HSV im Krisenmodus Gisdol muss jetzt um seinen Job bangen

Schon wieder bahnen sich beim Hamburger SV Monate des Hoffens und Bangens an. Durch das 0:1 (0:1) beim FC Augsburg ist der HSV im neuen Jahr sofort im beinahe gewohnten Krisenmodus.

Markus Gisdol: Als Amateur zum Bundesliga-Coach
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Das ist Markus Gisdol

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Gut 80 Minuten lang quälte Markus Gisdol sein Team mit dem Videostudium vom ernüchternden Auftritt beim FC Augsburg, dann schickte der Trainer die Spieler des Hamburger SV am Sonntag in den Wald. Auslaufen. Bei strahlendem Sonnenschein sollten sie vor allem aber auch darüber nachdenken, wie der Klub aus seiner Dauerkrise herauskommt. Eines ist klar: Das müde 0:1 (0:1) zum Rückrundenauftakt hat Spuren hinterlassen.

"Natürlich gab es viel zu besprechen, wir hatten uns den Auftakt anders vorgestellt", sagte Gisdol hinterher. Der vorletzte Platz, die brenzlige "Situation nagt an den Spielern". Nächste Woche gegen den Letzten aus Köln "wollen und müssen wir unbedingt punkten", sagte Gisdol. Sonst könnte selbst der Relegationsplatz in weite Ferne rücken.

Spiel in Köln hat schon den Charakter eines Endspiels

Und gegen Köln geht es vielleicht sogar schon um Gisdols Job. "Jetzt wird's auch für Gisdol brenzlig", schrieb die Hamburger Morgenpost am Sonntag. Die Partie nächsten Samstag habe schon eine Art Final-Charakter: "Gewinnt Gisdol mit dem HSV gegen Köln, beruhigt er die Gemüter zunächst einmal. Verliert er aber, wird die nackte Angst regieren."

Vorstandschef Heribert Bruchhagen vermied am Sonntag jedenfalls ein klares Bekenntnis zu Gisdol. "Es kann nur das Ziel des HSV sein, Kontinuität zu zeigen. Wiederholtes Nachfragen zieht keine andere Antwort nach sich", sagte er in der Sendung "Wontorra - der Fußball-Talk" bei Sky Sport News HD. Und: "Das Wasser steht uns fast bis zum Hals." Da klangen Bruchhagen wohl immer noch die hämischen Gesänge der Augsburger Fans in den Ohren: "Zweite Liga, Hamburg ist dabei. Zweite Liga, Hamburg ist dabei."

Ob es passiert, ist nach der Pleite in Augsburg völlig offen, doch der verpatzte Start in die Rückrunde lässt Erinnerungen an all die Kapriolen der Vorjahre wieder aufleben. "Es ist enttäuschend. Die Leistung ist nicht ausreichend, da muss einfach mehr kommen", hatte Bruchhagen schon nach der Partie gesagt.

Der HSV-Boss forderte "von jedem" eine Steigerung, schloss sich und den Gisdol dabei ausdrücklich ein. Der Trainer reagierte äußerlich gelassen auf die prekäre Lage der Hanseaten mit nur 15 Punkten nach 18 Spielen. "Wir kennen diese Situation", sagte er. "Es geht darum, nicht alles schwarzzumalen", merkte Abwehrspieler Mergim Mavraj an.

Also dann: Der HSV war defensiv recht gut sortiert, ließ in einem Kampfspiel auf überschaubarem Niveau nicht allzu viele Augsburger Chancen zu. U21-Europameister Julian Pollersbeck feierte im Tor ein anständiges Debüt in der Fußball-Bundesliga, beim entscheidenden Treffer von Ja-Cheol Koo (45.) war er schuldlos. Aber sonst waren in dieser ziemlich dunklen HSV-Brühe wenige helle Flecken zu erkennen.

Vom Anhang gab es für die Leistung Pfiffe, aber einige applaudierten der Mannschaft auch. "Sorgen machen wir uns seit einem Jahr", sagte Mavraj und meinte damit, dass keiner beim HSV die Situation unterschätzt. Allerdings haben die Hanseaten mit der elften Niederlage einen Negativrekord für diesen Zeitpunkt einer Saison erreicht, noch nie gelang es in dieser Spielzeit zudem, nach einem Rückstand noch zu punkten.

Eklatant ist die Offensivschwäche. "Wir müssen mehr Chancen produzieren", forderte Gisdol für das Abstiegsendspiel gegen Köln. Der Coach ist der Meinung, "wir sollten uns offensiv breiter aufstellen". Sportchef Jens Todt, der keine Trainerdiskussion zulassen wollte, erklärte, es sei "nichts heiß" in Sachen Transfers und verwies auf eine Kombination aus "sportlicher Soforthilfe, finanzieller Machbarkeit und Verfügbarkeit".

Der Druck in Hamburg steigt und steigt. "Es darf keine Resignation geben, wir müssen Widerstand zeigen", sagte Bruchhagen.

(sid)
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