HSV-Profi Holtby lästert nach Niederlage über Gegner Hannover

Hamburg · Bruno Labbadia war "tierisch genervt" und flüchtete sich in Fäkal-Rhetorik, Lewis Holtby ließ seine Wut an der Verkleidung des Spielertunnels aus und urteilte herablassend über seine Gegenspieler: Nach dem kleinen sportlichen Drama gegen Hannover 96 vergaßen die Hamburger für kurze Zeit ihre hanseatischen Manieren.

Das ist Lewis Holtby
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Foto: dpa, dan hak

"Wenn wir könnten, müssten wir uns in den Arsch beißen", zürnte HSV-Trainer Labbadia nach der völlig unnötigen 1:2 (1:0)-Heimpleite gegen Hannover 96 und trauerte der großen Chance nach, nach Punkten zu den Europacup-Plätzen aufzuschließen: "Dass wir uns nicht belohnt haben, ist unglaublich schade und wahnsinnig ärgerlich."

Fast 60 Minuten lang spielten die Hamburger mit den Niedersachsen Katz' und Maus, erspielten sich eine Reihe klarster Torchancen - und wurden für ihre schlampigen Abschlüsse dann bitter bestraft. Mit einem Doppelschlag in acht Minuten drehten Hiroshi Kiyotake (59., Foulelfmeter) und Salif Sane (67.) ein Spiel, das der HSV nach der frühen HSV-Führung durch Michael Gregoritsch (6.) nach Belieben diktiert hatte.

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"So eine Scheiße", schrie Mittelfeld-Abräumer Holtby auf dem Weg in die Kabine und warf für einen Moment seine gute Kinderstube über Bord: "Wir müssen das 2:0 machen und bekommen stattdessen das direkte Gegentor. Und das auch noch gegen so eine Mannschaft!"

Der zarte Aufschwung der vergangenen Wochen ist bei den Hanseaten damit erst einmal dahin. Für den Angriff auf Europa scheint der HSV noch nicht reif. Am Sonntag erinnerte das Team um Kapitän Johan Djourou ein bisschen an den kleinen Jungen, der akribisch einen Turm baut und ihn in einem Moment der Unachtsamkeit mit einer unbedarften Bewegung dann selbst wieder umschmeißt.

"Diese Niederlage war total unnötig", sagte Djourou und kritisierte die Abschlussschwäche seines Teams: "Wir brauchen mehr Bock auf Tore. Daran müssen wir arbeiten." Zehn Treffer in elf Partien bedeuten den zweitschlechtesten Wert der Liga - nur der FC Ingolstadt (7 Tore) traf noch weniger. "Wir brauchen mehr Geduld und Ruhe vor dem Tor. Das ist auch eine Kopfsache", sagte Djourou. Ein Spiel mit einer derartig großen Dominanz habe er mit dem HSV "bislang noch nicht erlebt".

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Foto: afp, GLYN KIRK

Hannovers zuletzt angezählter Coach Michael Frontzeck freute sich unterdessen diebisch über den unerwarteten Coup seines Teams. Mit dem zweiten Auswärtssieg kletterten die Niedersachsen auf Platz 14 und verschafften sich ein wenig Luft im Abstiegskampf. "Ein Riesenkompliment an mein Team", sagte Frontzeck: "Die Truppe lässt alles auf dem Platz. Das ist der Grund, warum ich mich immer wieder vor diese Mannschaft spielen."

Eine Halbzeit lang spielte Hannover wie ein Absteiger, kam dann durch den Strafstoß wie von Kiyotake wie aus dem Nichts zurück. Als der Japaner, der an den letzten sieben 96-Treffern direkt beteiligt war, dann auch noch punktgenau für Sane servierte, konnten die Niedersachsen ihr Glück kaum fassen. "Fußball ist Ergebnissport", bilanzierte Nationalkeeper Ron-Robert Zieler treffend.

Die Hamburger können ein Lied davon singen.

(areh/sid)
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