WM-Test der DFB-Frauen Vor Brasilien-Spiel ist "die halbe Mannschaft weg"

Frankfurt · Über ein Dutzend Spielerinnen verletzt, Diskussionen um die Wachablösung auf der Trainerbank und die Zeit bis zum Abflug nach Kanada verrinnt: Beim Feintuning weniger als zwei Monate vor WM-Beginn (6. Juni bis 5. Juli) haben die deutschen Fußballerinnen mit viel Sand im Getriebe zu kämpfen.

"Die halbe Mannschaft ist weg", kommentierte Nadine Angerer die Verletzungsmisere — mit einem Augenzwinkern zwar, doch die Spielführerin hat recht. Vor dem vorletzten WM-Härtetest am Mittwoch (18 Uhr/ARD) in Fürth gegen Brasilien verließen sieben Spielerinnen mit überwiegend kleineren Blessuren das Camp in Herzogenaurach vorzeitig. Zuvor mussten unter anderem Lena Goeßling und Leonie Maier kurzfristig passen. Nimmt man die Langzeitverletzten um Weltfußballerin Nadine Keßler hinzu, fehlen Silvia Neid bei der "Mission dritter Stern" derzeit 13 Spielerinnen.

Die ursprüngliche Trainingsplanung musste die Bundestrainerin aufgrund von vielen "müden Spielerinnen" entschärfen: "Wir haben ein bisschen improvisiert, uns auf die Spielerinnen eingestellt, denen man die vielen Spiele in den Knochen angemerkt hat."

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Foto: dpa, crj lof nic

Neid, die Anna Blässe, Svenja Huth, Katharina Baunach und Meike Kämper nachnominierte, hatte in der Vorwoche für die lautesten Nebengeräusche gesorgt, als sie ihren Abschied für 2016 ankündigte. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) präsentierte sogleich Trainer-Novizin Steffi Jones als Nachfolgerin und stieß mit dieser Entscheidung nicht nur bei Chefkritiker und Potsdams Trainer-Urgestein Bernd Schröder auf Skepsis.

Die Spielerinnen können vier Jahre nach dem Debakel bei der Heim-WM keine Ablenkung gebrauchen. "Ich konzentriere mich jetzt auf die WM, wir bereiten uns mit Silvia Neid vor, warum sollte ich dann über Steffi Jones nachdenken?", sagte Angerer genervt.

Anja Mittag ist diplomatischer. "Ich war wie viele überrascht, dass es Steffi Jones wird. Aber das wird für sie eine coole Aufgabe, alle Spielerinnen werden ihr helfen", sagte die Angreiferin. Neid, seit 2005 Cheftrainerin, wirkt jetzt laut Angerer jedenfalls "total gelassen, fokussiert und motiviert". Alexandra Popp ergänzte: "Wir wollen ihr jetzt den Abschied versüßen."

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Und es gab doch auch gute Nachrichten. Die erfahrene Innenverteidigerin Saskia Bartusiak kehrte zehn Monate nach ihrem Kreuzbandriss wieder in den Kader zurück, allerdings ohne eine Minute in der Bundesliga gespielt zu haben.

Gegen den Weltranglistensiebten Brasilien soll der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister an die "gute Leistung im Spiel beim Algarve Cup anknüpfen", forderte Neid. Auf dem Weg zum dritten Platz bei der "Mini-WM" Anfang März überzeugte die DFB-Auswahl beim 3:1 gegen den WM-Mitfavoriten um die fünfmalige Weltfußballerin Marta auf ganzer Linie.

Nach dem Test geht es in den Saisonendspurt, ehe das finale WM-Trainingslager am 18. Mai in der Schweiz beginnt. "Wir müssen dann schauen, welche Spielerinnen fit sind für die heiße Phase", sagte Neid. Neun Tage später steht dort die Generalprobe auf dem WM-Belag Kunstrasen an, am 31. Mai fliegt der DFB-Tross nach Kanada. Bei der ersten Endrunde mit 24 Teams trifft Deutschland in der Vorrunde auf die Elfenbeinküste (7. Juni), Norwegen (11. Juni) und Thailand (15. Juni).

(sid)
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