußballers Jimmy Hoffer. Der Coach vertraute ihm, baute ihn auf. Hoffer spielte und traf - neun Mal.

In diesem Sommer ist alles anders. Beim 4:1-Sieg gegen Wigan Athletic erzielte Jimmy Hoffer seine Tore 14 und 15 in der Vorbereitung. "Ich treffe sehr gut", sagt er, fügt aber sofort hinzu: "Aber ich muss es auch in der Meisterschaft zeigen." Ein Grund für seine gute Frühform ist die Vorbereitung. "Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich eine Vorbereitung bei einem Verein komplett mitgemacht habe. Und in der Vorbereitung ist jedes Spiel enorm wichtig. Die Tore sind gut für das Selbstvertrauen. Aber wichtig ist nicht, wer die Tore macht, sondern dass die Mannschaft gewinnt."

Jimmy Hoffer dürfte beim Meisterschaftsauftakt gegen Bundesliga-Absteiger Eintracht Braunschweig am Freitag (20.30 Uhr) gesetzt sein. "Natürlich hoffe ich, dass ich spiele. Aber wenn der Trainer meint, dass ein anderer Spieler der Mannschaft mehr hilft, dann akzeptiere ich das."

Diese Art zu denken, den Egoismus dem Erfolgsstreben der Mannschaft unterzuordnen, hat Trainer Reck gefordert und gefördert. Und sie ist inzwischen auch beim sensiblen Zweikampf der beiden Torhüter Michael Rensing und Lars Unnerstall angelangt. Offiziell hat Reck noch nicht kundgetan, wer am Freitag zwischen den Pfosten steht. "Aber die Einschätzung ist schon zu genüge erörtert worden", sagt Lars Unnerstall, der seine erste Verärgerung darüber, dass er am Saisonstart auf der Bank sitzen soll, verarbeitet hat. "Olli wird es irgendwann kundtun." Und auch Torwarttrainer Simon Jentzsch verweist auf Reck: "Die Entscheidung trifft und verkündet einer, der mehr Spiele und mehr Erfolge hatte als ich."

Oliver Reck versucht sich derweil in Understatement. "Ich bin das kleinste Rad hier", sagt er ganz ernst. "Ich versuche, die Mannschaft so einzustellen, dass sie am Freitag drei Punkte gewinnt." Dass er das kann, davon ist er allerdings felsenfest überzeugt. Und noch eines eint alle - die Vorfreude auf Freitag. "Das Schönste ist, wenn es los geht", sagt Jimmy Hoffer. Noch viermal schlafen, dann ist es so weit.