Schalker Stürmer will seinen Vertrag erfüllen Gerald Asamoah ist eine Kämpfernatur

Gelsenkirchen (sid). Gerald Asamoah ist nervös. Am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern läuft der 21 Jahre alte Angreifer von Fußball-Bundesligist Schalke 04 einmal wieder von Beginn an auf. Das kam im Jahr 2000 vor eigenem Publikum bisher nicht vor.

Seit sein neuer Stürmerkollege Emile "Magic" Mpenza für Königsblau zaubert, wird ausgerechnet Publikumsliebling Asamoah kaum vermisst. "Das ist ein Tief, das ich zurzeit erlebe", gibt der Fußball-Deutsche ghanaischer Abstammung zu, "aber ich gebe nicht auf und will um meine Chance kämpfen."

Asamoahs Perspektiven aber sind keineswegs rosig. Sogar sein viertes Saisontor - das erste seit dem 14. Spieltag - am Samstag gegen die Pfälzer würde den gelbgesperrten Torjäger Ebbe Sand (13 Treffer) beim folgenden Auswärtsspiel in Wolfsburg kaum aus der Anfangsformation drängen. "Belgien-Bomber" Mpenza ist nach sechs Toren in neun Bundesliga-Spielen ohnehin vorerst gesetzt. Der blau-weiße "Wundersturm" barrt sich seit Ende der Winterpause vor Asamoah auf wie die Eigernordwand vor einem Bergsteiger.

Schalkes Neueinkauf von Hannover 96 hat den Frust über die unerwünschte Jokerrolle längst abgelegt. "Wechselgedanken hatte ich nur in den ersten Tagen. Jetzt will ich meinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen und natürlich versuchen, zurück ins Team zu gelangen." Mindestens bis 2003 steht Asamoah, den sie auf Schalke liebevoll "Blondie" nennen, auf der Gelsenkirchener Gehaltsliste.

Ein angeborener Herzfehler hatte "Gerry" nicht entmutigt, der Verlust seines Stammplatzes tut es erst recht nicht. "Ich bin jung und muss noch viel lernen. Die Erfahrungen, die ich in solchen gesundheitlichen und sportlichen Situationen sammle, wird mir niemand mehr nehmen können. Das ist doch etwas Positives", sagt er. Gegen seine verdickten Herzwände helfen Therapie und Tabletten, gegen die seelischen Schmerzen durch die Ersatzbank sein Durchhaltevermögen und die angeborene Kämpernatur. "Ich gebe sicherlich nicht auf."

Ausgerechnet beide Partien, die Asamoah in der Rückrunde von Beginn an bestritt, gingen verloren. Da wachsen "Blondie" graue Haare. Beim 1:3 in Unterhaching ersetzte er 90 Minuten den verletzten Mpenza. Beim 1:4 im Münchner Olympiastadion gegen die Bayern probierte es Trainer Huub Stevens 73 Minuten lang mit ihm als dritte Spitze.

Gefragt, welchen seiner beiden "Vorgesetzten" er lieber an seiner Seite stürmen sähe, wenn er die Wahl hätte, gibt sich Asamoah ganz diplomatisch. "Ich habe bis jetzt noch nicht mit Emile allein in der Spitze gespielt. Aber ich denke, wir passen alle drei gut zusammen."

Sein noch weit entfernter Traum heißt Nationalmannschaft - die deutsche wohlgemerkt. Die Staatsbürgerschaft ist längst beantragt. In Hannover ist Asamoah aufgewachsen, dort hat er seine Familie und Freunde zurückgelassen. Viel Zeit, um intensive Kontakte in seiner neuen Umgebung außerhalb des Fußballs zu knüpfen, bleibt Gerry nicht. Die Bindung nach Niedersachsen ist dementsprechend weiterhin groß. "Ich telefoniere täglich mit meinen Eltern oder Bekannten."

Für Gespräche mit seinem Bruder Lewis fallen dagegen keine Telefonkosten an. Der 15-Jährige lebt mit dem großen Bruder zusammen in Gelsenkirchen und spielt bei Schalke in der B-Jugend.

(RPO Archiv)
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