DFB-Frauen retten Jones' Job "Wir wollten eine Reaktion zeigen, für Steffi, für uns"

Bielefeld · Nach dem überzeugenden 4:0 im Test der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich darf sich Bundestrainerin Steffi Jones vorerst sicher in ihrem Job fühlen.

 Steffi Jones machte nach dem Sieg glücklich ein Selfie mit einem Fan.

Steffi Jones machte nach dem Sieg glücklich ein Selfie mit einem Fan.

Foto: dpa, frg

Nach dem versöhnlichen Abschluss eines enttäuschenden Jahres umarmte Steffi Jones erst minutenlang ihre Spielerinnen, dann gönnte sie sich ein Fläschchen Cola. Die Erleichterung über den Befreiungsschlag war der Bundestrainerin anzumerken.

Nach dem 4:0 (3:0) im richtungweisenden Test gegen Frankreich blickte die 44-Jährige optimistisch in die Zukunft: "Es war wichtig, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben und zu bestätigen, dass wir die richtigen Konsequenzen aus der Talfahrt gezogen haben."

Auf der Tribüne der Bielefeld Alm verfolgte DFB-Präsident Reinhard Grindel die von ihm nach dem 2:3 in der WM-Qualifikation gegen Island im Vormonat geforderte Leistungssteigerung zunächst verhalten, am Ende aber spendete auch er Beifall. Für die von Grindel öffentlich angezählte Jones hieß diese Geste wohl: Sie darf trotz der überwiegend schwachen Leistungen in diesem Fußball-Jahr weitermachen.

"Wir wollten ganz bewusst eine Reaktion zeigen, für Steffi, für uns. Es war das sportliche Signal, was er sehen wollte", betonte Alexandra Popp, die mit einem starken Auftritt und einem Doppelpack (21./44.) entscheidenden Anteil am Erfolg hatte. Svenja Huth (39./53.) schraubte das Ergebnis mit zwei weiteren Treffern gegen den allerdings schwachen WM-Gastgeber in eine verdiente Höhe.

Jones erklärte zur Diskussion um ihre Person anschließend, die Mannschaft habe sich erfolgreich nur auf das Spiel fokussiert und "alles andere ausgeblendet". Schließlich habe sie selbst "nie darüber nachgedacht, dass das anders ausgehen könnte, wenn wir dieses Spiel verloren hätten".

Die Spielerinnen gaben sich offenherziger. "Wir wussten um die Situation", sagte etwa Tabea Kemme, "das war ein Schlüsselspiel. Und gemeinsam aus diesem Loch herauszukommen ist einfach ein schönes Gefühl."

Dieses gute Gefühl soll nun ins nächste Jahr transportiert werden. Genau wie die Erkenntnis, "dass wir uns weiterentwickeln müssen, damit wir den nächsten Schritt in Richtung WM machen können", so Jones. "Wir müssen schauen, dass wir Konstanz in unsere Spiele bringen", forderte Kapitänin Dzsenifer Marozsan. Denn nach dem Vier-Nationen-Turnier SheBelieves Cup im März in den USA fällt die Entscheidung über die Qualifikation zur WM 2019.

Zur Aufarbeitung der ersten 14 Monate unter der Nachfolgerin von Silvia Neid inklusive tränenreichem Viertelfinal-Aus bei der EM werden wohl noch interne Analysen folgen. Zumal ab kommendem Jahr Oliver Bierhoff als DFB-Direktor für den Bereich "Nationalmannschaften und Fußballentwicklung" auch ein wachsames Auge auf die Entwicklung der Frauen-Auswahl richten soll. Sportdirektor Horst Hrubesch, sonst nicht gerade Stammgast bei den DFB-Frauen, verfolgte das Testspiel sicher nicht ohne Grund im Stadion.

Er sah ein Team, dass sich wieder mehr auf Kompaktheit konzentrierte, statt auf den von Jones eigentlich proklamierten ballbesitzorientierten Offensivfußball. In der 4-2-3-1-Grundordnung erinnerte die Spielweise wieder mehr an die Auftritte unter Neid, die das Team zum Abschluss ihrer erfolgreichen Karriere im Sommer 2016 in Rio zum erstmaligen Triumph bei Olympia geführt hatte.

(sid)
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