Frauen-EM Kim Kulig lernt bei Steffi Jones das Trainer-Handwerk

Sint-Michielsgestel · Kim Kulig ist bei der Frauenfußball-EM zurück im Kreise des Nationalteams. Nach ihrem viel zu frühen Karriereende hat die 27-Jährige nun ein neues großes Ziel.

 Ein Bild leider ohne Seltenheitswert: Kim Kulig auf Krücken (Archiv).

Ein Bild leider ohne Seltenheitswert: Kim Kulig auf Krücken (Archiv).

Foto: dpa, Simon Hofmann

Kim Kulig packt mit an. Tore verschieben, Hütchen aufstellen, Bälle bereitlegen - im EM-Training der deutschen Fußballerinnen im Sportpark Zegenwerp ist die frühere Nationalspielerin wieder mittendrin. Beim Aufwärmen im Fünf-gegen-Zwei kickt die 27-Jährige sogar selbst mit. Doch während die Spielerinnen in weißen Trainingsshirts schwitzen, trägt Kulig jetzt Rot - wie Bundestrainerin Steffi Jones und Co-Trainer Markus Högner.

Zwei Jahre nach dem viel zu frühen Ende ihrer Karriere aufgrund einer folgenschweren Knieverletzung assistiert Kulig im deutschen EM-Lager nicht nur auf dem Trainingsplatz. Hauptsächlich ist sie im Scouting-Team mit Saskia Bartusiak und Videoanalyst Tim Plöger für die Gegner-Beobachtung zuständig. "Ich freue mich, dass ich wieder hier sein darf im DFB-Dress", sagte Kulig dem SID: "Es macht total viel Spaß."

Nach einer langen Leidenszeit, die mit ihrem Kreuzbandriss bei der verkorksten Heim-WM 2011 begann, musste Kulig früh eine neue Berufung suchen. Es war ein harter Weg. "Wenn ich zurückdenke - 2013 war ich noch als Spielerin in der EM-Vorbereitung, dann der nächste Rückschlag. Ich muss ehrlich sagen, ich habe den Fußball erst mal weggestoßen", erzählt sie.

Damals muss die als eine der großen Hoffnungsträgerinnen des deutschen Fußballs gefeierte Kulig nochmals an ihrem lädierten Knie operiert werden, versucht beim 1. FFC Frankfurt das Comeback - doch das Gelenk hält dem Leistungssport nicht mehr stand. Nach der WM 2015 in Kanada, die sie als TV-Expertin begleitet, gibt die Europameisterin von 2009 den Kampf um die Karriere auf.

Die A-Lizenz hat Kulig schon

Seither ist sie beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) angestellt und wurde eine der engsten Vertrauten von Steffi Jones. In ihr reift der Entschluss, Trainerin zu werden: "Ich möchte einen neuen Weg gehen, bin total motiviert und fühle mich sehr wohl, wenn ich auf dem Platz stehe. Das ist ein tolles Gefühl und ich bin froh, dass ich das wieder habe."

Die A-Lizenz hat Kulig, die im Mai 2016 ihre Lebensgefährtin Melanie heiratete und seither im Pass den Doppelnamen Kulig-Soyah trägt, bereits in der Tasche. Nächstes Ziel: Die Ausbildung zur Fußballlehrerin. "Daher bin ich sehr froh, dass ich die Chance habe, hier praktische Erfahrung zu sammeln und auf dem Platz dabei sein zu dürfen. Ich kann so viel mitnehmen."

Auch nach ihrer aktiven Zeit hat Kulig ihren Ehrgeiz nicht verloren. So scheint es nicht abwegig, dass sie eines Tages einen Posten als U-Trainerin oder als Assistentin von Jones bekleidet. "Ich setze mir schon Ziele, aber weiß auch, dass es nur Schritt für Schritt geht", sagt sie. Diese Geduld hat sie auch in all den schier unendlichen Monaten der Reha gelernt.

Vollkommen hinter sich gelassen hat Kulig diese Zeit bis heute nicht - wie auch? "Es gibt immer mal wieder Momente, wenn ich auf dem Platz stehe und denke: Okay, eigentlich bin ich 27 und könnte noch in dieser Mannschaft spielen", gibt Kulig zu. Doch dann richtet sie ihren Blick wieder nach vorne und ihr breites Lächeln kehrt zurück: "Ich versuche, mich mit solchen Gedanken nicht lange aufzuhalten. Ich sehe neue Aufgaben. Ich sehe einen Sinn darin."

(sid)
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