HSV-Trainer Bruno Labbadia — Retter einer bedrohten Art

Karlsruhe · Der Klassenerhalt bietet Fußball-Trainer Bruno Labbadia und Bundesliga-Dino HSV die Chance zu einem Neustart.

Hamburger SV: Bruno Labbadia lässt alles raus
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Labbadia lässt alles raus

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Bruno Labbadia hat mehr erreicht als jeder andere Trainer in der jüngeren Vereinsgeschichte des Hamburger Sportvereins. Der 49-Jährige hat das Vertrauen von Uwe Seeler gewonnen. "Er ist der Richtige für den Neuaufbau", sagt die 78 Jahre alte Vereinslegende. "Er hat sich voll reingekniet und einfach gute Arbeit geleistet."

So selbstverständlich ist die Verehrung von Rettern beim HSV nicht. In der vergangenen Saison, nach der erfolgreichen Relegation gegen Fürth, waren sich die Verantwortlichen schnell einig, dass Mirko Slomka keine Dauerlösung ist. Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer kommunizierte das auch nach innen, ließ Slomka allerdings die komplette Vorbereitung und die ersten drei Punktspiele gewähren, bis er eingriff. Fortan waberte der Name Thomas Tuchel als Wunschkandidat über dem Volkspark. Es kam aber der unerfahrene Jo Zinnbauer. Für zwei Partien durfte sich gar der noch unerfahrenere Sportdirektor Peter Knäbel versuchen.

Erst am 15. April, sechs Spieltage vor dem Ende der regulärem Saison, kam Labbadia. "Ich wusste, worauf ich mich da eingelassen habe", erzählt der gebürtige Darmstädter. "Meine Familie auch. Wir leben in dieser Stadt. Meine Kinder haben die ersten Tage nicht mit mir gesprochen, weil sie Angst vor dem hatten, was hätte passieren können, wenn das nicht nach Wunsch gelaufen wäre." Labbadia hat schnell mit positiven Ergebnissen zwar nicht für Ruhe, aber zumindest wieder für Hoffnung sorgen können.

Mit dem HSV holte er zehn Punkte und sicherte ihm zwei Entscheidungsspiele gegen den Karlsruher SC. Nach dem enttäuschenden 1:1 wurde immerhin beim Auftritt im Wildpark (2:1 n. Verl.) deutlich, dass der HSV auch wirklich die Klasse halten wollte. "Es ist unglaublich, was ihr uns in beiden Spielen abverlangt habt. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn wir das Spiel nicht gewonnen hätten", sagte Labbadia nach Spielschluss zu seinem relativ gefassten Kollegen Markus Kaucinzski. Der 45-Jährige echauffierte sich zwar wegen eines falschen Freistoßpfiffs von Schiedsrichter Manuel Gräfe, der in der Nachspielzeit zum Ausgleichstreffer führte (vorausgegangen war ein angebliches Handspiel). Er vermied aber in seinem Vokabular ein Wort wie Betrug. Ganz sachlich und richtig stellte er nur fest: "Das ist der Wahnsinn, das muss man laufen lassen."

Labbadia wusste um sein Glück. Er verzichtete daher weitestgehend auf allzu intensiv öffentlich vorgetragenes Triumphgeheul. Er hat dem HSV ein Grundgefühl für Demut zurückgebracht. Und Teamgeist. Zwischenzeitlich standen sechs Leistungsträger in den Relegationsspielen auf dem Platz, die wohl (Gojko Kacar) oder ganz sicher (Rafael van der Vaart) keine Zukunft in Hamburg haben.

Vielleicht konnte sich Labbadia einfach gut in seine Spieler hineinversetzen. Denn viele in der Branche hatten auch das Vertrauen in den Trainer verloren. Nach kurzfristigen Engagements in Fürth, Leverkusen und Hamburg, die nie länger als ein Jahr dauerten, schwand das Vertrauen in ihn als einen für große Aufgaben. Daran änderten auch die gut zweieinhalb Jahre in Stuttgart nichts. Beim HSV hat er die Chance, sich zu rehabilitieren - als Retter einer bedrohten Art.

Vorstandschef Beiersdorfer jedenfalls will verstanden haben, auf was es jetzt ankommt. "Wir werden jetzt nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen", sagt der Franke. Zwei Mal hat sich der HSV vor allem auf das Prinzip Glück als ein sportliches Konzept verlassen. Es wurden teure Spieler gekauft, die sich nicht zu einem Team formen ließen.

Vereins-Ikone Uwe Seeler macht sich schon wieder um ganz andere Dinge Sorgen: "Der HSV muss sich bewegen. Es muss wieder bergauf gehen, um irgendwann wieder Meister zu werden."

Tore: 1:0 Yabo (78.), 1:1 Diaz (90.+1), 1:2 N. Müller (115.). - HSV-Torwart Adler hält Elfmeter von Hennings (120.+3)

(RP)
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