Abgesägter Vorstandsboss Beiersdorfer-Theater beim Hamburger SV beendet

Hamburg · Einen Tag nach dem 2:1 gegen Schalke 04 verkündete Dietmar Beiersdorfer seinen Abschied. Heribert Bruchhagen sucht nun extern nach einem Sportdirektor.

Porträt: Das ist Dietmar Beiersdorfer
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Das ist Dietmar Beiersdorfer

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Heribert Bruchhagen verlor keine Zeit. An seinem ersten Tag im Büro verkündete der neue Vorstandsvorsitzende des monatelang kriselnden Hamburger SV endlich Klarheit in der emotional diskutierten Personalie Dietmar Beiersdorfer: Der Vorgänger des neuen HSV-Chefs wird den Klub zum 31. Dezember verlassen und nicht als Sportdirektor weitermachen. "Wir haben uns in den vergangenen Tagen mehrfach über die Zukunft unterhalten", sagte Bruchhagen am Mittwoch, keine 24 Stunden nach dem so wichtigen 2:1 (0:0)-Sieg gegen Schalke 04: "Letztlich hat Dietmar mir signalisiert, dass er sich die Rolle als Sportdirektor aktuell nicht vorstellen kann. Das akzeptiere und respektiere ich."

Damit endet das wochenlange Hin und Her um Beiersdorfer, der aufgrund der sportlichen Talfahrt sein Amt als Vorstandschef nach zweieinhalb Jahren eingebüßt hatte. "Dietmar ist ein HSVer, auf den Verlass ist. Er hat sich in den vergangenen Tagen loyal verhalten, er hat seine operativen Arbeiten akribisch fortgesetzt und dafür gesorgt, dass wir gut vorbereitet in die nun beginnende Winterpause gehen", sagte Bruchhagen, der ab sofort einen Nachfolger sucht.

Dem 53 Jahre alten Beiersdorfer fiel die Trennung von seinem Herzensklub "wahnsinnig" schwer. "Trotzdem bin ich nach reiflicher Überlegung zum Entschluss gekommen, dass ich meine Tätigkeit hier in Kürze beenden werde", wurde er in einer Klubmitteilung zitiert. Der HSV brauche Klarheit und Verlässlichkeit in den Entscheidungen, damit die Verantwortlichen in Zukunft in Ruhe arbeiten können. Seinen Klub sieht er nach zuletzt drei Siegen aus vier Partien auf einem guten Weg.

Gisdol braucht dringend Weihnachtsurlaub

Auch Trainer Markus Gisdol hatte seine Mannschaft nach dem verdienten Sieg gegen Schalke für die jüngste Entwicklung gelobt, aber auch verdeutlicht, dass die wohl aufwühlendste Phase seiner Trainerkarriere viel Kraft gekostet hatte. "Diese drei Monate hier waren schon extrem", sagte der 47 Jahre und verabschiedete sich mit einem müden Lächeln in den sehnlichst erwarteten Weihnachtsurlaub: "Es tut gut, mit einem Sieg in die Pause zu gehen."

Gisdols größter Wunsch zu Weihnachten ist es, dass beim weiter abstiegsgefährdeten HSV dauerhaft eine positive Arbeitsatmosphäre einkehrt. Dafür muss Bruchhagen nun alleine sorgen. Der neue Klubboss war am Dienstag entgegen vorheriger Aussagen ins Stadion gekommen, hatte sich aber im Hintergrund gehalten und war Beiersdorfer bei dessen letztem Spiel als HSV-Funktionär nicht in die Quere gekommen.

Beiersdorfer bejubelte auf der Tribüne die Tore von Nicolai Müller (60.) und Bobby Wood (82.) und stellte fest, dass ein verschossener Foulelfmeter von Johan Djourou (76.) sowie Schalkes Treffer durch Donis Avdijaj (90.) Hamburg nicht mehr ins Wanken brachte. Kapitän Gotoku Sakai würdigte nach dem Dreier seinen scheidenden Chef: "Didi ist ein toller Mensch und hat immer alles für den HSV gegeben. Wir sind eine Familie. Es ist immer enttäuschend, wenn einer gehen muss."

Nun gilt es für den HSV, die unverkennbare sportliche Entwicklung ohne Beiersdorfer fortzusetzen, wohl aber mit der einen oder anderen Neuverpflichtung. Im Gespräch ist Kölns Innenverteidiger Mergim Mavraj.

(sid/areh)
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