Ex-Nationalspielerin im Interview Grings: "Ziel ist, ein Profiteam zu trainieren"

Sie ist noch immer die Rekordtorschützin in der Bundesliga, war vier Mal Fußballerin des Jahres und hat mit der Nationalmannschaft die EM gewonnen. Jetzt will Inka Grings ihr Wissen weitergeben. Ihr nächstes Ziel: ein Profiteam bei den Männern trainieren.

 Inka Grings (2.v.l.) hat sich hohe Ziele gesetzt.

Inka Grings (2.v.l.) hat sich hohe Ziele gesetzt.

Foto: dpa, ade

Frau Grings, im Frauenbereich ist bislang eine A-Lizenz ausreichend, um ein Team zu trainieren. Warum haben Sie sich dafür entschieden, am Fußball-Lehrer-Lehrgang beim DFB teilzunehmen? Um einen Bundesligisten bei den Männern zu betreuen, ist das die Voraussetzung.

Grings Ganz einfach — weil ich immer daran interessiert bin, die beste Ausbildung für meine Arbeit zu bekommen.

Ärgert es Sie, dass man offenbar beim DFB der Meinung ist, dass bei den Frauen auch eine geringere Qualifikation ausreichend ist?

Grings Sehen Sie, man muss sich ansehen, wo wir noch vor zehn Jahren standen und was wir mittlerweile alles schon erreicht haben. Es geht Schritt für Schritt voran. Wenn man etwas ungeduldiger ist, sind einige Dinge schwer zu begreifen. Aber ich bin mir sicher, dass die Entwicklung noch lange nicht vorbei ist. Man muss ja aber auch sagen, die A-Lizenz ist durchaus qualifiziert. Es wäre aber sicher sinnvoll, dass künftig auch in der Frauen-Bundesliga eine Lehrerlizenz verpflichtend ist.

In Ihrem Lehrgang gab es 23 Teilnehmer - davon nur zwei Frauen. Gibt es so wenige geeignete Kandidatinnen?

Grings Ganz bestimmt nicht, aber es gibt einfach bislang nur einen begrenzten Bedarf. Und dementsprechend eben nur wenige Frauen, die sich in dem Bereich weiterqualifizieren möchten und diesen Weg gehen.

Muss man bei 21 Kollegen viele Sprüche gegen Frauenfußball ertragen oder hält sich alles im erträglichen Rahmen?

Grings (lacht) Man weiß ja schon vorher, wie die meisten Jungs grundsätzlich über Frauenfußball denken. Damit muss man dann umgehen. Die Sprüche waren im erträglichen Rahmen. Ich unterscheide nicht nach Geschlechtern. Für mich ist alles Fußball.

Halten Sie es für wahrscheinlicher, dass einer Ihrer Kollegen mal ein Frauenteam trainiert oder dass Sie einen Job bei den Männern finden?

Grings Wahrscheinlicher ist es derzeit noch, dass einer der Männer auch mal ein Frauenteam trainiert. Das ist einfach noch so.

Ist es überhaupt Ihr Ziel, irgendwann mal in einer höheren Liga ein Männerteam zu trainieren?

Grings Ja, das ist auf jeden Fall mein Wunsch. Ich bin noch jung im Geschäft und muss einige Erfahrungen sammeln. Ich strebe immer nach den höchsten Zielen. Momentan ist es leider so, dass vor allem nach Geschlecht und nicht nach Leistung beurteilt wird. Man muss eben umso mehr mit seinen Qualifikationen überzeugen. Die Entscheider können das irgendwann nicht mehr ignorieren. Es wäre toll, wenn ich irgendwann in Deutschland oder im Ausland eine ehrliche Chance bekommen würde, mich auf höherem Niveau zu beweisen. Ob das dann in der ersten oder dritten Liga ist, spielt nicht die entscheidende Rolle.

Sie arbeiten beim MSV Duisburg, trainieren die Zweitliga-Frauen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Ilija Gruev, dem Chefcoach des Männer-Zweitligisten?

Grings Ilija schenkt mir unfassbar viel Vertrauen. Ich darf regelmäßig beim Training dabei sein - nicht nur als Hütchenaufsteller, sondern mit Eigenverantwortung bei der Umsetzung von Übungseinheiten.

GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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