Gesundheitscheck bereits absolviert Gambischer Flüchtling hofft auf HSV-Vertrag

Hamburg/Belek · Es klingt wie im Märchen: Der 17 Jahre alte Flüchtling Bakery Jatta darf sich Hoffnungen auf eine Karriere beim Hamburger SV machen.

 Das Probetraining von Jatta verlief positiv.

Das Probetraining von Jatta verlief positiv.

Foto: dpa, ahe hak

Im Sommer machte sich Bakery Jatta auf den Weg. Der Teenager verließ seine Familie, seine Heimat Gambia, schaffte es durch die Sahara, überlebte die Flucht über das Mittelmeer, um in Europa sein Glück zu finden. Gut sechs Monate später träumt der 17-Jährige von einer Karriere als Fußballer beim Hamburger SV.

"Er hat viele Sachen wirklich gut gemacht", sagte Trainer Bruno Labbadia, nachdem Jatta zwei Tage zur Probe bei den Hamburgern mittrainiert hatte. "Der Junge war sehr begeistert", sagte Firat Aktas. Der Berater aus Bremen hat über seine guten Kontakte zu HSV-Klubchef Dietmar Beiersdorfer das Vorspielen eingefädelt.

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Obwohl Jatta in seiner Heimat angeblich nur auf der Straße und in der Schule Fußball gespielt hat, überzeugte der Offensivmann durchaus. "Die Rückmeldung war positiv", sagte Aktas: "Wenn der HSV zurückkommt, werden wir uns mit Dietmar Beiersdorfer zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht." Ins Trainingslager (bis 16. Januar) des HSV nach Belek konnte Jatta nicht mitfliegen, weil er als Flüchtling Deutschland im Moment nicht verlassen darf.

Den Gesundheitscheck hat der 17 Jahre alte Gambier in Hamburg bereits absolviert. "Wenn wir nicht interessiert wären, würden wir so einen Check sicherlich nicht machen", sagte Fußball-Direktor Peter Knäbel dem "Hamburger Abendblatt".

Jatta will seine große Chance beim HSV unbedingt nutzen. "Mir hat das Probetraining beim HSV sehr viel Spaß gemacht", sagte er der Kreiszeitung Syke: "Ich hatte gleich das Gefühl, ein Teil der Mannschaft zu sein." Angeblich sind auch andere Bundesliga-Klubs an dem robusten jungen Mann interessiert, unter anderem Schalke 04. Doch Jatta hofft, dass sein Traum an der Elbe in Erfüllung geht. "Solange der HSV im Trainingslager ist, werden wir nichts anderes unternehmen", sagte Aktas, der sich von Jatta in seiner Spielweise an Nationalspieler Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen) "erinnert" fühlt: "Abseits des Platzes ist er ruhig und bescheiden."

Nach seiner Flucht aus Gambia, wo Präsident Yahya Jammeh seit 1994 mit harter Hand regiert, wo die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, wo Angriffe auf Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung an der Tagesordnung sind und Folter als gängige Praxis gilt, landete Jatta in der Akademie Lothar Kannenberg. Die Einrichtung für Bildung und Jugendhilfe bei Bremen bietet "jungen Menschen ein Zuhause auf Zeit". Kannenberg und sein Team versuchen ausgegrenzte Jugendliche, darunter viele Flüchtlinge, durch Sport in die Gesellschaft zu integrieren, sie helfen bei Behördengängen und vermitteln Deutschkurse.

Kannenberg, ehemaliger Boxer, erkannte Jattas Begabung. "Bakerys Talent war sofort offensichtlich. Der Junge wusste, was er wollte - nämlich ganz oben mitspielen", sagte er dem Magazin 11Freunde. Bei Werder Bremen kam der große Ehrgeiz offenbar nicht ganz so gut an. Die Grün-Weißen wollten Jatta nach einer Probephase in der A-Jugend einsetzen, der Spieler wollte mehr - man fand am Ende nicht zusammen.

Noch ist auch völlig offen, ob Jattas Märchen in Hamburg wahr wird. Einen Bonus kriegt er bei Labbadia nicht. "Ich persönlich mache da keinen Unterschied, wer er ist und woher er kommt", sagte der 49-Jährige in Belek: "Wie es weiter geht, werden wir nach dem Trainingslager sehen."

(ems/sid/dpa)
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