Auf Neid-Debatte folgt Ärzte-Krach Neuer Stress bei DFB-Frauen

Nun auch noch Kritik an der medizinischen Abteilung: Im Lager der deutschen Fußballerinnen rumort es rund eine Woche nach dem Halbfinal-Aus bei der WM weiter.

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Zu der Neid-Debatte kommt jetzt auch noch ein Ärzte-Krach: Der Schlagabtausch zwischen den Bundesligisten und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist rund eine Woche nach dem Halbfinal-Aus der der deutschen Fußballerinnen bei der WM in Kanada in die nächste Runde gegangen.

Pokalsieger VfL Wolfsburg hat schwere Vorwürfe gegen die medizinische Abteilung des DFB erhoben und die Versorgung seiner Nationalspielerinnen bei der Endrunde bemängelt. Nach Angaben des Klubs kehrten Stürmerin Alexandra Popp und Verteidigerin Babett Peter verletzt vom Turnier zurück.

"Vor Ort wurden leider nicht die notwendigen Diagnosemaßnahmen durchgeführt. Deshalb bekamen wir das Ergebnis erst jetzt nach einem MRT in Wolfsburg", kommentierte VfL-Trainer Ralf Kellermann mit deutlichen Worten die Verletzung Popps, die es schwer erwischt hat.

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Die 24-Jährige erlitt einen Meniskuseinriss und wird nach einer Operation am Freitag mehrere Wochen ausfallen. Laut den Wolfsburgern hat Popp bereits seit dem WM-Achtelfinale gegen Schweden (4:1) über Schmerzen im Knie geklagt.

Der DFB wies den Vorwurf der mangelhaften medizinischen Betreuung zurück. "Die bei Alexandra Popp aufgetretenen Kniebeschwerden verbesserten sich nach intensiver Behandlung wesentlich, so dass ein MRT vor Ort nicht in Betracht gezogen wurde", teilte der Verband dem SID in einer Stellungnahme mit: "Nach Rücksprache mit der Spielerin und Einschätzung der medizinischen Abteilung sprach nichts gegen weitere Einsätze im Turnierverlauf."

Welttrainer Kellermann, der zudem auf die langzeitverletzte Weltfußballerin Nadine Keßler verzichten muss, schiebt dennoch Frust: "Das ist noch vor dem Saisonstart der zweite Hochkaräter, der uns ausfällt."

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Peter hat nach VfL-Angaben bereits im Verlauf der WM-Vorbereitung eine Teilruptur des Außenbandes im Fußgelenk erlitten. Die 27-Jährige werde mehrere Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren können. Ein Einsatz zu Saisonbeginn Ende August sei aber wahrscheinlich.

Der Streit um die Verletzten ist die nächste Eskalationsstufe in der Auseinandersetzung zwischen den Klubs und der Nationalmannschaft. Nach dem WM-Aus der Auswahl von Silvia Neid gegen den späteren Weltmeister USA (0:2) hatten Kellermann, seine Kollege Colin Bell vom Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt und Coach Bernd Schröder vom sechsmaligen Meister Turbine Potsdam der Bundestrainerin unter anderem mangelnde taktische Flexibilität vorgeworfen.

Neids "Intimfeind" Schröder legte der 51-Jährigen sogar nahe, schon vor dem anvisierten Ende ihrer Amtszeit nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr ihren Hut zu nehmen. Die Kritik ihrer Kollegen konterte Neid mit der Aussage, dass die Spielerinnen zu Beginn der Vorbereitung "in einem katastrophalen Zustand" zu ihr gekommen seien. Einen Rücktritt lehnte die Trainerin ab - und erhielt in ihrer Haltung Rückendeckung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock verteidigte derweil die umstrittene Nachfolge-Regelung für Neid. Obwohl die künftige Bundestrainerin Steffi Jones noch nie eine Mannschaft betreut hat, habe die Ex-Nationalspielerin den "Fußball nicht verlernt", sagte Sandrock dem kicker.

(sid)
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