Porträt Bilder aus dem Leben von Franz Beckenbauer
Wir stellen Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer vor.
Bei einem Turnier in Neubiberg bei München wird Beckenbauer im Frühjahr 1958 im Spiel seines SC München 1906 gegen den TSV 1860 München von seinem Gegenspieler Gerhard König geohrfeigt. Er wechselt daraufhin im Sommer zum FC Bayern und nicht, wie geplant, zu den Löwen. Beckenbauer sagt dazu später: "Es war nicht die Hand Gottes, sondern die Watsch'n eines Sechzigers."
Mit 19 Jahren debütierte der gebürtige Münchner Beckenbauer 1964 in der Regionalliga für Bayern München, ein Jahr später war er nach einem Aufstieg und nur sechs Erstligaspielen deutscher Nationalspieler.
Nach nur sechs Bundesligaspielen bestreitet Beckenbauer am 26. September 1965 in Stockholm gegen Schweden sein erstes Länderspiel (2:1). In seinem fünften Länderspiel am 23. März 1966 gegen die Niederlande (4:2) erzielt er seine ersten beiden Treffer.
Am 1. Juni 1968 gelingt Deutschland in Hannover erstmals in der Geschichte ein Sieg über England. Beckenbauer erzielt in der 82. Minute das Tor des Tages.
Am 16. August 1971 veröffentlicht der "Kicker" ein zwei Wochen zuvor vom österreichischen Fotografen Herbert Sündhofer aufgenommenes Foto, das Beckenbauer in Wien neben der Büste von Kaiser Franz Joseph I. zeigt. Danach verfestigt sich die bereits im Juni 1969 von mehreren Medien erstmals verwendete Bezeichnung "Kaiser".
Bei seiner dritten WM-Teilnahme als Spieler schafft der "Kaiser" die Krönung: Als Libero führt Beckenbauer, der schon 1966 und 1970 zum Kader zählte, Deutschland 1974 im eigenen Land zum Titelgewinn.
Mit den Bayern kann Beckenbauer beachtliche Erfolge vorweisen: Vier Mal wurde er Deutscher Meister, drei Mal in Folge gewann er zudem zwischen 1974 und 1976 den Europapokal der Landesmeister. Zwei Mal half er beim Rekordmeister als Interimscoach aus, 1994 übernahm er das Amt des Präsidenten.
Auch persönliche Erfolge und Ehrungen kann Beckenbauer vorweisen: Vier Mal war er Deutschlands Fußballer des Jahres, zwei Mal wurde ihm diese Ehre in ganz Europa zuteil.
Der Wechsel in die amerikanische "Operettenliga" zu Cosmos New York 1977 beendet die Länderspielkarriere des "Kaisers" vorzeitig - er fiel beim DFB in Ungnade. 1980 kehrte Beckenbauer in die Bundesliga zurück, wo er beim Hamburger SV 1982 seine aktive Karriere beendete.
Titel und Trophäen sammelte der Spieler Beckenbauer reichlich: Allein 1974 waren es Meisterschaft, Europapokal und Weltpokal. In 396 Erstligapartien für "seinen" FC Bayern schoss er trotz defensiver Ausrichtung 44 Tore.
Dem Fußball blieb Beckenbauer auch nach Ende seiner aktiven Zeit erhalten. Ohne Trainerschein übernahm er nach der schwachen WM 1984 die deutsche Nationalelf als Teamchef und führte sie zurück in die Erfolgspur.
Als Zweiter nach dem Brasilianer Mario Zagallo (1958/1962 sowie 1970) wird Beckenbauer am 8. Juli 1990 Weltmeister als Spieler (1974) und als Trainer. Nach der Siegerehrung wandert er alleine über den Rasen des Olympiastadions in Rom: "Ich wollte halt einfach alleine sein und habe die Gelegenheit genutzt. Das Feld war frei. Und bin halt dann so in mich gedankenversunken vor mich hin gegangen, habe über alles Mögliche nachgedacht."
Von einem Weißbierglas aus trifft Beckenbauer am 7. Mai 1994 beim Schießen auf die Torwand im Aktuellen Sportstudio des ZDF in das Loch rechts unten. Sein Rekord steht bei vier Treffern. Mit 57 Besuchen ist Beckenbauer außerdem Rekord-Gast der Sendung.
Ein weiteres Meisterstück gelang Beckenbauer als Funktionär: Gegen die Interessen der Fifa, die Südafrika bevorzugte, holte der "Kaiser" die WM-Endrunde 2006 nach Deutschland - das "Sommermärchen" war geboren.
Im Oktober 2015 berichtete der Spiegel von einem Darlehen über zehn Millionen Schweizer Franken an das Organisationskomitee, das mutmaßlich zum Stimmenkauf genutzt wurde. Die schweizerische Bundesanwaltschaft leitete im November 2015 ein Strafverfahren gegen Beckenbauer wegen des Verdachts auf Betrug, ungetreue Geschäftsbesorgung, Geldwäscherei und Veruntreuung ein.
Auch privat stand Beckenbauer immer wieder in den Schlagzeilen. Zuletzt lebte er in dritter Ehe mit Heidi Burmester als Vater von fünf Kindern. Die Trauung fand während der WM-Endrunde in Deutschland statt...
Nicht nur im Fußball zeigt Beckenbauer viel Engagement. Seine eigene Stiftung hilft kranken und behinderten Menschen in Not. Dazu ist der "Kaiser" zu einer der bekanntesten Medien- und Werbeikonen aufgestiegen. Er erhielt unter anderem den Verdienstorden des Landes NRW.
Im Janur 2007 wurde Franz Beckenbauer in Zürich zum neuen Exekutiv-Mitglied der Fifa gewählt und übte diesen Posten bis 2011 aus.
Ab April 2011 übernahm er den Vorsitz der Fifa Task Force Football 2014, die sich mit der Entwicklung und Zukunft des Fußballs beschäftigt. Er engagiert sich unter anderem mit Pele und Bobby Charlton.
Am 13. Juni 2014 wurde Beckenbauer wegen eines "mutmaßlichen Verstoßes gegen das Ethikreglement" vom Weltverband Fifa zu einer 90-Tage-Sperre verdonnert. Während dieser Zeit waren Beckenbauer alle Aktivitäten rund um den Fußball untersagt.
Am 16. März 2016 gab der Pay-TV-Sender Sky wenige Stunden vor dem Anpfiff des Achtelfinal-Rückspiels der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Juventus Turin bekannt, dass Beckenbauer an diesem Abend zum letzten Mal als Experte im Studio sitzen wird. Der "Kaiser" hört auf eigenen Wunsch auf unbestimmte Zeit auf.
Wenige Monate später wurde Beckenbauer am Herzen operiert. Dabei wurde ihm „mindestens ein Bypass“ gelegt. Seitdem hat er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Auftritte bei Spielen von Bayern München sind seltener geworden.
2018 wurde er in die Gründungself der Hall of Fame des deutschen Fußballs gewählt.
Am 20. April 2020 stellte das Bundesstrafgericht das Verfahren bis zum Eintritt der Verjährung, am 27. April, ein. Zu einem Urteil kam es nicht mehr.
Franz Beckenbauer starb am 7. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren. „In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist“, teilte die Familie mit.
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