Uefa ermittelt gegen Frauen-Bundesligisten Rassismusvorwürfe gegen 1. FFC Frankfurt

Nyon · Das Adrenalin nach dem Elfmeter-Krimi war kaum abgebaut, da trübten Rassismusvorwürfe die Euphorie beim 1. FFC Frankfurt – über dem Einzug ins deutsche Champions-League-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg liegt ein Schatten.

 Die Frauen des 1. FFC Frankfurt stehen im Halbfinale der Champions League, dennoch ermittelt die Uefa.

Die Frauen des 1. FFC Frankfurt stehen im Halbfinale der Champions League, dennoch ermittelt die Uefa.

Foto: ap

Das Adrenalin nach dem Elfmeter-Krimi war kaum abgebaut, da trübten Rassismusvorwürfe die Euphorie beim 1. FFC Frankfurt — über dem Einzug ins deutsche Champions-League-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg liegt ein Schatten.

Beim 5:4 der Titelverteidigerinnen über den FC Rosengard soll die Kamerunerin Gaelle Enganamouit Opfer rassistischer Sprechchöre geworden sein. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) eröffnete ein Verfahren.

FFC-Manager Siegfried Dietrich reagierte gelassen auf die Nachricht am Donnerstag aus Nyon. "Wir werden uns das nochmal anschauen und der Uefa eine Stellungnahme abgeben. Ich gehe davon aus, dass wir das aufklären können", sagte Dietrich: "Aus meiner Sicht waren die Buh-Rufe und Pfiffe die Reaktion einiger Fans auf die unfaire Spielweise der Spielerin. Etwas anderes war auf der Haupttribüne nicht zu vernehmen."

Gut zu hören war, dass Enganamouit am Mittwochabend nach mehreren unfairen Szenen bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wurde. Bei Innenverteidigerin Marith Prießen hinterließ sie eine geschwollene Lippe, Elfmeter-Heldin Anne-Kathrin Kremer erhielt ebenfalls ein Andenken von der Angreiferin. "Sie ist mit gestrecktem Bein in mein Knie gesprungen, man sieht noch die Stollenabdrücke", sagte die Torhüterin: "Sie hatte schon Gelb und hätte Gelb-Rot sehen müssen."

Schiedsrichterin Carina Vitulano (Italien) unterbrach wegen der Buh-Rufe gegen die dunkelhäutige Spielerin sogar kurz die Partie und forderte eine Fairplay-Durchsage ein, die der Stadionsprecher umsetzte. Laut Uefa-Statuten droht bei einer Verurteilung als Minimal-Sanktion ein Teilausschluss der Zuschauer, am 5. April soll das Urteil fallen.

Rosengards Trainer Jack Majgaard Jensen schimpfte nach den Vorfällen: "Ich bin sehr enttäuscht über die Reaktion der Frankfurter Zuschauer und glücklich, dass ich Trainer des FC Rosengard und nicht Trainer des 1. FFC Frankfurt bin." Die Spielerinnen des viermaligen Europacup-Siegers, so der Däne, seien "viel zu schnell gefallen".

Weil Sara Bjork Gunnarsdottir (28.) das 1:0 der Frankfurterinnen aus dem Hinspiel egalisierte, musste nach 120 Minuten einer ruppigen Partie wie schon im Achtelfinal-Rückspiel gegen LSK Kvinner (5:4 i.E.) das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Kremer parierte gleich den ersten Versuch von Gunnarsdottir, die FFC-Schützinnen gaben sich keine Blöße. "Ich habe vorher zu den Mädels gesagt: Wenn ihr fünf trefft — einen halt' ich", sagte die Torhüterin.

Da Wolfsburg beim italienischen Vizemeister ACF Brescia wie im Hinspiel locker mit 3:0 (2:0) gewann, steht bereits fest: Die deutsche Dominanz in der europäischen Eliteklasse geht weiter. Zum neunten Mal in Folge (!) wird ein Bundesligist im Finale stehen, wenn am 26. Mai in Reggio Emilia um den Henkelpott gespielt wird. Das Halbfinal-Hinspiel findet am 23./24. April in Wolfsburg statt, das Rückspiel eine Woche darauf in der Main-Metropole. In der Liga hat Frankfurt beide Duelle mit dem Vizemeister verloren (0:2 und 1:3).

Der Finalgegner kommt aus Frankreich: Im zweiten Halbfinale trifft Serienmeister Olympique Lyon auf Paris St. Germain, hier gibt es das deutsche Duell zwischen Pauline Bremer (Lyon) und Anja Mittag (PSG).

(seeg/sid)
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