0:0 gegen Schweden bei Frauen-EM Noch etwas entfernt vom perfekten Spiel

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit einem 0:0 gegen Schweden in die EM gestartet. Das Team von Steffi Jones hat noch Luft nach oben, war mit dem Auftakt aber zufrieden.

Frauen-EM 2017: Deutschland - Schweden – die Bilder vom Spiel
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Deutschland - Schweden

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Die unmittelbar Handlungsbeteiligten waren um eine rasche Einordnung bemüht. Es sollte ja nicht der Verdacht aufkommen, irgendwer sei mit diesem Ergebnis nicht zufrieden oder gar enttäuscht. Schließlich haben sie sich bei der Damenabteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) einen radikalen Umbruch verordnet — und so etwas benötigt bekanntlich Zeit.

Dzsenifer Marozsan, die Kapitänin, gab zu Protokoll, dass es sich ja schließlich um das erste Spiel bei der Europameisterschaft in den Niederlanden gehandelt habe und man alleine schon deshalb zufrieden sei mit dem 0:0 gegen Schweden. Kurios: Im insgesamt 27. Duell war es das erste Unentschieden überhaupt.

"Das geht schon so in Ordnung", sagt die 25-jährige Marozsan, die beim französischen Champions-League-Sieger Olympique Lyon unter Vertrag steht. "In der zweiten Halbzeit sind wir deutlich dominanter aufgetreten. Da wäre sogar ein Sieg verdient gewesen."

Steffi Jones nahm von ihrer ersten Partie als verantwortliche Trainerin bei einem großen Turnier eine heisere Stimme mit. Jones hat ihrer Mannschaft ein offensiveres Spiel bei Ballbesitz verordnet, eine taktische Vorgabe, die noch nicht alle ihre Akteurinnen verinnerlicht haben. "Es bleibt wenig Zeit für Training. Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel gesagt, dass sie bloß nicht enttäuscht sein oder an sich zweifeln soll, weil das eine gute zweite Halbzeit war", bekundet die 44-Jährige. "So wollen wir weitermachen: kombinationssicher, ballsicher, Chancen kreieren — nur dann noch zielstrebiger den Torabschluss suchen."

Und es gab keine ihrer Spielerinnen, die nicht pflichtschuldig beim Gang vom Rasen in die Kabine den Reportern in die Blöcke diktiert hätte, dass es unheimlich viel Spaß machen würde, mit Jones zu arbeiten und neue Dinge auszuprobieren. Man merkt, dass da eine Mannschaft auftritt — immerhin schon ein großer Verdienst von Jones, die in den beiden abschließenden Gruppenspielen gegen Italien und Russland wohl mehr Grund für Jubelstürme haben wird. Beide Gegnerinnen sollten Deutschland mit seinen spielerischen Mitteln deutlich besser liegen.

Jones zwischen Hoffen und Bangen

Für Jones, die vor ihrem Wechsel auf den Trainerposten als Sportdirektorin beim DFB arbeitete, waren es besondere Momente in Breda. "Ich habe natürlich mitgefiebert. Wenn wir zum Beispiel eine Ecke bekommen, denkst du natürlich: Scheiße, hoffentlich geht der nicht rein", erzählte sie. "Ich bin da emotional, aber auch zuversichtlich. Ich habe in der zweiten Halbzeit gedacht: Wir haben die im Griff, das Tor fällt. Dann wechselst du, und hoffst und hoffst. Das ist schon kräftezehrend und geht an die Substanz."

Jones hat bei ihrem ersten Spiel deutliche Signale ausgesendet. Sie ging als letzte in der Halbzeit in die Kabine und blieb dort auch nur ein paar Minuten, dann kehrte sie zurück auf den Rasen. "Es war ein Spiel, wo ich die Mädels einfach in Ruhe lassen wollte. Sie sollten sich auf den zweiten Durchgang vorbereiten, etwas frisch machen und dann weitermachen", sagt die gebürtige Frankfurterin. "Es ist nicht meine Art, 15 Minuten lang Kommandos zu geben." Jones setzt mehr auf den Teamgedanken, auf Spezialisten in ihrem Trainerteam, die gezielt die einzelnen Mannschaftsteile betreuen. Bei Vorgängerin Silvia Neid war alles deutlich straffer organisiert.

"Wir können und werden noch besser spielen", sagt Torhüterin Almuth Schult vom VfL Wolfsburg. "Schweden ist keine Laufkundschaft, sondern eine der besten Mannschaften der Welt. Wir haben ja nicht alles falsch gemacht. Unsere Defensive stand gut. Teilweise liefen auch die Kombinationen flüssig. Verbessern müssen wir uns aber beim Zug zum Tor und im Abschluss." Jones hat noch etwas Arbeit vor sich auf dem Weg zum perfekten Spiel.

(gic)
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