Wettpate belastet Neuville Frontzeck: Mir fehlt die Phantasie für sowas

Mönchengladbach (RP). Der frühere Mönchengladbacher Spieler soll bereit gewesen sein, Fußballspiele zu verschieben. Das behauptete Ante Sapina bei seinen Vernehmungen. Neuville bestreitet den Vorwurf.

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Der Vorwurf wiegt schwer: Oliver Neuville, Ex-Nationalspieler und 334-facher Bundesliga-Spieler für unter anderem Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen, soll bereit gewesen sein, Spiele der Borussia in der vergangenen Saison zu verschieben. Dies behauptet Ante Sapina (34).

Der Wettpate, der derzeit wegen des Fußball-Wettskandals in Bochum als Angeklagter und Belastungszeuge vor Gericht steht, gab in den Vernehmungen nach Informationen der "Bildzeitung" an, er habe erfahren, dass Neuville seine Bereitschaft zur Manipulation signalisiert habe. Neuville bestreitet das energisch.

Nach Sapinas Darstellung soll der Stürmer versichert haben, dass zwei Abwehrspieler des Klubs für jeweils 10.000 bis 150.000 Euro an Manipulationen mitwirken würden. Pikant: Die meisten der damaligen Defensivspieler sind heute noch beim Klub. Sie weisen die Behauptungen jedoch kategorisch zurück. "Das ist das erste Mal, dass ich so etwas höre", sagt Roel Brouwers. Der niederländische Abwehrspieler betont nachdrücklich, niemals auf mögliche Manipulationen angesprochen worden zu sein. In ähnlicher Weise äußern sich auch sämtliche seiner Abwehrkollegen.

"Mir fehlt jegliche Phantasie für so etwas", sagt Trainer Michael Frontzeck zu den Vorwürfen. Abseits des sportlichen Personals schweigt Borussia jedoch. "Wir haben von den Vorwürfen aus der Zeitung erfahren", sagt Sprecher Markus Aretz. "Deshalb ist es noch zu früh, irgendwas zu kommentieren."

Ein wenig Phantasie wird jedoch tatsächlich benötigt, um die Vorwurfe zu konstruieren. So sollen die Aussagen über Neuville von einem türkischen Freund eines Komplizen von Ante Sapina stammen. Dieser soll erklärt haben, Neuville leide unter Spielschulden, sei deshalb für Angebote empfänglich. Sapina, der Haupt-Drahtzieher selbst, will den Vorschlag jedoch abgelehnt haben, weil Borussia sein Lieblingsverein und die Schmiergelder zu hoch seien.

Tatsächlich schreckten die Wettbetrüger nach eigenen Aussagen bislang davor zurück, Spiele aus der Bundesliga zu manipulieren. Zu sehr stünden die Partien im Rampenlicht. Außerdem verdienten die beteiligten Akteure auch zu viel — ein Bestechungsversuch, bei dem es um teilweise millionenschwere Wetteinsätze geht, sei da zu riskant gewesen.

Neuville selbst, der inzwischen für keine Stellungnahme mehr zu erreichen war, sagte gegenüber der "Bild-Zeitung": "Das ist absoluter Unsinn. Wer das sagt, den werde ich verklagen." Zudem widersprach der 69-fache Nationalspieler der Behauptung, unter Spielschulden zu leiden. Genug verdient haben dürfte Neuville während seiner langen und vor allem finanziell erfolgreichen Karriere — inklusive zweier WM-Teilnahmen — allemal. Auch wenn Neuville als lebenslustiger Zeitgenosse gilt, hatte er das nötige Einkommen. Enge Wegbegleiter können nicht glauben, dass der ehemalige Profi es nötig hatte, seine Einkünfte aufzubessern — schon gar nicht auf illegale Art. Für Borussia kommen die Vorwürfe zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Sportlich steckt das Team trotz des Sieges in Nürnberg als Letzter weiter tief in der Krise. "Wir haben gerade auch wirklich andere Probleme als einen Wettskandal", sagt Vize-Präsident Rainer Bonhof.

(RP)
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