Fortuna Düsseldorf Vier Gründe für Fortunas Erfolg

Düsseldorf · Nach dem Schlusspfiff dauerte es eine quälend lange Minute, doch dann ging ein Raunen durch die Esprit-Arena. Die ersten Töne erklangen, die Fans stimmten ein: "Ich wart' seit Wochen auf diesen Tag."

Fortuna Düsseldorf gegen FC St. Pauli - Einzelkritik
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Fortuna - FC St. Pauli: Einzelkritik

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Das freilich stimmte nicht ganz, denn sie hatten Monate darauf gewartet, dass Fortuna Düsseldorf daheim gewinnt und in der Zweiten Fußball-Bundesliga auf einem Aufstiegsplatz steht. Nach dem 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli war es endlich soweit - "an Tagen wie diesen" sangen sie inbrünstig. Die Gründe für Fortunas Erfolg:

Finanzen Der Verein ist schuldenfrei und profitiert von der soliden Haushaltspolitik. Nach dem Abstieg geriet er nicht etwa in eine teuflische Abwärtsspirale aus wirtschaftlichem und sportlichem Niedergang, sondern konnte den personell notwendigen Wechsel vornehmen. Das ging natürlich nicht reibungslos vonstatten. Trainer Mike Büskens musste vorzeitig gehen, Lorenz-Günther Köstner erkrankte, Oliver Reck sprang ein. In Helmut Schulte wurde ein neuer Vorstand Sport gefunden. Hinzu kamen mehr als ein Dutzend Spielerwechsel. Der Umbruch auf allen Ebenen brauchte Zeit, ist aber geglückt. Basis war die kerngesunde finanzielle Situation.

Manager Helmut Schulte passte genau in das Anforderungsprofil des Vereins. Der 57 Jahre alte Westfale, der offiziell den Titel Vorstand Sport trägt, ist geerdet, kein Sprücheklopfer, sondern ein nüchterner Analytiker. Er kennt sich im Profibereich aus, hat aber auch viele Jahre im Nachwuchsbereich (auf Schalke) gearbeitet. Schulte, der sich nicht in den Vordergrund drängt, obwohl er viel zu sagen hat, ist gewissermaßen der Vater des Erfolgs. Die Spieler, die er geholt hat, sind ausnahmslos eingeschlagen - eine verblüffende Quote. Er lässt Oliver Reck in Ruhe mit der Mannschaft arbeiten. Dabei bleibt Schulte auf Distanz - wohlwollend, kritisch.

Trainer Oliver Reck war alles andere als unumstritten. Er hat sich seinen Job mit Ergebnissen erarbeitet. Zweimal sprang der Torwarttrainer für den erkrankten Köstner ein, zweimal erledigte er seine Aufgabe mit Bravour. Der Vorstand, der ihm das Amt im Winter nicht zugetraut hatte, sprang im Sommer über seinen Schatten, revidierte die Entscheidung und übertrug ihm die Verantwortung. Recks Stärke ist sein Bauch. Dank seines feinen Gespürs trifft er meist die richtigen Entscheidungen. Emotionen spielen bei ihm eine ganz große Rolle. Damit erreicht er die Spieler. Wie lange das gut geht? "Immer", sagt er. "Man muss sich halt was einfallen lassen."

Mannschaft Der Kader ist breiter aufgestellt und stärker als zu Bundesligazeiten. Nach holprigem Start ist das Team in Schwung gekommen. An einem guten Tag kann es jeden Zweitligisten besiegen. Dass es nun aber auch in der Lage ist, nach einer mäßigen Leistung wie gegen den St. Pauli einen Arbeitssieg zu feiern, macht es zu einem ernsthaften Aufstiegskandidaten. Dank einer spielstarken Offensive ist Fortuna immer für ein Tor gut. Allerdings hat das Team auch einen wunden Punkt - die Innenverteidigung. Gelingt es Reck, für Ordnung und Stabilität zu sorgen, haben die Fans nicht zum letzten Mal "An Tagen wie diesen" gesungen.

(RP)
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