USA unterliegen 3:5 n. E. Elfer-Krimi: Japan ist Weltmeisterin!

Frankfurt/Main (RP). Zweimal lag der Außenseiter im WM-Finale gegen die USA zurück. Zweimal schaffte er den Ausgleich. Im Elfmeterschießen hatten die Asiatinnen die besseren Nerven. Sie trafen dreimal, die Gegnerinnen nur einmal.

Frauen-WM: So jubelt Weltmeister Japan!
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Es hätte ihre Bühne sein sollen. Sie wollten dort unten stehen, um den goldenen Pokal spielen, der immerhin acht Jahre in ihrem Besitz war. Doch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft scheiterte bekanntlich bereits im WM-Viertelfinale und konnte nur zu gucken, wie Japan und die USA um den Titel kämpften. Nun saßen Kim Kulig, Lira Bajramaj und die anderen Kolleginnen der heimischen Auswahl also in Freizeitkluft unter dem geschlossenen Dach der Frankfurter Arena. Ihre Gesichtsausdrücke ließen vermuten, sie wären wohl liebend gerne an einem anderen Ort gewesen.

Immerhin wurde ihnen ein sehenswertes Finale geboten mit dem besseren Ende für die Asiatinnen. Die lagen zweimal zurück, schafften durch ihre Torjägerin Homare Sawa drei Minuten vor Ende der Verlängerung das 2:2 und waren im Elfmeterschießen einfach besser. Bei den USA traf nur eine von vier Schützinnen: Abby Wambach. Beim Gegner schwächelte nur eine — so hieß es, nachdem Saki Kumagai getroffen hatte, am Ende 3:1 für Japan, das zum ersten Mal die seit 1993 ausgespielte Endrunde gewinnen konnte.

Die US-Spielerinnen machten gleich unmissverständlich klar, wie ihre taktische Marschroute aussehen würde. Sie kämpften, sie rannten, sie flankten, sie grätschten, sie taten alles, um die Japanerinnen nicht in Spiel kommen zu lassen. Das gelang ihnen über weite Strecken der Partie . Doch sie verpassten, aus ihrem großen Engagement etwas Zählbares mitzunehmen.

Es hatte lange etwas von einem Boxkampf, bei dem der eine den anderen nach Art des Hauses vermöbelt, ihn aber nicht zum Umfallen kriegt.

Die Japanerinnen demonstrierten eine große Standhaftigkeit und lauerten auf die sich ihnen bietenden Chancen. Ein erster Schuss auf das Tor von Hope Solo gelang ihnen erst nach 22 Minuten. Auf der anderen Sache war mehr Entschlossenheit zu erkennen. Wambach setzte einen Schuss an die Latte (29.), Cheney scheiterte mit dem Kopf an Kaihori (35.). Die Zuschauer im ausverkauften Stadion (48 817), unter ihnen Angela Merkel, die ihren 57. Geburtstag gestern feierte und Altkanzler Helmut Kohl, waren dennoch entzückt. Beide Teams boten großen Einsatz und sehenswerte Kombinationen.

Pia Sundhage entschied sich im zweiten Durchgang zur Umbesetzung des Angriffs. Cheney musste für die 22-jährige Alex Morgan weichen. Doch zunächst drehte Japan noch einmal auf, wurde bei seinem vielversprechendsten Angriff vom ansonsten sehr starken deutschen Schiedsrichtergespann um Bibiana Steinhaus ausgebremst. Sie ahndeten eine vermeintliche Abseitsposition von Shinobu Ohno, sie wäre frei auf Solo zu gelaufen.

Doch dann verwertete Morgan einen schönen Pass von Rapinoe zur verdienten Führung. Der Treffer sorgte indes keineswegs für eine Beruhigung. Im Gegenteil. Die Nadeshiko konnten fortan ihr gefürchtetes Flachpassspiel aufziehen und brachten auch die Amerikanerinnen in Nöte. Der Ausgleich viel nach einem chaotischen Abwehrverhalten — Rachel Buehler grätschte den Ball im Strafraum zu der lange beim 1. FFC Frankfurt spielenden Alex Krieger, die konnte nicht klären, sondern bediente Aya Miyama zum Ausgleich (81.).

Es folgte ein dramatisches Finale mit allen Zutaten, die der Fußball zu bieten hat. Abby Wambach traf nach 104 Minuten in der Verlängerung. Man wähnte das Team schon am Ziel. Doch dann schlug Homare Sawa kurz vor dem Ende noch einmal zu. In der Schlusssekunde wusste sich Azusa Iwashimizu nur durch eine Notbremse gegen Morgan zu helfen, Steinhaus zögerte nicht und verwies sie des Feldes.

Es folgte das für die USA frustrierende Elfmeterschießen.


STATISTIK:

Japan: Kaihori - Kinga, Iwashimizu, Kumagai, Sameshima - Sakaguchi, Sawa - Ohno (66. Maruyama, 119. Iwabuchi), Miyama - Ando (66. Nagasato), Kawasumi. - Trainer: Sasaki

USA: Solo - Krieger, Buehler, Rampone, LePeilbet - Lloyd, Boxx - O'Reilly, Rapinoe (114. Heath) - Cheney (46. Morgan), Wambach. - Trainer: Sundhage

Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus (Hannover)

Tore: 0:1 Morgan (69.), 1:1 Miyama (81.), 1:2 Wambach (104.), 2: 2 Sawa (117.)

Elfmeterschießen: Boxx (USA) verschießt, 1:0 Miyama (Japan), Lloyd verschießt, Nagasato verschießt, Heath verschießt, 2:0 Sakaguchi, 2:1 Wambach, 3:1 Kumagai.

Zuschauer: 48.817 (ausverkauft)

Beste Spielerinnen: Ando, Ohno - Wambach, Morgan

Rote Karte: Iwashimizu (Japan) wegen einer Notbremse (120.+1)

Gelbe Karten: Miyama -

Torschüsse: 14:28

Ecken: 4:8

Ballbesitz: 51:49 Prozent

Fouls: 11:9

(RP)
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