Gezielte Prügel? HSV-Fans erheben schwere Vorwürfe gegen Leipziger Ordner

Leipzig · Eine Woche nach den Ausschreitungen beim Dortmunder Heimspiel gegen Leipzig berichten HSV-Fans nun von gezielten Angriffen durch zum Teil vermummte Leipziger Stadionordner. Der Polizei liegen nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Gewalt vor. Doch das Hamburger Fanprojekt bleibt bei seiner Anklage.

 HSV-Fans beim Spiel in Leipzig.

HSV-Fans beim Spiel in Leipzig.

Foto: dpa, hsc

Es wäre durchaus pikant. Nur eine Woche nach den Krawallen von Dortmund und der Welle der Solidarität mit den angegriffenen Leipziger Fans sollen gleich beim nächsten Heimspiel Ordner des Bundesligisten RB Leipzig Hamburger Fans angegriffen haben. Davon berichten einige HSV-Anhänger und inzwischen auch das Hamburger Fanprojekt. Einzelne Mitarbeiter des Ordnungsdienstes sollen sich sogar vermummt und gezielt die Auseinandersetzung mit den HSV-Fans gesucht haben.

Eine Geschichte, die gerade dem harten Kern vieler Fans, die RB Leipzig nach wie vor ablehnend gegenüberstehen, denkbar gut zupasskommen würde. Innerhalb der aktuellen Debatte über Gewalt und Hetze im Fußball hätte ein solcher Zwischenfall beinahe das Zeug zum Politikum.

Leipziger Polizei hat nichts gemerkt

Die Leipziger Polizei bekam von Vorfällen nach eigenen Angaben zumindest in dieser Größenordnung nichts mitbekommen haben. Entsprechende Berichte, die bereits am Wochenende in sozialen Netzwerken kursierten, ordnete die Polizei sogar als bewusste Falschmerldungen ein. Nach Sichtung erster Videoaufnahmen bestätigte die Polizei am Dienstag, dass sie die drastischen Schilderungen nicht bestätigen könne. Vielmehr hätten Hamburger Fans Leipziger Ordner mit Holzstangen angegriffen.

RB Leipzig - Hamburger SV: Bilder des Spiels
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Foto: dpa, woi cul

"Nach dem Spiel kam es auf der Dammkrone hinter dem Gästeblock zu Auseinandersetzungen zwischen Fans des HSV und dem Ordnerpersonal, nachdem zuvor die Polizei Identitäten von zwei Hamburger Fans feststellte, die im Verdacht stehen, während des Spiels im Gästeblock Pyrotechnik abgebrannt zu haben. In dieser Folge wurden Ordner durch Hamburger Fans mit Holzstangen angegriffen und verletzt. Diese Auseinandersetzung wurde durch die Polizei beendet. Ein verletzter Fan wurde behandelt und erstattete Anzeige wegen Körperverletzung", kommentierte die Polizei Sachsen auf Facebook.

Hamburger Fanprojekt erhebt schwere Vorwürfe

Derweil erhebt auch das Fanprojekt des HSV inzwischen schwere Vorwürfe gegen die Leipziger Ordner. Mitarbeiter des Ordnungspersonals hätten die HSV-Anhänger auseinandergetrieben und mit Faustschlägen angegriffen. Ein Gästefan sei gar bewusstlos geprügelt worden. "Auffällig war, dass sich bei diesen Aktionen mehrere Ordner bereits vermummt hatten. Dieses passt zu dem Gesamteindruck, den unsere Mitarbeiter von dem Ordnungsdienst bekommen haben. Nämlich, dass einige Ordner das Ziel verfolgten, gezielt auf die Leute einzuschlagen", schreibt das Fanprojekt auf Facebook. "Von Sicherstellung von verbotenen Gegenständen oder Ingewahrsamnahmen von identifizierten Anwendern von Pyrotechnik konnte zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr sein. Es kam aus unserer Sicht vielmehr zu gezielten und geplanten gewalttätigen Attacken auf umstehende HSV-Fans, ob sie nun zur aktiven Fanszene gehörten oder nicht."

Was genau sich am späten Samstagnachmittag in Leipzig abgespielt hat, wird nun Gegenstand weiterer Ermittlungen sein. Ein erster Zeugenaufruf der sächsischen Polizei, die weiterhin mögliche Geschädigte sucht, blieb bislang unbeantwortet.

(ak)
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