Britischer Arzt versorgt 150 Sportler Der Fußball steckt mit im Doping-Sumpf

Düsseldorf · Ein englischer Arzt soll mehr als 150 Spitzensportler mit Dopingmitteln versorgt haben. Darunter wohl auch Spieler von Premier League-Klubs wie des FC Arsenal, des FC Chelsea und Leicester City.

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Foto: AFP

Es ist keine sonderlich exklusive Erkenntnis, dass im Weltsport schon seit Jahren einiges ins Ungleichgewicht geraten ist. Es gibt den Traum vom sauberen Wettkampf, von der Leistungsbereitschaft bis zur Grenze des menschlich Möglichen. Menschen wünschen sich Helden, die ihnen vorführen, dass jeder Rekord irgendwann übertroffen werden kann. In der Leichtathletik, bei den Radrennfahrern, im Wintersport und unlängst auch im Tennis ist indes schon sehr oft vorgeführt worden, mit welchen schmutzigen Tricks versucht wird, sich an die Spitze zu mogeln. Der Fußball allerdings wurde immer weitestgehend ausgeklammert. Selbst führende Wissenschaftler stellten lange fest, dass es überhaupt keinen Sinn ergeben würde, leistungsfördernde Substanzen einzusetzen.

Diese Geschichte muss deutlich korrigiert werden. Der unter Dopingverdacht stehende Londoner Mediziner Mark Bonar soll in den vergangenen sechs Jahren rund 150 Top-Athleten mit Dopingmitteln versorgt haben - darunter auch zahlreiche Fußballer. Für die Engländer ist das aus zweierlei Gesichtspunkten eine hochgradig peinliche Angelegenheit. Bislang galt das Vereinigte Königreich als besonders vorbildlich im Antidoping-Kampf. Am Pranger standen vor allem die "bösen" Schurken aus dem Osten des Kontinents. Nach dem Skandal in der russischen Leichtathletik ist die nationale Anti-Doping-Agentur UKAD für die Dopingkontrollen im russischen Sport zuständig. Zudem berät sie die Task Force des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vor den Spielen in Rio. Dort soll UKAD Lücken im Kontrollsystem aufdecken. Die Vorwürfe verschlimmern nun die Glaubwürdigkeitskrise des internationalen Sports.

Dass nun, zweitens, auch Fußballer involviert sein sollen, sorgt für einen Skandal in bislang nicht vorhandenem Ausmaß. Die vermeintlich betroffenen Klubs in der Premier League gehen allerdings vergleichsweise unaufgeregt mit der Thematik um. Zum Kundenstamm von Bonar sollen Spieler des FC Arsenal, des FC Chelsea sowie von Leicester City und Birmingham City, aber auch Hochkaräter aus dem Ausland gehören. "Fußballer werden ja sowieso kaum getestet", sagt Bonar in einem "Sportschau"-Beitrag mit staatstragender Selbstverständlichkeit. "Ältere Spieler über 30 müssen was machen. Die können mit den jungen Spielern um die 18 sonst doch gar nicht mithalten." Bonar hat mittlerweile seine Approbation als Arzt verloren.

Damit dürfte die Mär vom sauberen Fußball endgültig vom Tisch sein. Zum Muskelaufbau nach Verletzungen, zur schnelleren Regeneration, Schnelligkeit, Ausdauer - im modernen Hochleistungsfußball gibt es zumindest naheliegende Gründe, warum man sich für die dunkle Seite der Macht entscheidet, um ganz oben mitspielen zu können. Der Fußball lebt aber auch davon, dass es bislang keinen massiven Druck des Publikums gibt, mehr als nötig zu hinterfragen, wie Spitzenleistungen im Fußball möglich sind. Die Neigung zum Betrug am Gedanken der Fairness ist auch ein Phänomen der Leistungs-Gesellschaft.

(gic)
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