HSV-Boss Beiersdorfer schlägt trotz Reue viel Kritik entgegen

Hamburg · Erst Reue und Selbstkritik, dann heftiger Gegenwind von der Basis - nach dem erneuten Fast-Abstieg des Bundesliga-Dinos Hamburger SV ist der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer bei der mehr als zweieinhalbstündigen Mitgliederversammlung des HSV e.V. schwer gebeutelt worden. Mehr als ein Dutzend "einfache" Mitglieder machten den Ex-Nationalspieler explizit für die Katastrophensaison der Hanseaten verantwortlich.

Hamburger SV: Dietmar Beiersdorfer als neuer Boss vorgestellt
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Beiersdorfer als neuer HSV-Boss vorgestellt

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In einer für seine Verhältnisse kämpferischen Rede bekannte der 51-Jährige, speziell bei der Personalpolitk in der Trainerfrage alles andere als glücklich agiert zu haben. "Ich habe zu lange an einem Trainer gehangen, mit dem wir in die neue Saison gehen wollten", sagte Beiersdorfer sichtlich zerknirscht, ohne den Namen von Thomas Tuchel zu erwähnen.

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Reaktionen zum Relegations-Krimi

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Der ehemalige Coach des Ligarivalen Mainz 05 hatte wochenlang mit den Norddeutschen verhandelt, sich dann aber doch entschieden, bei Borussia Dortmund die Nachfolge von Jürgen Klopp anzutreten. Beiersdorfer: "Da wurde ein Fehler begangen, nun müssen wir daraus die richtigen Schlüsse ziehen."

Fast schon flehentlich bat Beiersdorfer ein Jahr nach der Ausgliederung der Bundesliga-Abteilung aus dem Gesamtverein um Vertrauen für die kommende Spielzeit. "Wir waren gefühlt im freien Fall, aber haben jetzt mit Bruno Labbadia einen Toptrainer, der maximalen Anteil am Klassenerhalt hat", sagte der einstige Bundesliga-Profi im Mittelteil seiner 30-minütigen Rede in der WM-Arena am Volkspark.

Wie schon im Vorjahr hatte der HSV sich erst in der Relegation vor dem ersten Abstieg in der 128-jährigen Vereinsgeschichte retten können. "Wir sind besser geworden, müssen aber noch viel besser werden", beschwor Beiersdorfer die 335 anwesenden Mitglieder. Dennoch ließen aufgebrachte Redner kaum ein gutes Haar an seiner Transferpolitik.

Vorwürfe, die der Gescholtene nicht im Raum stehen ließ. "Auch in den Jahren zuvor sind Fehler gemacht worden, mittlerweile gibt es 20 Klubs, die uns in der Nachwuchsarbeit voraus sind. Das kann man in elf Monaten nicht vollständig aufarbeiten, diesen Schuh ziehen wir uns nicht an", entgegnete Beiersdorfer ungewohnt emotional.

Hamburger SV: Bruno Labbadia lässt alles raus
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Labbadia lässt alles raus

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Einräumen musste der Klubboss, dass es weitere Investoren in den Fußstapfen des in der Schweiz lebenden Milliardärs Klaus-Michael Kühne vorerst nicht geben wird: "Wir werden mit Interessenten sprechen, aber kurzfristig zeichnet sich da nichts ab. Der HSV ist noch längst nicht wieder eine Topadresse, diesen Stand müssen wir uns wieder erarbeiten."

Neuwahlen standen bei der Versammlung nicht auf der Tagesordnung. Präsident Jens Meier sowie Vizepräsident Henning Kinkhorst und Schatzmeister Ralph Hartmann sind noch bis 2018 gewählt.

(sid)
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