Champions-League-Finale Wolfsburg in der Rolle des Außenseiters

Köln · Der frischgebackene DFB-Pokalsieger geht mit viel Selbstvertrauen, aber auch Respekt in das Champions-League-Finale. Im Kampf um Europas Krone können die Fußballerinnen des Bundesligisten VfL Wolfsburg fünf Tage nach ihrem Erfolg gegen den SC Sand auf prominente Unterstützung bauen.

VfL Wolfsburg feiert Pokalsieg 2016
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Wolfsburg feiert Pokalsieg 2016

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Als Edelfans fiebern DFB-Präsident Reinhard Grindel, Bundestrainerin Silvia Neid und Dieter Hecking, Trainer der Wolfsburger Männermannschaft, am Donnerstag (18 Uhr/Eurosport) im Stadion Città del Tricolore von Reggio Emilia mit, wenn es gegen das Team von Olympique Lyon geht.

"Wir sind dann alle Wolfsburg - und hoffen, dass die Mannschaft gewinnt", sagte Neid und erwartet ein "50:50-Spiel". Der neue DFB-Boss Grindel hofft auf die Fortsetzung der deutschen Dominanz im Europacup: Seit der Premiere 2001 ging der Titel in neun von 14 Fällen an einen Bundesligisten. Die Wolfsburgerinnen, die im Halbfinale den Vorjahressieger und Champions-League-Rekordgewinner 1. FFC Frankfurt ausschalteten, wollen sich den Henkelpott zum dritten Mal nach 2013 und 2014 schnappen.

Doch der deutsche Vizemeister sieht sich in der Neuauflage des Endspiels von 2013 (1:0), das vor drei Jahren an der Londoner Stamford Bridge ausgetragen wurde, in der ungewohnten Rolle des Außenseiters. In der abgelaufenen Bundesligasaison verlor er nur gegen Turbine Potsdam beide Ligaspiele. "Lyon ist klarer Favorit", sagte Trainer Ralf Kellermann. Der Respekt vor dem französischen Serienmeister, der jüngst zum zehnten Mal nacheinander und mit einer Torbilanz von 115:4 die Liga nach Belieben dominierte, ist groß: "Die Mannschaft spielt seit Jahren zusammen und ist auf allen Positionen mit Weltklassespielerinnen besetzt."

Kellermanns Spielerinnen mangelt es dank sieben gewonnenen Titeln in den letzten vier Spielzeiten allerdings auch nicht an Selbstvertrauen. "Wir hoffen, dass wir unsere Titelgeilheit fortsetzen", sagte Nationalstürmerin Alexandra Popp vor dem Abflug nach Bologna.

Die Wolfsburger Finalserie ist beeindruckend und makellos: Fünfmal stand die Mannschaft in Endspielen (dreimal DFB-Pokal, zweimal Champions League), jedes Mal ging sie als Sieger vom Platz. "Wenn es um etwas geht, sind wir zu 110 Prozent da. Das zeichnet uns aus", sagte Popp.

Vor allem gilt es, die "bombenstarke Offensive" des zweimaligen Champions-League-Siegers (2011, 2012) um Schweden-Star Lotta Schelin, die Ex-Potsdamerin Ada Hegerberg, die Französinnen Eugenie Le Sommer und Elodie Thomis sowie die deutsche U20-Weltmeisterin Pauline Bremer zu stoppen. Besonders Hegerberg, die mit zwölf Toren die Torschützinnenliste in der Champions League anführt, gilt es auszuschalten. Umso besser, dass die im Sommer aus Lyon abgeworbenen Zugänge Lara Dickenmann und Elise Bussaglia Insidertipps liefern. "Wir müssen möglichst lange die Null halten, das kennen sie nicht", sagte Dickenmann. Dafür, so die Schweizerin, bedarf es der "deutschen Tugenden Leidenschaft und Kampf".

Mit einem weiteren Titel könnte der Bundesligist seine Saison krönen. Doch gefeiert wird auf jeden Fall, versprach Kellermann. Und ein Empfang in der Heimat ist auch bereits geplant. Nach der Rückkehr aus Italien darf sich die Mannschaft am Freitag im Wolfsburger Rathaus ins Goldene Buch der Stadt eintragen - ob mit Henkelpott oder ohne.

(sid)
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