Gewaltproblem im Fußball Politik fordert hartes Vorgehen gegen randalierende Fans

Frankfurt/St. Wendel · Die Sportminister gehen auf Konfrontationskurs zu Gewalttätern im Fußball. Bei ihrer Konferenz einigen sie sich auf eine Null-Toleranz-Politik und nehmen den DFB und die Vereine in die Pflicht.

Polizisten gehen in einem Fußball-Stadion gegen randalierende Fans vor.

Polizisten gehen in einem Fußball-Stadion gegen randalierende Fans vor.

Foto: dpa, Jonas Güttler

Die Politik fordert im Kampf gegen die zunehmende Gewalt im Fußball eine harte Hand im Umgang mit Krawallmachern und droht mit dem Entzug öffentlicher Gelder. Nur einen Tag nach den zarten Annäherungsversuchen zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und Fanvertretern der Ultra-Szene einigten sich die Sportminister in St. Wendel auf eine Null-Toleranz-Politik.

"Das ist ein wichtiges Signal für den Sport und eine klare Aufforderung an Vereine, Verbände und Fanorganisationen, sich verstärkt mit dem Gewaltproblem im Fußball auseinanderzusetzen", betonte Hessens Innenminister Peter Beuth am Freitag und fügte hinzu: "Nur bei einer konsequenten Haltung gegen Gewalt und Extremismus ist die Unterstützung durch die öffentliche Hand auch zukünftig zu rechtfertigen."

Laut des Jahresberichts der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) wurde in der zurückliegenden Spielzeit in deutschen Stadien der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga mehr Pyrotechnik abgebrannt. Die Zahl der eingeleiteten Verfahren stieg in der Saison 2016/17 um 18 Prozent auf 669. Insgesamt 1226 Personen wurden durch Gewalt bei Fußballspielen verletzt. 504 davon waren Unbeteiligte.

"Die drängendste Maßnahme ist, dass die Vereine und die echten Fans gewaltbereite Chaoten und Extremisten ächten. Diese Anti-Fans, die friedliche Stadionbesucher verängstigen und Parolen verbreiten, haben dort nichts zu suchen. Das gilt auch für das Abbrennen von 1000 Grad heißer Pyrotechnik, und zwar ausnahmslos", erklärte Beuth.

Die Sportminister forderten die Vereine und den DFB dazu auf, die Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten konsequent umzusetzen. Die Aussetzung von Kollektivstrafen durch den Deutschen Fußball-Bund sei nur akzeptabel, wenn dies zu einer erheblichen Verbesserung der Situation und einer nachhaltigen Verhaltensänderung sowie einer von allen Beteiligten akzeptierten Ächtung von Gewalt und Pyrotechnik in den Stadien führe, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Grindel fordert klarerer Ansagen

DFB-Boss Reinhard Grindel reagierte verwundert auf diesen Vorstoß. Die Polizei in Frankfurt habe in der Vergangenheit bei Teilausschlüssen Kritik geäußert, "dass sie die Fan-Szene viel besser kontrollieren könnte, wenn sie im Stadion ist, als außerhalb", sagte Grindel HIT RADIO FFH. "Ich wäre insofern ganz dankbar, wenn sich Innenminister und Polizei mal miteinander verständigen könnten, was denn jetzt die Ansage an den DFB ist."

Am Donnerstag hatte sich Grindel zu einem dreieinhalbstündigen Treffen mit Fanvertretern aus der Ultra-Szene getroffen. "Wir haben eine von gegenseitigem Respekt geprägte Diskussionsgrundlage geschaffen. Jetzt werden wir uns Themen widmen, die natürlich schwieriger sind, wie Stadionverbotsrichtlinie oder Umgang mit Fanutensilien. Da wollen wir als DFB ein klares Zeichen setzen, für die Fans etwas zu tun", berichtete er am Freitag in einem Video-Interview auf der Verbandsseite.

Seit Wochen fordern die Fans bei Aktionen unter dem Titel "Krieg dem DFB" Verbesserungen. Darüber hätten sich beide Seiten "intensiv, kontrovers und hart in der Sache" ausgetauscht, so Grindel. Er sicherte Unterstützung beim Thema Fanutensilien zu, wo es wegen unterschiedlicher Vorschriften immer wieder zu Konflikten komme.

"Diese Konflikte müssen wir reduzieren oder ganz wegbekommen durch eine einheitliche Richtlinie, die überall gilt", betonte der DFB-Boss. "Natürlich haben die Vereine das Hausrecht. Aber wir brauchen da mehr Verbindlichkeit. Darum werden wir uns jetzt bemühen, das haben wir versprochen." Auch bei den Stadionverbotsrichtlinien sei der DFB gesprächsbereit, "wenn wir da zum Beispiel die eine oder andere Präzisierung brauchen", so Grindel.

(dpa)
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