Sportdirektor-Chaos beim HSV Hoogma ledert gegen Beiersdorfer — Hochstätter neuer Favorit

Hamburg · Die Schlagzeilen beim Hamburger SV reißen nicht ab. Während Ex-Kapitän Nico-Jan Hoogma dem Klub-Boss Dietmar Beiersdorfer öffentlich schlechten Stil vorwirft, ist Christian Hochstätter neuer Top-Kandidat auf den Sportdirektoren-Posten.

 Christian Hochstätter war als Spieler und Manager bei Borussia Mönchengladbach aktiv.

Christian Hochstätter war als Spieler und Manager bei Borussia Mönchengladbach aktiv.

Foto: dpa, te bra

Tohuwabohu beim HSV: Sportlich läuft es miserabel, viele Fans wenden sich ab und die Suche nach einem Sportdirektor sorgt für immer neue Kapriolen. Während der frühere HSV-Kapitän Nico-Jan Hoogma, inzwischen nicht mehr Kandidat auf den vakanten Posten, sich ein öffentliches Scharmützel mit Klubchef Dietmar Beiersdorfer liefert, rückt nun Christian Hochstätter vom VfL Bochum ins Visier.

Bochums Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis bestätigte am Montag Gespräche seines leitenden Angestellten mit dem schwer kriselnden Bundesligisten. "Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, mit den Hamburgern zu reden", sagte Villis reviersport.de. Der Knackpunkt: Hochstätter, Sport-Vorstand beim VfL, hat seinen Vertrag bei den Westfalen erst kürzlich bis 2020 verlängert - ohne Ausstiegsklausel, wie Villis betonte. Deshalb liege die Entscheidung letztlich beim VfL.

Hochstätter kennt sich bestens aus in der deutschen Eliteklasse. Der Ex-Nationalspieler absolvierte in der Zeit von 1982 bis 1998 368 Bundesliga-Spiele für Borussia Mönchengladbach. Später arbeitete er als Manager bei den Fohlen und Hannover 96, ehe er 2013 in Bochum anheuerte. Hochstätter gilt in der Szene als gut vernetzt und scheut keine Konflikte - eine wichtige Eigenschaft als möglicher HSV-Sportchef im nervösen Hamburger Klub-Umfeld.

An der Elbe sorgten am Montag ungeachtet der Entwicklungen um Hochstätter neue Hoogma-Aussagen für Wirbel. Der Niederländer warf Klub-Boss Beiersdorfer schlechten Stil vor. "Nicht Beiersdorfer hat mir abgesagt, sondern ich dem HSV", sagte Hoogma bei Sport1: "Wenn ich lese, dass Beiersdorfer alles umdreht, dann ist das nicht gut."

Die Aussagen des Niederländers lassen den ohnehin arg angeschlagenen Beiersdorfer im schlechten Licht dastehen und sind wie Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker. Zur Erinnerung: Erst am Sonntag hatte der Vorstandschef betont, dass er Hoogma seinerseits eine Absage erteilt habe.

Die neuen Turbulenzen auf Manager-Ebene passen zum Bild, das der Bundesliga-Dino im Herbst 2016 auch sportlich abgibt. Mickrige zwei Pünktchen aus zehn Spielen, Tabellenplatz 18: Aus einer ähnlichen Ausgangsposition schaffte in 63 Jahren Bundesliga noch kein Klub die Rettung, und so rückt der erste Abstieg der Vereinsgeschichte von Woche zu Woche ein Stückchen näher. Selbst bei Chef-Optimist und Klub-Ikone Uwe Seeler schwindet allmählich die Hoffnung auf den Klassenerhalt. "Es würde einem Wunder gleichkommen", sagte 80-Jährige der Bild-Zeitung.

Beiersdorfer bezeichnete die momentane Situation mit Blick auf die Statistik des Grauens unterdessen als "große Herausforderung" und appellierte an die schwer verunsicherten HSV-Profis: "Wir stehen in der Pflicht. Wir müssen unseren Glauben hervorholen."

Dieser Glaube schwindet im Umfeld zusehends. "Ein Club zerstört sich selbst", titelte das Hamburger Abendblatt am Montag und bezeichnete die jüngste 2:5-Klatsche gegen Borussia Dortmund als "Offenbarungseid auf allen Ebenen". Die Hamburger Morgenpost stellte nach nur einem Punkt unter Neu-Trainer Markus Gisdol aus fünf Spielen (2:13 Tore) die Frage: "Wird es bald eng für den Coach?"

Die Muster wiederholen sich, die Krise wird zur Dauerschleife - kein Wunder, dass sich in der aktuellen Gemengelage sogar die leidgeprüften Fans allmählich von ihrem Verein abwenden. "Es bricht mir das Herz, diese Truppe tötet alles, für das ich ein Leben lang gestanden habe", schrieb Supporters-Chef Tim-Oliver Horn bei Facebook.

(sid)
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