Zittersieg im DFB-Pokal Hamburg und die Schatten der Vorsaison

Cottbus · Das Erstrunden-Aus hat der Hamburger SV beim Drittligisten Energie Cottbus gerade noch einmal abgewendet. Doch beim Bundesligastart am kommenden Samstag muss sich der "neue HSV" deutlich steigern.

Rafael van der Vaart trifft sehenswert per Freistoß
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Vom "neuen HSV" war zumindest im ersten Pflichtspiel der Saison noch nicht viel zu sehen. Anstatt die Erinnerungen an die katastrophale Vorsaison mit einem klaren Pokalsieg zu vertreiben, kam der Bundesligist beim Drittligisten Energie Cottbus gerade noch einmal mit einmal blauen Auge davon. Beim 4:1 (2:2, 1:1) nach Elfmeterschießen war beim Hamburger SV über weite Strecken die tiefe Verunsicherung der abgelaufenen Spielzeit immer noch zu spüren.

"Nach der letzten Saison fehlen uns natürlich noch ein bisschen die Ruhe und Souveränität, solche Spiele klarer für uns zu entscheiden", sagte Trainer Mirko Slomka nach dem glücklichen Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals: "Insgesamt tut der Sieg allen gut — egal wie er zustande gekommen ist. Vielleicht bringt er uns ein bisschen die Gelassenheit, die wir in der Bundesliga brauchen."

Am Samstag tritt der HSV beim Aufsteiger 1. FC Köln an — nur mit einer deutlichen Leistungssteigerung dürften die Hamburger dort einen Fehlstart in die Liga vermeiden. "Auch dort wird uns ein sehr kämpferischer Gegner erwarten, deswegen war es wichtig, dass wir heute nach dem frühen Rückstand Moral bewiesen haben", sagte HSV-Kapitän Rafael van der Vaart. Der Torschütze zum 2:1, um den sich lange Abwanderungsgerüchte gerankt hatten, bekam dann auch noch ein Sonderlob. "Man hat gesehen, dass er mit Stolz die Binde trägt", sagte Slomka.

Vorne harmlos, hinten anfällig

Allerdings sah das erste Hamburger Pflichtspiel der Saison über weite Strecken so aus wie bei einigen Auftritten in der enttäuschenden Vorsaison, als der Abstieg erst in der Relegation vermieden wurde. In der Offensive lief gegen den leidenschaftlich kämpfenden Außenseiter lange nicht viel zusammen, die Abwehr leistete sich einige große Aussetzer. Und selbst eine 2:1-Führung in der Verlängerung reichte nicht, um das "Glücksspiel" Elfmeterschießen zu vermeiden.

"Wir haben viel falsch gemacht", sagte Torhüter Rene Adler, der zunächst selbst einen Strafstoß verschuldete, dann mit zwei gehaltenen Elfmetern aber zum Matchwinner avancierte. "Das ist das Schöne am Fußball. Man kann 90 Minuten scheiße spielen und dann doch zum Matchwinner werden", meinte Adler schmunzelnd: "Wir werden unsere Lehren daraus ziehen. Wir müssen weniger individuelle Fehler machen."

Denn in dieser Spielzeit soll ja eigentlich alles besser werden. Mit den Zugängen um Pierre-Michel Lasogga, dem Schweizer WM-Fahrer Valon Behrami oder dem ehemaligen Mainzer Nicolai Müller will der HSV die Qualität in der Mannschaft erhöhen. Die Ausgliederung der Profiabteilung und die Rückkehr des Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer sollen den "Bundesliga-Dino" auch strukturell nach vorne bringen. Zudem setzte Slomka auf eine lange Vorbereitung mit insgesamt drei Trainingslagern.

"Wir haben die Tuchfühlung zu anderen Klubs ein bisschen verloren. Man kann nur versprechen, was man auch halten kann", sagte Beiersdorfer bei Sky: "Wir wollen gut in die Saison starten und müssen uns in allen Bereichen entwickeln." Und Slomka ergänzte: "Wichtig ist, dass wir in Köln viele Dinge besser machen."

(sid)
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