HSV-Trainer unter Druck Gisdol glaubt an Chance gegen "herausragende" Bayern

Hamburg · Die sportliche Situation beim Hamburger SV ist angespannt, Trainer Markus Gisdol gerät langsam aber sicher unter Druck. Und nun kommt auch noch Bayern München mit Heilsbringer Jupp Heynckes an die Elbe.

Markus Gisdol: Als Amateur zum Bundesliga-Coach
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Das ist Markus Gisdol

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Kapitulation vor "herausragend guten" Bayern? Für Markus Gisdol keine Option. "Ich sträube mich total dagegen, auch nur im Ansatz zu denken, dass man keine Chance hat", sagte der Trainer des Hamburger SV vor der Partie mit dem formstarken Starensemble um Rückkehrer Jupp Heynckes: "Ich bin mir sicher, dass wir einen mutigen Auftritt sehen werden."

Mit Leidenschaft, großem Willen und einer guten Portion Courage will Gisdol raus aus der Formkrise. Nach fünf Niederlagen aus den vergangenen sechs Partien nimmt der öffentliche Druck auf den Coach aber zu. "Wir werden geschlossen durch diese ganzen Dinge durchkommen", sagte der 48-Jährige, der Klubboss Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt vor dem schwierigen Duell am Samstag (18.30 Uhr/Live-Ticker) an seiner Seite weiß.

Gegen die Münchner spricht wenig für eine Wende des HSV. Die Bilanz gegen den längst weit enteilten Rivalen des einst so prestigeträchtigen Nord-Süd-Gipfels ist aus Perspektive des Bundesliga-Dinos verheerend. Sechs Pleiten setzte es zuletzt gegen die Bayern in Liga und Pokal hintereinander, darunter zwei 0:8-Debakel.

Und mit der Rückkehr von Heynckes auf die Trainerbank des Rekordmeisters kamen sofort die Erinnerungen an das bisher letzte Duell mit dem Meistertrainer hoch. An das schmachvolle 2:9 im März 2013, an all' die beißenden Witze und das triste Grillfest zur Besänftigung der Fans. "An das Spiel erinnere ich mich nicht mehr. Das habe ich verdrängt", sagte Dennis Diekmeier der "Bild". Der Rechtsverteidiger ist der einzig verbliebene HSV-Profi, der auch damals schon mitspielte.

Seitdem ist beim HSV viel passiert. Nach Thorsten Fink schenkte der Klub Bert van Marwijk, Mirko Slomka, Joe Zinnbauer und Bruno Labbadia das Vertrauen; im September des vergangenen Jahres übernahm dann Gisdol das Traineramt. Doch auch unter ihm gelang der nachhaltige Schritt aus dem dauerhaften Krisenmodus (noch) nicht. Vor dem neunten Spieltag sind die Hamburger Bundesliga-15. und drohen sich wieder im Keller festzufahren.

Die Kritik in Medien, bei verdienten Ex-Profis und seitens der Anhänger wird wieder lauter. Für Klubboss Bruchhagen ist dies jedoch nur teilweise nachzuvollziehen. "Jeder nimmt sich inzwischen das Recht raus, über den HSV zu spotten. Das ist offenbar chic und stört mich ganz massiv", sagte der 69-Jährige dem "kicker": "Ich finde, dass zum Beispiel der 1. FC Köln und Werder Bremen medial in diesen Wochen sehr sympathisch begleitet werden."

Der HSV werde hingegen "unsympathisch und geringschätzig" begleitet, sagte Bruchhagen, der Gisdol trotz der jüngsten Negativserie nicht infrage stellt: "Ich sage dazu nach wie vor nur das, was ich immer gesagt habe: Entscheidend ist, dass wir uns daran (den Trainer-Spekulationen, d. Red.) nicht beteiligen. Wir werden das Pingpong-Spiel nicht mitmachen."

Stattdessen träumt der Klub von einer neuen Sternstunde gegen den übermächtigen FC Bayern. Der letzte Sieg ist bereits acht Jahre her. "Man kann die Spiele von damals gar nicht mit denen von heute vergleichen", sagte Mladen Petric bei hsv.de. Der Kroate traf am 26. September 2009 zum vielumjubelten 1:0-Sieg. Damals konnte der HSV die Bayern noch ärgern.

(sid)
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